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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Autoren: Anne Gracie
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Sie kaufen wollen.“
    Aber der Engländer verabschiedete sich nur mit einer kurzen Verneigung und schritt durch die Gruppe der Käufer, als wären sie Luft. Und wie das einfache Volk auf dem Marktplatz machten auch ihm diese Männer hier Platz. Ayisha folgte ihm.
    Sie hatte Mühe, Schritt zu halten, denn niemand machte einem verwahrlosten Straßenjungen Platz. Der Engländer war bereits auf der Straße, als Ayisha die Unruhe der Wartenden hinter sich hörte. Sie beschleunigte ihre Schritte.
    Sie wollte es nicht sehen, aber sie hörte es.
    Es ging um eine Sklavin. Ayisha hörte das erwartungsvolle Raunen der Kunden, bevor Zamils Mann die Frau anpries. „Eine junge Tscherkessin, eine garantierte und beglaubigte Jungfrau.“ Das Raunen verstärkte sich in wachsender Erregung.
    Ayisha schluckte den Brechreiz herunter, der in ihr aufstieg und taumelte zum Ausgang.
    Der Wächter lachte, als er Ayishas aschfahles Gesicht sah. „So viel nacktes Fleisch ist wohl zu viel für einen Grünschnabel wie dich! Der Grieche hat dich doch gewarnt. Aber der Anblick wird dir heute Nacht süße Träume bescheren, du Zwerg! “ Er lachte dreckig und entriegelte das Portal. „Von nun an wirst du beim Anblick einer verschleierten Frau sofort wissen, was sie darunter verbirgt, nicht wahr?“ Ayisha drängte sich an ihm vorbei und rannte, bis ihr die schmerzhaften Stiche im Brustkorb die Luft zum Atmen nahmen. Sie röchelte und schluchzte resigniert.

2. Kapitel
    Sie rannte hinunter bis zum Nil, die endlos fließende Quelle
    von Leben, Fruchtbarkeit, aber auch Tod. Der Fluss hatte stets eine tröstliche Wirkung auf sie. Und mahnte sie daran,
    niemals unachtsam zu werden. Denn hier lauerten überall Krokodile.
    Im Wasser und an Land.
    Sie kauerte sich ans Ufer, zog die Beine bis zu den Knien an und blickte über das glitzernde Wasser. Und mit einem Mal kamen die Erinnerungen mit geballter Wucht zurück.
    Ayisha hörte das krachende Splittern von Holz unter den gewaltigen Schlägen gegen die Tür. Ein Klirren bedeutete ihr, dass die Riegel brachen. Die Räuber waren gekommen. Sie wussten immer, wann sie zuschlagen mussten.
    Die Diener waren bereits alle beim ersten Anzeichen der Seuche geflohen.
    Es gab niemanden, der sie hätte aufhalten können, außer Ayisha und ihrer sterbenden Mutter. Ihr Vater war bereits tot.
    Ihre Mutter hatte verzweifelt ihre Hand gedrückt. „Versteck dich“, wisperte sie und deutete unter das Bett.
    Ayisha kroch blitzschnell darunter und lag mucksmäuschenstill. Sie wagte es kaum zu atmen. Über sich hörte sie die schweren Atemzüge ihrer Mutter. Sie atmete in immer größeren Abständen ein und aus und ein und aus.
    Zwei riesige schmutzige Männerfüße näherten sich vorsichtig dem Bett und blieben davor stehen.
    Ayisha hielt den Atem an. Die langen Fußnägel des Mannes waren verhornt und schmutzig gelb.
    „Tot“, hörte sie die tiefe Männerstimme über sich.
    Nicht Mama , dachte sie verstört. Noch nicht. Auch Mama wird sich bestimmt verstecken.
    „Irgendeine Spur von dem Kind?“, fragte ein anderer Mann.
    „Nein, aber sie muss hier sein.“
    Sie spannte jeden einzelnen Muskel an, bestimmt würde sie jeden Moment entdeckt und aus ihrem Versteck gezerrt.
    „Such sie! Eine weiße Kindjungfrau bringt einen besseren Preis auf dem Sklavenmarkt als alles andere hier.“ Sie hörte, wie der Schmuck ihrer Mutter in den Händen des einen Räubers klimperte.
    Mama hatte ihre Augen geöffnet und ihn mit ihrem letzten Atemzug verflucht.
    Ayisha umschlang fröstelnd ihre Knie und blickte auf das endlos fließende Wasser des Flusses. Nichts brachte ihn aus seiner Ruhe, nichts bekümmerte ihn. Alles verging.
    Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag und ihre Übelkeit wich.
    Es hatte keinen Sinn, an Dinge zu denken, die nicht zu ändern waren. Ihr Ziel bestand einzig darin, zu überleben. Es war töricht gewesen, zu Zamil zu gehen. Nun war sie nur wieder krank vor Angst und Abscheu. Was hatte sie erwartet?
    Sie raffte sich auf. Es war spät geworden, und statt Geld zu verdienen, hatte sie fast den ganzen Tag damit vergeudet, dem Engländer zu folgen.
    Da sie nur wenige Münzen eingenommen hatte, wollte sie Laila wenigstens Reisig für ihren Backofen bringen.
    Sie sammelte trockenes Schilf, dürre Zweige, welkes Gras und trockenen Kameldung. Die Arbeit beruhigte sie. Bei ihrer ersten Begegnung hatte Laila ihr zu essen gegeben und Ayisha hatte ihr zum Dank trockenen Reisig gebracht. Daraus war eine innige Beziehung
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