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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis
Autoren: Chiara Strazzulla
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du immer noch wissen, warum ich dir das nicht gleich erzählt habe?«
    Slyman nickte. Natürlich wollte er das. Wenn er früher davon gewusst hätte, wären ihm viele Probleme erspart geblieben. Ein solcher Anhänger konnten einem aus allen Schwierigkeiten helfen - oder beinahe aus allen.
    »Es geht darum«, fuhr der Einsame fort, »dass es oft sehr nützlich sein kann, unbewusst Magie zur Verfügung zu haben. Weißt du, viele Leute werden von ihr abhängig, wenn sie wissen, dass sie in jedem Fall auf Magie bauen können. Dann vertrauen sie blind darauf und können sich nicht mehr aus eigener Kraft helfen.
Und lass dir das von einem gesagt sein, der schon seit je Magie einsetzt: Man sollte sich einer solchen Kraft nicht blindlings anvertrauen. Besser, man baut auf sich selbst.« Einen Augenblick sah es so aus, als ob der Einsame lächelte. »Und dann kam es mir oft so vor, als würdest du mich als Gottheit ansehen. Einen, der das Unmögliche wahr machen kann. Und daher habe ich geglaubt, dass du annehmen würdest, dieser Talisman könnte alles vollbringen. Das stimmte ja auch, aber es war nicht mein Verdienst.«
    Slyman lächelte in sich hinein. Es wäre ziemlich peinlich für ihn gewesen zuzugeben, dass der Einsame recht damit hatte. »Ich bin glücklich, dass Ihr es mir nun erzählt habt«, meinte er. »Aber ich will nie mehr einen solchen Schrecken erleben. Ich habe mir fürchterliche Sorgen um Euch gemacht.«
    »Dann werde ich mich bemühen, dass du das nie wieder musst«, versprach der Einsame.
    »Und ich sehe hier gerade, dass dieser undankbare Elbe, dem ich sogar das Leben gerettet habe, nicht einmal von meiner Anwesenheit Notiz nimmt.« Rabba Nix sprang plötzlich an Slymans andere Seite. »Ich verstehe ja, dass ihr beiden euch viel zu erzählen habt, Herr Einsamer, aber könnt Ihr mal kurz aufhören, ihn mit Beschlag zu belegen? Nur damit ich ihm vorwerfen kann, dass er sich umbringen lassen wollte?«
    Slyman drehte sich um und schaute Rabba Nix an, dann lachte er über dessen empörte Miene. »Gut, entschuldige bitte, dass ich dich einen Moment vernachlässigt habe, alter Freund! Aber hier ging es um lebenswichtige Fragen. Ich bin wirklich glücklich, dich zu sehen, Rabba Nix.«
    Der Ka-da-lun verschränkte die Arme und behielt seinen empörten Ausdruck bei. »Na gut, dass du dich wenigstens an meinen Namen erinnerst«, brummte er. Dann schwieg er einen Augenblick mit gerunzelter Stirn, während Slyman ihn ungläubig ansah. »Und als ›alte Freunde‹ kannst du deine Elbenfreunde bezeichnen.«

    Nun konnten beide nicht anders, sie mussten einfach loslachen. Und zu Slymans Verblüffung stimmte auch der Einsame mit ein.
    »Überrascht?« Rabba Nix deutet mit dem Kopf auf den Einsamen und lächelte schelmisch. »Also, dein Freund da kann lachen wie wild, obwohl er alle glauben machen will, er sei steif wie eine Marmorstatue!«
    Der Einsame lachte noch heftiger, als wollte er den Beweis dafür erbringen. In diesem Moment schien ihr Glück vollkommen zu sein.
    Als die Tür sich noch einmal öffnete, wandten sich alle um, um zu sehen, wer sie da besuchen kam.
    Es war Theresian. Er stieß die Tür langsam auf und begrüßte den Einsamen und Rabba Nix mit einem Winken. Dann blieb seine Hand wie erstarrt in der Luft stehen und er sah Slyman an.
    »Oh, Majestät!«, rief er, lächelte ein wenig, wie nur er es konnte, und verneigte sich leicht, aber ungezwungen. Slyman fiel auf, dass er nicht geschminkt und für seine Verhältnisse ziemlich ungekämmt war. Die hellblonden Haarsträhnen rutschten überall aus seiner Frisur. »Ich bin glücklich zu sehen, dass Ihr wieder auf den Beinen seid«, verkündete er, und man sah ihm an, dass er es ehrlich meinte. Dann verdüsterte sich seine Miene plötzlich, bis auch der letzte Rest eines Lächelns auf Slymans Lippen erstarb. »Der König will dich sehen«, sagte er beinahe schuldbewusst und neigte um Verzeihung bittend den Kopf. Er war vom Ihr zum Du übergegangen, ohne irgendetwas an seinem Verhalten zu ändern, doch jetzt klang er sanft, beinahe väterlich. »Weißt du, wir haben ihm nicht gesagt, dass du aufgebrochen bist. Und auch nicht, dass du krank warst. Er weiß nichts von deinem Kampf gegen die Finsternis.Verstehst du, wir wollten ihn nicht beunruhigen, da er doch …« Er schluckte. Seine Augen waren starr auf Slyman gerichtet. Jeder wusste, wie dieser Satz enden würde.
    »Ich verstehe«, sagte Slyman, und seine Stimme klang nun verändert. »Ich verstehe. Mein
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