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Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)

Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)

Titel: Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
Autoren: Katelyn Faith
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mitnehmen dürfen, aber ich brauchte ihn. Gleich nachher werde ich ihn in die Post geben und Jason zurückschicken. Mr Newsmith hat zum Glück eine Kopie davon gereicht. Grinsend faltet er vor meiner Nase den heutigen Independent auseinander und hält mir die Schlagzeile dicht vor die Augen.
    Mein Magen zieht sich zu einem Klumpen zusammen, als ich Reverend Clawsons widerliches Gesicht vor mir sehe. Das feiste Kinn, das ekelhafte Bärtchen, die winzigen Augen – perfekt zu der Schlagzeile über seinem Konterfei passend.
    „Zukünftiger Bischof erpresst Sex von Frauen“
    Beinahe gleichzeitig höre ich einen Schrei von oben, aus unserem Büro. Jemand hat offenbar den Karton mit den Gemeindeblättern geöffnet und den Artikel entdeckt. Ich traue mich nicht, die Zeitung zu nehmen, und ich traue mich nicht, nach oben zu sehen. Vielleicht starrt ein vor Wut schäumender Reverend Clawson aus dem Fenster und plant eine fürchterliche Rache an mir?
    „Haben Sie ...?“
    „Klar. Direkt heute morgen nach dem Druck. Das war ich Ihnen ja mindestens schuldig.“
    Mr Newsmith sieht so zufrieden aus, dass ich fast lächeln möchte. Ich habe ihm mit dieser Geschichte einen großen Gefallen getan, sagt er. Der Gedanke, dass auch Jason davon weiß, weil ich den Kollegen gebeten habe auf dem Weg hierher eine Zeitung bei Jason zu hinterlassen, tröstet mich. Immerhin weiß er jetzt, dass meine Entschuldigung ernst gemeint war. Ich erwarte nicht, dass er mich versteht, aber mein Gewissen ist beruhigt. Wir sind quitt. Oder?
    Drinnen wird es immer lauter, die Bombe ist geplatzt. Ich bleibe unschlüssig vor dem Haus stehen, nicke einer älteren Dame zu, die sich ein Gemeindemagazin aus dem aufgerissenen Karton nimmt, und sehe den Journalisten an.
    „Was wird jetzt aus Ihnen? Ich nehme nicht an, dass Sie weiterhin hier arbeiten werden, nach der Sache ...“
    Er deutet mit dem Kinn auf den Karton und ich muss lachen.
    „Ganz sicher nicht. Aber ich werde schon etwas Neues finden, darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken.“
    „Das müssen Sie auch nicht. Sie sind eine gute Journalistin, ich mag Ihren Schreibstil. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann ... gerne. Nun, ich werde hier warten und einen Originalkommentar von Reverend Clawson einfordern. Für die morgige Ausgabe.“
    Er zwinkert mir zu wie ein Verbündeter, und ich muss tatsächlich lachen. Es fühlt sich verdammt gut an, weil es sich richtig anfühlt. Wie eine Entschuldigung.
    Mit einem unhörbaren Seufzer sehe ich noch einmal zurück auf das Haus hinter mir. Das war’s. Es war eine nette Zeit, aber wenn ich ehrlich bin, war ich einfach immer zu bequem, um mir einen Job zu suchen, den ich wirklich will. Jetzt habe ich mir selbst einen Tritt in den Hintern verpasst und muss etwas ändern. Ein neuer Anfang, vor dem ich seltsamerweise kaum Angst verspüre.
    Ich lasse Mr Newsmith zurück und gehe die Straße entlang zur U-Bahnstation. Mein Job ist getan, die ganze Gemeinde und ganz London wird in Kürze wissen, was Reverend Clawson unter dem Deckmantel der christlichen Nächstenliebe getan hat. Wenn er noch andere Frauen so gequält hat wie Mrs Hall, finden diese jetzt vielleicht den Mut, gegen ihn auszusagen. Ich habe Wind gesät, den Sturm sollen nun andere ernten.
    Mein Herz fängt an zu rasen, als ich ihn entdecke. Er steht an der Straßenecke, inmitten einer Menschentraube, die sich an ihm vorbei zur Rolltreppe drängelt, und trotzdem steht er da, als wäre er allein. In der Hand den zusammengerollten Independent .
    Ich versuche, meinen Blick von ihm zu lösen, aber es gelingt mir nicht. Verflucht, war er schon immer so groß? Und er sieht gut aus, ganz leger in verwaschenen Jeans und T-Shirt. Mein Daumen geht wie von selbst zum Mund, ich knabbere an meinem Nagel und bleibe stocksteif stehen, während er auf mich zukommt.
    Oh Gott, mir wird schwindelig. Die Stimmen um mich herum werden zu einem Rauschen, ich nehme nicht einmal mehr Wortfetzen wahr.
    „Emma“, sagt er leise, als er vor mir steht. Ein Schritt trennt uns voneinander, und doch kommt es mir vor, als stünden wir an gegenüberliegenden Themseufern. Haben wir ein Boot, das uns rüberbringen kann?
    „Danke.“
    Ich nicke, sage aber nichts. Mein Herz schlägt jetzt ganz weit oben im Hals, ich bin mir sicher, keinen Ton herauszubringen.
    „Komm mit. Orlando wartet auf uns.“
    Meine Knie geben nach und verwandeln sich in Pudding. Wohin will er mit mir? Ich wage nicht zu fragen, aber ich folge ihm wie in
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