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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Autoren: Anne Gracie
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„Das bin ich kurz vor meiner Hochzeit. Wenn ich je an dir gezweifelt habe, Ayisha, und auch an deinen Beweggründen, so ist dieses Porträt der Beweis, dass es dir bestimmt war, zu mir zu kommen. Du bist mein eigen Fleisch und Blut, und nichts anderes zählt.“ Sie schloss Ayisha herzlich in die Arme, die ihren Willkommensgruß gerührt erwiderte.
    Dann setzten sie sich zu Tee und Kuchen.
    „Ich habe deinen Brief an Rafe gelesen, meine Liebe, obwohl er es mir verboten hatte“, fügte Lady Cleeve verschämt hinzu. „Aber deine Zeilen haben mir gezeigt, wie falsch ich dich eingeschätzt habe. Letztlich kann ich Mrs Whittacker nicht die ganze Schuld zuweisen. Meine eigenen Vorurteile haben mich blind und grausam gemacht. Ich will erklären, warum ich so heftig reagiert habe.“
    Ayisha erstarrte. Diese Kränkung saß immer noch tief.
    „Ich habe es nicht so gemeint. Aber ich neige leider zur Verbitterung, wenn es um Mätressen geht.“ Sie drehte ihr Taschentuch zwischen zitternden Fingern. „Während unserer Jahre in Indien hatte mein Mann eine Geliebte. Sie war eine hübsche Inderin, weit unter meinem Stand. Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich wahnsinnig eifersüchtig auf sie war. Ich musste nicht nur meinen Mann mit ihr teilen, sie durfte auch ihre Kinder behalten. Und sie hatte vier Kinder mit ihm.“
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit leiser Stimme fort: „Ich hingegen habe in dem tropischen Klima Indiens fünf Babys verloren. Henry hat als einziges meiner Kinder überlebt, aber als er sieben Jahre alt wurde, hat ihn mein Mann auf ein Internat nach England geschickt.“ Ihre Lippen bebten. „Er war noch so klein und zart. Ich habe meinen Mann auf Knien angefleht, ihn noch ein paar Jahre bei mir zu lassen oder mir zu gestatten, mit ihm nach England zu reisen. Aber er vertrat die Meinung, es schade der Entwicklung eines Knaben, wenn er von einer liebenden Mutter verhätschelt werde. Mein Platz sei an der Seite meines Ehemanns. Und so nahm er mir meinen kleinen Jungen weg.“
    In den feinen Gesichtszügen der alten Dame spiegelte sich der Gemütsaufruhr, der in ihr tobte. Ayisha glitt vom Stuhl und kniete sich neben ihre Großmutter, deren knochige Finger das Taschentuch kneteten.
    „Jeden Tag musste ich zusehen, wie diese Frau mit der Schar ihrer gesunden, fröhlichen Kinder an unserem Haus vorüberging. Es waren allesamt Kinder von meinem Ehemann. Als ich meinen Henry wiedersah, war er ein erwachsener Mann, der höflich und distanziert mit mir sprach wie ein Fremder. “ Die Stimme versagte ihr.
    Sie wischte die Tränen aus ihren Augen, holte stockend Atem und blickte Ayisha an. „Ich habe dich all meine Bitterkeit und meinen Zorn spüren lassen, meine Liebe, und ich weiß nicht, wie ich dir mein tiefes Bedauern ausdrücken kann.“
    „Das hat keine Bedeutung mehr“, sagte Ayisha tröstend und streichelte ihre knorrige alte Hand. „Mein Vater hat seiner Frau großes Unrecht getan, das ist nicht zu leugnen, genau wie sein Vater Ihnen Unrecht getan hat.“
    Sie zögerte. „Meine Freundin Laila hat immer gesagt, wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen, denn wenn wir sie mit uns nehmen, vergiftet sie unsere Zukunft.“
    „Deine Freundin ist eine weise Frau.“
    Es klopfte an der Tür, der Butler trat ein. „Der Rechtsanwalt Mr Pilkington ist da, Mylady.“
    Lady Cleeves Miene hellte sich auf. „Schicken Sie ihn herein, Adams.“
    Rafe und Ayisha erhoben sich. „Wir lassen Sie allein“, sagte Rafe.
    Lady Cleeve wies sie mit gebieterischer Geste an, wieder Platz zu nehmen. „Ihr bleibt. Ich habe Mr Pilkington in der vergangenen Woche angewiesen, meinen letzten Willen zu ändern. “ Sie warf Rafe einen herausfordernden Blick zu. „Der Name Alicia Cleeve wurde durch den Namen Ayisha Machabeli ersetzt, einzige Tochter von Kati Machabeli und Sir Henry Cleeve, meine Enkeltochter.“
    Der Anwalt trat ein, und Lady Cleeve stellte die Anwesenden vor. „Mr Ramsey und meine Enkelin Ayisha Machabeli.“
    „Ayisha Cleeve, wenn ich Sie korrigieren darf“, sagte der Rechtsanwalt lächelnd in drei verblüffte Gesichter.
    „Als Sie mich letzte Woche beauftragten, ein neues Testament aufzusetzen, Mylady, stutzte ich bei dem Namen Kati Machabeli. Irgendetwas klingelte in mir, sozusagen. Also nahm ich mir die Dokumente Ihres verstorbenen Sohnes vor und fand das hier.“ Er legte ein vergilbtes Dokument auf den Tisch.
    Lady Cleeve nahm es zur Hand und las, dann sah sie den Anwalt an, und
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