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Gefaehrliche Verstrickung

Gefaehrliche Verstrickung

Titel: Gefaehrliche Verstrickung
Autoren: authors_sort
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schmerzende Wange berührte. Vergewaltigung ja, aber Wein nicht! Kamelpeitschen und Schleier, Gebete und Polygamie, aber nicht ein Tropfen kühler Chablis oder ein Schlückchen trockener San- cerre.
    Wie hatte sie dieses Land nur so wundervoll finden können, damals, als sie als Braut hierhergekommen war. Sie hatte die Wüste und das Meer gesehen, die hohen, weißen Mauern des Palastes, und sie hatte sich im geheimnisvollsten, exotischsten Ort der Welt geglaubt.
    Damals war sie verliebt gewesen. Und Gott mochte ihr beistehen, sie war es immer noch.
    In den Anfangszeiten ihrer Ehe hatte Abdu ihr all die Schönheiten seines Landes und die Reichtümer seiner Kultur gezeigt. Sie hatte ihre Heimat und ihre Gewohnheiten aufgegeben, um so zu werden, wie er es von ihr erwartete. Was er wollte, so stellte sich bald heraus, war die Frau, die er auf der Leinwand gesehen hatte, ein Symbol für Erotik und Unschuld, das zu verkörpern sie gelernt hatte. Phoebe hingegen war leider nur allzu menschlich.
    Abdu hatte sich einen Sohn gewünscht. Sie hatte ihm eine Tochter geboren. Er hatte erwartet, dass sie ein Kind Allahs werde, aber sie war nun mal geprägt von ihrer eigenen Erziehung und würde es auch immer bleiben.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken, nicht über ihn, nicht über ihr Leben oder ihre Qual. Sie muss te dem Ganzen für eine kurze Weile entfliehen. Sie würde nur noch eine einzige kleine Pille einnehmen, sagte sie zu sich, nur um diesen Tag zu überstehen.
    3. Kapitel
    Kurz vor seinem dreizehnten Geburtstag war Philip Cham- berlain bereits ein professioneller Dieb. Im Alter von zehn Jahren war er schon darüber hinausgewachsen, betuchten Geschäftsleuten auf ihrem Weg zur Bank, zu Börsenmaklern und Rechtsanwälten die prallgefüllten Taschen auszuräumen, oder achtlosen Touristen, die sich am Trafalgar Square tummelten, die Brieftaschen zu klauen. Man konnte ihn fast einen erstklassigen Dieb nennen, obgleich jeder, der ihm begegnete, in ihm nur einen hübschen, adretten und etwas schlaksigen Jungen sah.
    Er besaß geschickte Hände, scharfe Augen und die athletischen Voraussetzungen für einen Fassadenkletterer. Mit seinen gewieften, cleveren und stets einsatzbereiten Fäusten hatte er es geschafft, sich nicht von einer der vielen Straßenbanden vereinnahmen zu lassen, die in den späten Sechzigern die Londoner Straßen unsicher machten. Noch fühlte er sich zu den Gruppen von Jugendlichen hingezogen, die Blumen streuten und indische Perlenketten um den Hals trugen. Der vierzehnjährige Philip war weder ein Mod noch ein Rocker. Er arbeitete nun nur noch für sich selbst und sah keinen Sinn darin, die Insignien irgendeiner Gruppe zu tragen. Er war ein Dieb und kein Schläger und hatte nur Verachtung übrig für die Halbstarken, die alte Omas überfielen und ihnen das Einkaufsgeld abnahmen. Er war ein Geschäftsmann und hatte für Jugendliche seiner Generation, die über Wohngemeinschaften diskutierten oder auf Secondhand-Gitarren herumklimperten und dabei von einer besseren Zukunft träumten, nur ein müdes Lächeln übrig.
    Er hatte seine eigenen Pläne, große Pläne.
    Und im Mittelpunkt dieser Pläne stand seine Mutter. Er beabsichtigte, seine Von-der-Hand-in-den-Mund-Existenz baldmöglichst hinter sich zu lassen, und träumte von einem geräumigen Landhaus, einem teuren Wagen, eleganten Anzügen und exklusiven Partys. Und seit einigen Jahren hatte er auch begonnen, von eleganten Damen zu träumen. Doch im Augenblick war die einzige Frau in seinem Leben Mary Chamberlain, die Frau, die ihn geboren und alleine großgezogen hatte. Mehr als alles andere wünschte er sich, ihr das Beste angedeihen zu lassen, was das Leben zu bieten hatte, ihren glitzernden Modeschmuck durch echten zu ersetzen und sie aus der winzigen Wohnung am Rande von Chelsea herauszuholen, einer Gegend, die ganz plötzlich in Mode zu kommen schien.
    Es war kalt in London. Der Wind peitschte nasse Schneeflocken in Philips Gesicht, als er zum Faraday's Cinema lief, wo Mary Chamberlain arbeitete. Er war ordentlich angezogen. Ein Straßenpolizist würde einem so adretten Burschen mit einem sauberen Kragen keinen zweiten Blick schenken. Er verabscheute sowieso geflickte Hosen und ausgefranste Ärmel. Ehrgeizig, unabhängig und immer ein Auge auf die Zukunft gerichtet, hatte Philip einen Weg gefunden, sich das Leben so einzurichten, wie er es sich wünschte.
    Er war arm und vaterlos auf die Welt gekommen. Mit seinen vierzehn Jahren war er jedoch noch
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