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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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versucht, ihre Tannenhecke abzufackeln, und das, nur Minuten, nachdem ich ihr gedroht hatte. Und hier stand ich jetzt, verrußt und zerzaust, wie auf frischer Tat ertappt.
    Das durchdringende Geschrei der Alten brachte endlich die Nachbarn auf die Beine.
    „Frau Asp, was ist passiert?“, rief eine Männerstimme.
    Von plötzlicher Panik befallen rannte ich davon und kroch durch ein Loch in der Hecke in den Wald, Wuff zerrte ich hinter mir her. Bis zur großen Straße mussten wir durch hohen Schnee stapfen, danach liefen wir im vollen Galopp heimwärts, als würden wir verfolgt.
    Erst als ich die Lichter unserer Nachbarhäuser sah, traute ich mich, mein Tempo zu verlangsamen. Wir keuchten alle beide. Wuff hatte immerhin noch Kraft genug, um mit dem Schwanz zu wedeln. Mir dagegen war um einiges düsterer zumute.
    Warum bin ich abgehauen?, dachte ich. Ich hätte bleiben und erklären sollen, was passiert war. Schließlich hatte ich ja nichts getan. Schuldig waren die fremden Jungs. Jetzt sah es natürlich so aus, als hätte ich die Tannenhecke angezündet.
    Aber für Reue war es inzwischen zu spät.
    W ährend das Feuer in der Tannenhecke knisterte, streckte Simon seine Hand vorsichtig durch das Loch in dem schmalen Kellerfenster und schob den Haken hoch. Ein paar Glassplitter lösten sich und schlugen klirrend auf dem Boden auf.
    Er wartete angespannt, aber niemand kam angestürzt. Also öffnete er das Fenster, spähte hinein und stellte fest, dass es sich auf Höhe der Kellerdecke befand. Er schob die Füße hindurch, wand sich noch weiter hinein und hüpfte runter.
    Dann zog er seine Taschenlampe aus der Tasche und leuchtete damit. Er befand sich in einem Vorratsraum mit Regalen an den Wänden und aufeinandergestapelten Kartons. Der Luftzug hatte den Keller bereits ausgekühlt. Die Tür oberhalb der Holztreppe war geschlossen.
    Womöglich war sie abgesperrt!
    Insgeheim hoffte er das. Dann hätte er eine Ausrede.
    Er schlich die Treppe nach oben und drückte langsam den Türgriff runter. Die Tür öffnete sich. Er schob sie einen Spalt weit auf und horchte.
    Irgendwo im Haus bewegte sich jemand mit schlurfenden, unsicheren Schritten.
    Der Rauchgeruch drang durchs offene Fenster. Den müsste sie doch auch riechen. Warum rannte sie nicht nach draußen? Es brannte doch!
    Nichts lief so wie geplant.
    Unschlüssig wartete er eine Zeit lang, schlüpfte dann aber in einen dunklen Flur. Zwei Zimmer gingen vom Flur ab, in denen schwere, altertümliche Möbel standen. Seit er mit seiner Mutter hier gewesen war, hatte sich nichts verändert.
    Sein Körper stand unter Hochspannung, sein Gehirn protestierte laut. Er müsste umkehren.
    Und dennoch ging er weiter. Er hatte keine Wahl.
    Auf der Hut vor den schlurfenden Schritten schlich er weiter.
    In unserem Haus war fast überall Licht, auch in Mamas Atelier. Als Künstlerin richtet sie sich bei der Arbeit nicht nach der Uhr. Beim Malen lässt sie sich von ihrer Inspiration lenken. Die hohen Atelierfensterim einen Giebel unterscheiden unser Haus von allen anderen. Ansonsten würde es wie jedes andere zweistöckige gelbe Holzhaus mit weißen Schnitzereien und einem Balkon überm Eingang aussehen.
    Papas Volvo glänzte silbern auf der Garageneinfahrt. Es ist immer noch ein ungewohntes Gefühl, den Wagen an einem normalen Werktagabend zu sehen. Früher pendelte er nach Jönköping und war nur an den Wochenenden zu Hause. Aber seit dem Jahreswechsel arbeitet er in Stockholm.
    Atemlos trat ich ins Haus, zitternd und voller Angst, weil ich vor der wutentbrannten Frau Asp geflohen war. Gleichzeitig lief mein Gehirn auf Hochtouren. Was mach ich jetzt bloß?
    Als Erstes rief ich „Hallo“, während ich meine Stiefel auszog.
    Mein Gruß stieß auf jubelnde Erwiderung.
    „Jaaa!“
    Ich nahm aber nicht an, dass dieser Freudenschrei meiner Ankunft galt. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Der Berichterstatter brüllte mit dem Publikum um die Wette. Und mit Papa. Papa federte auf dem Sofa auf und ab und wich keinen Millimeter mit dem Blick von der Glotze, als ich meinen Kopf mit einem erneuten „Hallo“ ins Zimmer streckte.
    Er hatte es eilig gehabt, aufs Sofa zu kommen. Sein Jackett lag überm Sessel, der Schlips obenauf. Die Ärmel seines weißen Hemds waren aufgekrempelt und die obersten Knöpfe aufgeknöpft.
    Wuff schoss rein und nahm neben Papa auf dem Sofa Platz. Von dort aus fixierte sie die Schale auf dem Tisch und versuchte die Chips dazu zu hypnotisieren, ihr in den Mund zu
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