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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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fliegen.
    „Äh …“, begann ich.
    „Los, ran mit euch, ihr behämmerten Idioten! Nix wie raus mit diesem elenden Schiedsrichter!“
    Da verließ mich mein Mut. Das war nicht der geeignete Moment für ein Geständnis. Besser einfach den Mund halten und versuchen, die Ereignisse des Abends zu vergessen.
    „Ein bisschen flott, Nisse, dann schaffst du es noch, die zweite Halbzeit zu sehen“, rief Papa. „Richtig gutes Spiel heute.“
    Wenn wir joggen, schwimmen oder am Auto herumlaborieren, nennter mich Nisse. Ansonsten nennt er mich Svea, wie alle anderen. Oma ist die Einzige, die Afrodite sagt.
    Als ich meine Jacke auszog, merkte ich, dass meine Kleider genauso rochen wie die geräucherten Schweinsohren, die Wuff immer als Belohnung bekommt, wenn sie besonders brav gewesen ist. Mit ein paar Schritten durchquerte ich die Küche und die Waschküche und kam in die Garage. Dort hängte ich meine Jacke und Hose an einen Haken, in der Hoffnung, dass der Rauchgeruch bis morgen verdunstet wäre.
    Als ich in die Küche zurückkam, hetzte Papa zwischen Kühlschrank und Tisch hin und her. Er war viel zu gestresst, um sich zu fragen, warum ich aus der Garage kam. Hastig warf er Brot und Aufstrich auf den Tisch und begann in raschem Takt Brote zu schmieren.
    „Was für ein Spiel, Nisse! Die erste Halbzeit war ein echter Hammer!“
    Er schubste die Butter zu mir rüber.
    „Beeil dich mit deinen Broten, damit du nichts verpasst!“
    „Äh, ich muss lernen.“
    Erst jetzt sah er mich an.
    Wenn ich Papa in die Augen schauen will, muss ich den Kopf in den Nacken legen. Es heißt, ich würde ihm ähnlich sehen. Ich selbst finde, dass ich eher Mama ähnele. Wir sind beide blond, während Papa dunkelbraune Haare hat. Aber blaue Augen haben wir alle drei. Die von Papa guckten jetzt gerade erstaunt.
    „Na, hör mal, seit wann haben dich Hausaufgaben davon abgehalten, ein gutes Spiel anzuschauen?“
    Ich zuckte die Schultern und schmierte mir einen Berg Brote. Damit setzte ich mich zwischen Papa und Wuff aufs Sofa und vergaß die Wirklichkeit.
    Bis das Spiel zu Ende war.
    Da fielen die Ereignisse des Abends wieder über mich her.
    Papa drehte sich mit hoch erhobener Hand zu mir um. Ich schlug mit meiner Hand dagegen.
    „Na, war das ein Spiel, Nisse?!“
    Ich nickte zerstreut.
    Plötzlich wurde er ernst und musterte mich mit wachsamem Erwachsenenblick.
    „Du warst aber sehr lange unterwegs. Wo …?“
    Schnell stand ich auf.
    „Jetzt muss ich aber Hausaufgaben machen!“
    „Jajaja“, sagte er und streckte die Hand nach der Fernbedienung aus.
    Ich machte ein paar Schritte, blieb dann aber stehen. Sollte ich es nicht doch erzählen?
    „Papa …“
    Er wandte sich um und lächelte, als gefiele ihm das, was er sah.
    Mir ging es genauso. Mein toller Papa. Ich hab ihn wirklich sehr gern.
    Und wieder war ich zu feige. Aber irgendwas musste ich ja sagen.
    „Schön, dass du diesen Job in Stockholm gekriegt hast!“
    Er nickte und sein Lächeln wurde noch breiter.
    „Das finde ich auch, Spatz.“
    Ich ging nach oben in mein Zimmer und holte die Schulbücher raus. Da saß ich dann am Schreibtisch und drehte den Stuhl hin und her, den Kopf von tausend Fragen erfüllt, nur nicht davon, ob man bei der Aussprache von though, thigh und thought lispeln soll oder nicht.
    Wer waren diese Jungs? Warum hatten sie es auf die alte Hexe Frau Asp abgesehen? Was wäre passiert, wenn ich das Feuer nicht gelöscht hätte? Hätte sie mir zugehört, wenn ich geblieben wäre? Hätte sie mir geglaubt?
    Und die schlimmste Frage: Hatte sie schon die Polizei verständigt?
    Mein Kopf fühlte sich an wie ein summender Bienenkorb. Eine Menge Fragen. Und keine Antworten.
    Ich bereute meinen Spaziergang bitterlich und beschloss, nie mehr auch nur in die Nähe des Hauses zu gehen, wo die saure alte Hexe wohnte.
    Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Ein schlechtes Gewissen nagt wie ein Wurm im Innern.
    Mitten in der Nacht wachte ich auf und öffnete die Augen in der Dunkelheit. Was hatte mich geweckt?
    Ich lag still und horchte. Alles, was ich hörte, war Wuffs friedliches Schnaufen. Ihr Körper zuckte im Schlaf. Ihre Pfoten zappelten, während sie kurze Wimmertöne ausstieß. Sie jagte im Schlaf, wahrscheinlich die Nachbarkatze. Das waren die aufregendsten Momente in ihrem Leben …
    Im selben Moment stiegen die Erinnerungen an den Abend in mir hoch.
    Der Brand!
    Plötzlich war ich hellwach.
    Wie konnte ich nur so bescheuert sein und abhauen!
    Die
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