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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis
Autoren: John F. Case
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glucksend. »Große Zimmer, ja. Aber großartig? Das nun nicht gerade.«
    McBride lachte. »Na ja, jedenfalls ist es preiswert.«
    Opdahl schüttelte den Kopf und schnalzte: missbilligend mit der Zunge. »Das nächste Mal steigen Sie im Storchen ab, und die Stiftung übernimmt die Kosten. Finanzieren ist schließlich unsere Aufgabe!«
    McBride machte eine Geste, irgendwo zwischen Achselzucken und Nicken, und blickte sich um. Es war alles im Großen und Ganzen so, wie er es in Erinnerung hatte, kostbare Teppiche auf dem Marmorboden, Kassettendecke, Wandvertäfelung aus Eichenholz, Ölgemälde mit Blumen- und Landschaftsmotiven und PCs auf den schönen alten Holzschreibtischen.
    Er war zwar erst zum dritten Mal im Institut, aber er wunderte sich, wie ruhig es hier war. Opdahl bemerkte sein Erstaunen, schlug ihm auf die Schulter und deutete auf die Treppe. »Wir sind ganz unter uns!«, rief er und ging voraus.
    »Wirklich?«
    »Natürlich. Es ist Samstag! Samstags geht doch kein Mensch arbeiten - bloß der Boss. Und das nur, weil ich keine andere Wahl habe! «
    »Wieso nicht?«, fragte McBride, während sie die Treppe hochgingen. »Sie sind doch schließlich der Boss.«
    »Weil ich hier wohne«, klärte Opdahl ihn auf.
    »Ich habe immer angenommen, Sie wohnen in der Stadt.«
    Opdahl schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. »Nein. Das hier ist sozusagen mein Zuhause, wenn ich nicht zu Hause bin.« Er blieb auf einem Treppenabsatz stehen, wandte sich McBride zu und sagte erklärend: »Meine Frau lebt in Oslo. Sie kann die Schweiz nicht ausstehen, findet sie zu bourgeois.«
    »Na ja«, sagte McBride, »das macht sie ja gerade so liebenswert.« »Natürlich, aber über solche Dinge lässt sich nicht streiten.« »Und Ihre Kinder?«
    »In alle Himmelsrichtungen verstreut. Ein Sohn ist in Harvard, ein anderer in Dubai. Die Tochter in Rolle am Genfer See.«
    »Schule?«
    »Ja. Die Hälfte meines Lebens schwirre ich in Flugzeugen durch den leeren Raum.«
    »Und die übrige Zeit?«
    Opdahl grinste breit und ging weiter die Treppe hoch. »Die übrige Zeit treibe ich Geld für die Stiftung auf oder steche Nadeln in Landkarten, um festzuhalten, wo sich Leute wie Sie gerade herumtreiben.«
    Jetzt lächelte McBride und machte einen Scherz über seine Atemnot. »Ich dachte, hier gäb's einen Aufzug«, sagte er.
    »Gibt es auch, aber ich benutze ihn nicht gern am Wochenende«, erwiderte Opdahl. »Wenn es einen Stromausfall gibt ... na, Sie wissen schon.«
    Bei seinen früheren Besuchen hatte McBride in einem Konferenzraum im zweiten Stock mit Opdahl und dessen Assistenten gesprochen, daher war er zumindest leicht gespannt auf die Wohnung darüber.
    Im dritten Stock kamen sie zu einer Tür, die überhaupt nicht zu dem übrigen Gebäude passen wollte. Sie war aus Stahl statt aus Holz, ungewöhnlich dick und nur über ein elektronisches Sicherheitsschloss zu öffnen.
    Opdahl tippte drei oder vier Ziffern in ein Tastenfeld mit Aluminiumrahmen, und die Tür sprang mit einem metallischen Klicken auf. Der Direktor verdrehte die Augen. »Hässlich, was?«
    »Na ja, sie ist dick«, bemerkte McBride.
    Opdahl lachte leise. »Der Vormieter war eine Privatbank«, erklärte er. »Nach dem, was ich über ihre Kunden gehört habe, war die dicke Tür vermutlich eine kluge Entscheidung.«
    Das eigentliche Büro war geräumig und gemütlich, hell und, anders als die Räume in den unteren Etagen, modern eingerichtet. Es gab eine Bücherwand und ein Ledersofa. Auf einem Couchtisch aus Plexiglas stand ein Silbertablett mit einer dampfenden Teekanne, zwei Tassen mit Untertasse, Milch und Zucker und einer Schale Madeleines.
    »Tee?«, fragte Opdahl.
    McBride nickte — »gern« — und ging zu den Fenstern hinter dem Schreibtisch, um die Aussicht zu bewundern. Durch die Bäume be­ trachtet, war der See kobaltblau und glitzerte wie zerbrochenes Glas. »Atemberaubend«, sagte er.
    Opdahl bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken für das Kompliment und goss ein. »Zucker?«
    »Nur ein bisschen Milch«, antwortete McBride. Und dann, als er den Computer auf dem Schreibtisch des Direktors bemerkte, legte er den Kopf schief und runzelte die Stirn.
    »Wo ist denn Ihr A-Laufwerk?«, fragte er.
    »Was ist ein A-Laufwerk?«
    »Für Ihre Disketten.«
    »Ach so, das!«, erwiderte Opdahl. »Es gibt keins.«
    McBride war verblüfft. »Wieso nicht?«
    Opdahl zuckte die Achseln.. »Wir behandeln unsere Daten gern vertraulich, und auf diese Weise können wir sicher
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