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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
Autoren: Audrey Braun
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gelesen.«
    »Oh, das sollten Sie!«, sage ich und klinge dabei viel zu interessiert für ein normales Gespräch mit einem Fremden. »Ich finde, es ist ihr bester Roman.«
    Er sieht mir in die Augen und lächelt. »Dann werde ich ihn mir besorgen.«
    Meine Hände beginnen zu schwitzen. Wir reden lediglich über Bücher, und trotzdem habe ich das Gefühl, mich völlig zu entblößen.
    »Ich bin Benicio«, sagt er.
    »Freut mich«, antworte ich, doch da geht das Tor zum Pool auf und unterbricht mich. Es ist Jonathon, die Beine so weiß wie Zement. Er trägt die Ledersandalen, die ich ihm für die Reise gekauft habe und die, zumindest im Laden, perfekt ausgesehenhatten, aber an seinen Füßen und besonders hier am Pool erscheinen sie plötzlich weibisch.
Mädchenschuhe
nennt Oliver sie.
    Zwischen Jonathon und Benicio fliegt ein Blick hin und her. Ist es Eifersucht? Das wäre das erste Mal. Jonathon trägt kein Shirt und sein weißer Bauch wölbt sich ein wenig über den Rand seiner braunen Badeshorts. Der frische, glückliche Gesichtsausdruck, den ich heute Morgen noch bei ihm gesehen habe, als wir das Haus verließen, ist verschwunden. Er wirkt nachdenklich, völlig fehl am Platz. Er gehört in seine Bank.
    »Es war nett, mit Ihnen zu plaudern«, sagt der Mexikaner und entzieht sich Jonathons funkelndem Blick. An der Pforte dreht er sich in der letzten Sekunde noch einmal um und lächelt, als wisse er, dass ich ihn beobachte. Ich balle meine verschwitzten Fäuste.
    Dann fällt die Pforte hinter ihm ins Schloss und er ist weg.
    Ich stehe auf und beginne, meine Sachen zusammenzupacken. Ich spüre Jonathons Blick.
    »Was?«, frage ich.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, wie du unter all diesen Lagen Stoff aussiehst, die du zu Hause ständig trägst.«
    Ich werfe einen Blick an meinem eingeölten Körper hinunter, der von der Sonne schon braun zu werden beginnt. All die Zeit im Fitnessstudio hat mich muskulös und straff werden lassen. Ich habe nicht so hart gearbeitet, um gut auszusehen, aber das ist nun dabei herausgekommen. Ich denke an die Augen des Stierkämpfers und wie er mich noch Augenblicke zuvor betrachtet hat.
    »Warum hast du so lange gebraucht?«, will ich wissen. »Jetzt hab ich für den ersten Tag schon ziemlich viel Sonne abbekommen.«
    »Ich habe nur die Sachen eingeräumt.«
    »Schon komisch, wie nett Oliver war, als ich gegangen bin.« Jonathon lacht und schlurft in seinen steifen Sandalen heran. Dann lässt er sein Handtuch und seinen kleinen Strandbeutel auf die Liege neben mir fallen. Eine Ecke seines BlackBerrys schaut heraus. »Mach dir keine Sorgen. Das bleibt nicht so.« Er stemmt die Hände in die Hüften und betrachtet den Pool.
    »Es ist ihm schon jetzt alles zuwider hier, oder nicht?«, frage ich. »Er hat sich noch nicht mal richtig umgesehen, aber seine Entscheidung ist längst gefallen.«
    »Er ist sechzehn, Cee. Hast du vergessen, wie das ist, wenn man sechzehn ist?«
    Ich erinnere mich an meine Highschool-Jahre und würde am liebsten lachen. Die ganzen Zweifel und all dieser Selbsthass hatten mich fast erstickt. Noch viel schlimmer war die Sehnsucht gewesen und ich hatte noch nicht mal gewusst wonach. »Nein«, erwidere ich. »Es gibt Tage, da fühle ich mich sogar noch wie sechzehn.«
    »So aussehen tust du jedenfalls. Das ist mal sicher.«
    Aus dem Mund meines eigenen Mannes klingt das seltsam anstößig.
    »Mein Kopf fängt an wehzutun«, sage ich. »Ich denke, ich gehe rein und lege mich etwas hin.«
    Sein Gesichtsausdruck verhärtet sich kurz. Seine Augen scheinen irgendetwas in der Ferne zu fixieren. Eine Straße, die den Hügel hinaufführt und unten zwei Männer, die vor einem weißen Wagen in einer Einfahrt stehen, miteinander reden und lachen.
    Ich wende mich wieder Jonathon zu. Er sieht mir in die Augen und hat seine Miene schnell wieder im Griff.
    »Willst du nicht wenigstens einmal mit mir schwimmen gehen?«, erkundigt er sich.
    Ich suche in seinem Gesicht nach den Spuren des harten Ausdrucks, den ich gerade gesehen hatte. An manchen Tagen habe ich ernsthaft das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
    »Ich verspreche dir, dass ich später noch mit dir schwimmen gehe«, sage ich.
    Er küsst mich auf die Stirn. »Geh nur«, flüstert er an meiner Haut. »Ruh dich ein bisschen aus.«
    Als ich das Apartment betrete, hockt Oliver in einer Ecke der Couch und schreibt SMS. Er sieht nicht mal auf, als ich nur noch einen Meter von ihm entfernt bin.
    »Das kostet uns ein Vermögen«, sage
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