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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Autoren: Anne Gracie
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zwischen ihnen entstanden.
    Sie hatte es seither weit gebracht. Sie war nicht mehr das halb verhungerte, verängstigte Kind, sondern eine junge Frau, der viele Möglichkeiten offen standen. Sie musste sie nur ergreifen.
    Die Sonne stand tief am Himmel, als sie ihr Bündel nach Hause schleppte. Sie zahlte zwar immer noch für ihr Essen, aber Laila war inzwischen so etwas wie ihre Familie geworden. Sie hatte zuerst Ayisha unter ihre Fittiche genommen und später Ali. Ginge es nach ihr, würden beide Kinder mit in ihrem Haus wohnen, doch Omar hatte es verboten.
    Die Hütte mit den zwei Kammern, der gesamte Hausrat, ja sogar Laila gehörte Omar.
    Ayisha betrat den winzigen Innenhof durch die Hintertür und stapelte das Brennmaterial sorgfältig neben dem Lehmofen. Laila würde es morgen brauchen.
    Mmrrau? Ihr Kater Tom begrüßte sie wie immer von der hohen Mauer, die den Hof umgab. Tom betrachtete sich die Welt gern von oben.
    Ayisha schmunzelte, als er sich streckte und heruntersprang, um ihr um die Beine zu streichen. Sie hob ihn hoch und streichelte ihn zärtlich. Schnurrend rieb er sein Köpfchen an ihrem Gesicht.
    „Wo ist denn Ali?“, fragte sie den Kater mit einem Blick auf den leeren Strohsack unter der Bank. „Er müsste doch schon längst zu Hause sein.“
    Sie klopfte leise an die Tür. Ali und sie betraten nur selten das Haus. Omar erlaubte Laila zwar zähneknirschend, sich um verwahrloste Straßenbettler zu kümmern, aber sie durfte keinen von ihnen ins Haus lassen oder auch nur einen Piaster für sie ausgeben.
    Deshalb schliefen Ayisha und Ali im Innenhof auf einem Strohsack unter der Bank. Es war gar nicht so schlecht. Im Winter, wenn es kalt war, schliefen sie neben dem Backofen, der auch dann noch Wärme spendete, wenn die Glut schon lange erloschen war. Tom schlief zu Ayishas Füßen und hielt sie warm. Und im Sommer war es im Freien sogar kühler als im Haus. Es war wesentlich angenehmer, als auf der Straße zu schlafen.
    Laila öffnete. Ihre Lippe war gespalten und mit dunkel verkrustetem Blut befleckt.
    „Was ist passiert?“, fragte Ayisha besorgt, als wüsste sie es nicht.
    Nach fünfzehn Jahren Ehe hatte Lailas Ehemann sie zu ihrem Bruder Omar zurückgeschickt wie ein unerwünschtes Paket. Er hatte sie fortgeschickt, weil sie ihm keine Kinder gebar. Es bedeutete das Ende all ihrer Träume, denn niemand nahm eine unfruchtbare Frau auf. Nun musste sie bei Omar leben, der gewalttätig, faul und habgierig war.
    Ayisha hasste ihn. Er behandelte Laila wie eine niedere Dienstmagd, so als habe sie durch ihre Unfruchtbarkeit jeglichen Wert verloren.
    Laila schüttelte den Kopf. „Es ist nichts. Er hat mir nur alles Geld abgenommen und heute hatte ich richtig gut verdient.“
    Ayisha blickte vorsichtig in die Kammer hinein. „Ist er fort?“
    „Ja, und wir werden ihn nicht eher Wiedersehen, bis er alles Geld im Hurenhaus auf den Kopf gehauen hat.“ Sie sah Ayisha resigniert an. „Wir werden es nie schaffen, von hier fortzukommen. Niemals.“
    „Doch, wir schaffen es“, widersprach Ayisha heftig und machte sich an einem lockeren Lehmziegel am Ofen zu schaffen. „Von diesem Versteck hier weiß er nichts. Auch wenn er dir dein Geld gestohlen hat, kann ich noch etwas dazutun.“ Sie nahm den Ziegel, griff in den Hohlraum holte einen kleinen Lederbeutel hervor, gab eine kleine Handvoll Münzen dazu und steckte ihn wieder zurück.
    „Mit jedem Tag haben wir etwas mehr beisammen, jeden Tag kommen wir Alexandria einen Schritt näher.“
    Die beiden träumten davon, genügend Geld beiseitezulegen, um Kairo heimlich verlassen und nach Alexandria reisen zu können. Dort wollten sie ganz von vorne anfangen. Omar würde Laila niemals in der Stadt am Mittelmeer vermuten, und niemand würde dort nach Ayisha suchen. Sie würden endlich frei sein und sich ein kleines Haus mieten, einen Backofen bauen und Backwaren verkaufen. Die Leute in Alexandria würden Lailas Kuchen, Fladen und Pasteten ebenso lieben wie die Leute hier.
    Wer wusste schon, was sie alles erreichen konnten, wenn Omar ihnen kein Geld mehr stahl. Vielleicht würde es sogar für eine Lehrstelle für Ali reichen. Dann wäre er weg von der Straße und nicht mehr in Gefahr.
    „Laila, Laila, bist du da?“, rief eine Frau. Die Nachbarin kam aufgeregt angerannt.
    Sie öffnete die Vordertür.
    „Hast du es schon gehört? Man hat Ali erwischt! Mein Sohn hat es mir grade erzählt.“
    Laila unterdrückte einen Schrei.
    „Wer hat ihn erwischt? Was ist
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