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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
Autoren: Audrey Braun
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an. Es gibt Tage, selbst heute noch,
gerade heute,
an denen ich mich wie eine Waise fühle und die Welt einfach zu groß und leer ist, als dass ich mich in ihr zu Hause fühlen könnte. Oliver hat ja keine Ahnung, was für ein Glück er gehabt hat.
    Nach mehreren Kilometern verwandelt sich der Sandstrand in felsiges Ufer, wo kein Vorwärtskommen mehr möglich ist. Ich drehe um und mache mich auf den Rückweg, während dieBrandung in meinen Ohren rauscht und ich die Berge sehe und den Dschungel, der sich hinter der »alten Stadt« erhebt, in der wir Urlaub machen. Am Hang reihen sich weiße Steinhäuser mit Terrakottadächern unter dem grünen Dschungel terrassenartig übereinander und über allem spannt sich der strahlend blaue Himmel. Ein weiterer Knoten aus purem Stress löst sich in mir.
    Als ich den halben Weg zurück geschafft habe, ziehe ich mein Tanktop, die Shorts und meine Schuhe aus und springe ins Meer. Ich hebe mein Gesicht der Sonne entgegen und lasse das Wasser meinen Schweiß abwaschen. In der Ferne meine ich, die Rückenflossen von zwei Delphinen zu erkennen. Ich habe gelesen, dass Wale und Delphine die Haie von der Bucht fernhalten. Es ist schon komisch, dass so bösartige Tiere sich vor anderen fürchten, die so sanftmütig sind. Ich stelle mir vor, wie ich durch unser Apartment laufe und Jonathon und Oliver erzähle, wie unglaublich es ist, bei einem morgendlichen Bad im Meer Delphine zu sehen. »Du hast ja so recht, Jonathon«, werde ich sagen. »Wir brauchten dringend mal eine Abwechslung und hier haben wir sie gefunden.«
    Als ich aus dem Wasser komme, rennt ein Mann über den Strand auf mich zu. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber er sieht aus wie der Stierkämpfer vom Pool.
Benicio.
    Er hebt einen Arm. »Celia!«, ruft er. Es scheint dringend zu sein. Wer immer er auch ist, er weiß meinen Namen und allein bei dieser Erkenntnis zieht sich mein Magen zusammen.
    Es ist tatsächlich Benicio.
    »Es tut mir leid«, sagt er außer Atem. Mit den Fingern fährt er sich durch sein schimmerndes Haar. In der Sonne wirkt seineHaut wie Karamell, seine Augen haben den Ton von dunklem Bernstein. »Es hat einen Unfall gegeben«, sagt er.
    Mein Magen verkrampft sich noch mehr.
    »Ihr Mann hat mich gebeten, sie zu finden. Er hat gesagt, sie wären am Strand joggen.«
    Meine Gedanken rasen, alles Mögliche jagt mir durch den Kopf. Ich muss zurück. Jonathon lässt mich suchen. Jonathon geht es gut. Oliver!
    »Was für einen Unfall?«
    »Ihr Sohn. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich bin nur hier, weil ich Ihrem Mann helfen wollte.«
    »Wo ist Oliver?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich schlüpfe bereits in meine Sachen, ziehe mir die Socken über die sandigen Füße. Das Adrenalin lässt meine Hände derartig zittern, dass ich mir kaum die Schuhe zubinden kann.
    »Warten Sie! Nein, warten Sie!«, ruft er, als ich loslaufe. »Ich habe ein Auto!«
    Schlitternd komme ich zum Stehen.
    »Ich bin mit dem Wagen meines Cousins gekommen. Da drüben. Der weiße.« Er deutet über den Strand zu einer Straße, wo ein alter weißer Corolla halb auf dem Bordstein steht. »Ich bin auf der Suche nach Ihnen auf und ab gefahren. Bitte«, sagt er. »So geht es viel schneller.«

4
    Wir biegen um die nächste Ecke und fahren in Richtung des Apartments. Ich erkenne die Straßen wieder. Wir sind hindurch gefahren, als wir vom Flughafen kamen. Da ist der kleine Oxxo-Supermarkt mit den großen Werbeplakaten für Bambini-Eiscreme, der alte Mann an der Ecke, der mit seinem gelangweilt aussehenden Esel für Fotos posiert. Benicio rast die Straße genauso schnell entlang wie der Taxifahrer, umfährt im Zickzack Menschen und schlängelt sich durch den anderen Verkehr. Seit wir ins Auto gestiegen sind, hat er mich noch nicht ein einziges Mal angesehen.
    »Erzählen Sie mir ganz genau, was mein Mann gesagt hat.«
    Benicio nickt. »Er hat nur gesagt, dass Ihr Sohn einen Unfall gehabt hat und ob ich Sie bitte am Strand suchen könnte.«
    Der Wagen schlittert um eine weitere Ecke. Wir sind jetzt höher am Hang und die weißen Häuser sind nicht mehr übereinander gebaut. Immer mehr Bäume und Gras wachsen dazwischen.
    Jonathon hat tief geschlafen, als ich losgegangen bin. Oliver auch. Es kann nicht viel mehr als eine Stunde her sein, allerhöchstenszwei. Was soll in dieser kurzen Zeit passiert sein? Wo sind sie hingegangen? Müsste Oliver nicht eigentlich noch schlafen? Die verschiedensten Möglichkeiten schießen mir durch den Kopf. Vielleicht
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