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Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)

Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)

Titel: Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
Autoren: Katelyn Faith
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Ben&Jerrys und einer Familienpackung Kleenex. Es ist unsere Weihnachtstradition, weil auch Sylvia keine guten Erinnerungen an diese Festtage hat und wir gemeinsam unseren Kummer in Tränen und Eiscreme ertränkten. Es sind gute Erinnerungen, trotz all der Tränen. Es ist das, was unsere Freundschaft ausmacht – wir können miteinander weinen, ohne dem anderen erklären zu müssen, warum.
    Auf meinem Schreibtisch liegt das Halsband von Granny. Der Anblick schnürt mir die Kehle zu und ich will Sylvia bitten, es wegzulegen, zu verstecken, damit ich es nicht sehen muss.
    Es ist plötzlich nicht mehr nur die Erinnerung an Granny, die ich damit verbinde. Es sind Bilder, Gefühle, die in mir hochkommen und gegen die ich nichts tun kann. Sie schwappen einfach nach oben und treiben mir die Tränen in die Augen. Großer Gott, warum bin ich so bescheuert? Es war nur Sex, mehr nicht. Sex mit einem verdammt attraktiven Mann, den ich eigentlich nicht leiden konnte. Der früher ekelig und gemein zu mir war. Verzweifelt versuche ich, die Erinnerungen von damals wieder hervorzurufen. Vielleicht können sie mir helfen, ihn wieder so zu sehen, wie ich ihn sehen sollte? Als arroganten, gefühlskalten Narzissten, dessen Weg mit Frauenherzen gepflastert ist. Nun liegt meins neben all den anderen, wie ein Stern auf dem Walk of Fame, warum überrascht es mich jetzt?
    „Weißt du noch, was Jason damals über meine Brüste gesagt hat?“
    Meine Stimme klingt kläglich, aber ich will jetzt darüber reden. Sylvia verdreht die Augen.
    „Hör auf damit, Emma! Das war damals, du warst ein dünner, schlaksiger Teenager wie fast alle von uns, und Jason war ein Arsch. Vergiss es einfach!“
    „Nein, du verstehst mich nicht! Ich will es nicht vergessen, ich will mich daran erinnern! Vielleicht verschwindet er dann endlich aus meinem Kopf, wenn ich mir all die alten Sachen ...“
    „Warum quälst du dich selber? Ruf ihn an, rede mit ihm, entschuldige dich noch einmal persönlich bei ihm, erklär ihm, dass du dich so furchtbar über ihn aufgeregt hast, dass du etwas tun wolltest ... er wird dir verzeihen, Emma, aber wenn du davor wegläufst und ihm nichts als einen blöden Brief hinterlässt ...?“
    Mein Gesicht glüht, obwohl mir immer noch eiskalt ist. Ich ziehe die Bettdecke bis zum Kinn hoch und verkrieche mich darunter.
    „Würdest du mir das verzeihen, Syl? Nein, er hat alles Recht der Welt, mich zu hassen. Eigentlich sind wir quitt ... er hat mich belogen, und ich habe ihm auch nicht die Wahrheit gesagt. Aber mit all dem Wissen ist jetzt auch klar, wo wir stehen. Da wo wir früher schon waren.“
    „Du bist ein entsetzlicher Pessimist, Emma, jedenfalls wenn es um so was wie Liebe geht. Und ein verdammter Feigling noch dazu. Du hast längst vergessen, was er damals zu dir gesagt hat.“
    „Oh nein, das habe ich nicht!“ Ich richte mich im Bett auf und spüre, wie die Lebensgeister wieder über mich kommen.
    „Er hat im Schwimmbad gesagt, dass mir eine Badehose reichen würde, schließlich gäbe es nichts, was das Bikinioberteil verbergen müsste.“
    Sylvia lacht und sieht an mir vorbei zu meinem Schreibtisch.
    „Ehrlich, das war doch fast lustig. Du kennst doch den alten Spruch: Was sich liebt, das neckt sich?“
    „Er hat mich dadurch dazu gebracht, mit Frank Morris zu schlafen. Weil ich mir beweisen wollte, dass ich auch begehrenswert war.“
    „Irgendjemand musste der Erste sein, Emma. Und Frank war sicher nicht die schlechteste Wahl.“
    „Er war ein Stoffel und hat nicht mal bemerkt, dass er der Erste war!“
    Schon wieder schießen mir die Tränen in die Augen, als die Erinnerung an mein unrühmliches erstes Mal in mir hochkommt. Frank war relativ beliebt in der Schule und sah gut aus, und ich war mir sicher, dass der Zeitpunkt richtig war.
    Ich wollte dazugehören, wollte mich als Frau fühlen. Die Enttäuschung danach kann ich immer noch spüren, obwohl es so lange her ist. Das war es also, und nichts hatte sich anschließend verändert. Ich war noch immer dieselbe Emma, niemand sah mir an, was ich getan hatte, obwohl ich mir das einbildete.
    Es war so wie am achtzehnten Geburtstag, dem ersehntesten Tag der Jugendzeit. Am Abend stellte man fest, dass man sich nicht verändert hatte. Es war nur ein Datum, ein einziger Tag im Leben, und er hatte mit dem Prozess des Erwachsenwerdens so viel zu tun wie jeder andere Tag auch.
    Man wird nicht mit einem Schlag erwachsen, nur weil man plötzlich volljährig ist. Ebenso wenig
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