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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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Constables waren doch mindestens genauso gut wie die von Keating, oder? Und meine Rouaults waren viel besser als die von Hebborn. Aber deren Arbeiten sind reichlich vertreten und ich … Ich werde nicht mal
erwähnt
! Das ist unverschämt, regelrecht kriminell.«
    Alix schloss ihre Augen und atmete tief durch. Wer sonst hatte einen Vater, der meckerte – er war zwar heiter und freundlich dabei, aber es war trotzdem Meckern –, weil er nicht als Fälscher von Weltklasse gewürdigt wurde? Und wie um alles in der Welt hatte er sich nach allem, was er durchgemacht hatte, seinen alten Schwung bewahren können?
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte damit gerechnet, dass er nach seiner Verurteilung wegen Fälschung, Diebstahl und Betrug als gebrochener Mann aus der achtjährigen Haft entlassen würde, als verschrumpelte Hülle seiner selbst. Er war immerhin ein hoch angesehener Konservator und Restaurator gewesen und sogar vier Jahre lang Oberkurator am Metropolitan Museum of Art und in der New Yorker Kunstszene allseits beliebt. Seine angenehm seidige Stimme mit englischem Akzent, seine sanften, strahlend braunen Augen, sein rauer Charme (in einem Artikel im
New Yorker
war er als »knuddelig« bezeichnet worden; sie hatte ihn selten so ärgerlich gesehen) und seine offensichtliche Freude am Umgang mit Leuten machten ihn zum gern gesehenen Gast bei Cocktailpartys und Empfängen in den Salons der Upper East Side.
    Nach dem Gefängnisaufenthalt, so hatte sie vermutet, würde er sich in das Heer der gebrochenen Ex-Häftlinge einreihen. Er wäre immer noch sehr gefragt, kein Zweifel, aber nur bei den vielen düpierten und extrem wütenden Kunstsammlern, die ihn verklagen wollten.
    »Weißt du, was meiner Meinung nach der Grund ist?« Geoff ließ nicht locker. »Es ist schiere Boshaftigkeit und Neid …«
    Sie schüttelte den Kopf und seufzte. Sie hatte ihn eindeutig unterschätzt. Nun, da er schon fast ein Jahr aus der Bundesstrafanstalt der mittleren Sicherheitsstufe im kalifornischen Lompoc entlassen war und alle Rechtsstreite beigelegt waren, hatte er anscheinenddie gleiche Idee wie sie gehabt, nämlich im Westen ein neues Leben anzufangen, und war in Seattle aufgetaucht (wollte er etwa schon wieder ihr Leben ruinieren?), wo er mit seinem bisschen Geld eine angeschlagene Handelsgesellschaft irgendwo im schmuddeligen, von Autobahnen zerschnittenen Industriegebiet der Stadt gekauft hatte. Venezia hieß die Firma, die sich darauf spezialisierte, Hotels und Restaurants mit importiertem Kunstschrott zu versorgen, so sagte er jedenfalls. Was er genau machte, wusste sie nicht und es interessierte sie auch nicht, aber es schien ihr kein gutes Zeichen, dass seine Angestellten offenbar alle alte Kumpel aus seinen Fälscherzeiten waren. Die meisten genau wie er ehemalige Sträflinge, aber die wenigsten Ex-Knackis hatten sein überschäumendes Temperament, seine stets positive Ausstrahlung oder waren – das musste sie ihm zugestehen – so von Grund auf liebenswert.
    »Nun ja, du hast eine Menge Leute im Kunstbetrieb ziemlich verärgert, weißt du?«
    »Das stimmt allerdings«, sagte er gelassen und sie wusste, er lächelte in diesem Augenblick sein unwiderstehliches spitzbübisches Lächeln. Sie musste selbst lächeln, als sie es sich vorstellte, und nur eine Sekunde lang wünschte sie sich, sie könnte es sehen. Sie hatte ihren Vater einst geliebt, von ganzem Herzen. Aber jetzt …
    Zeit, das Thema zu wechseln. »Apropos Kunstbetrieb«, sagte sie, denn sie musste ihm gegenüber einfach ein bisschen angeben, »ich treffe mich heute Abend mit einer Sammlerin. Bei einem Stifterempfang im Museum. Wenn alles gut läuft, könnte das der Einstieg sein, auf den ich gehofft habe.«
    »Ach ja? Noch mehr Reinigungsarbeiten?« Er hatte es nie ausgesprochen, aber sie wusste, er fand, die Gemäldereinigung würde ihren Fähigkeiten nicht gerecht.
    »Nein, keine Reinigungsarbeiten. Beratung. Sie braucht fachmännische Beratung beim Kauf eines Kunstwerks und hat irgendwo gehört, ich sei die Richtige für den Job.«
    »Na ja, es wird auch Zeit, dass die Leute endlich dein Talent erkennen«, sagte er mit väterlichem Stolz. »Du hast den absolutenKennerblick, mein Liebes. Und ich bilde mir ein, dass es was mit deinen Genen zu tun hat.«
    Damit hatte er vielleicht sogar recht, dachte sie. So lange sie zurückdenken konnte, drehte sich ihr ganzes Leben um Kunst. Als Jugendliche (bevor sie die Jungs für sich entdeckte) hatte sie so manche
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