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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe
Autoren: Suzanne Collins
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Einkäufe gleichmäßig zu verteilen: Kaffee, Brötchen, Eier, Garn und Öl. Schließlich kommt mir noch die Idee, drei Flaschen klaren Schnaps bei einer einarmigen Frau namens Ripper zu kaufen. Sie war Opfer eines Bergwerksunfalls und clever genug, sich trotzdem durchzuschlagen.
    Der Schnaps ist nicht für meine Familie bestimmt, sondern für Haymitch, der bei den Spielen Peetas und mein Mentor war. Haymitch ist mürrisch, grob und meistens betrunken. Aber er hat ganze Arbeit geleistet - mehr als das, denn zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele durften zwei Tribute gewinnen. Also ganz gleich, wie Haymitch ist, ich habe auch ihm viel zu verdanken. Und zwar für den Rest meines Lebens. Ich besorge den Schnaps, weil er vor ein paar Wochen mal keinen mehr hatte und es auch keinen zu kaufen gab, woraufhin er Entzugserscheinungen bekam. Er zitterte und schrie irgendwelche schrecklichen Erscheinungen an, die nur er sehen konnte. Prim erschrak zu Tode, und mir machte es, ehrlich gesagt, auch keinen Spaß, ihn so zu sehen. Seitdem horte ich das Zeug sozusagen, für den Fall, dass es mal wieder einen Engpass geben sollte.
    Cray, der Oberste Friedenswächter, runzelt die Stirn, als er mich mit den Flaschen sieht. Er ist ein älterer Mann mit ein paar silbernen Haarsträhnen, die er schräg über den knallroten Kopf gekämmt hat. »Das Zeug ist zu stark für dich, Mädchen.« Er muss es ja wissen. Abgesehen von Haymitch trinkt Cray mehr als alle, die ich kenne.
    »Ach, meine Mutter braucht es für ihre Medizin«, sage ich leichthin.
    »Tja, damit kann man alles abtöten«, sagt er und knallt eine Münze für eine Flasche auf den Tresen.
    Als ich zu Greasy Saes Stand komme, hieve ich mich auf den Tresen und bestelle etwas Suppe, die nach einer Mischung aus Flaschenkürbis und Bohnen aussieht. Während ich esse, kommt ein Friedenswächter namens Darius und bestellt auch eine Portion. Von den Gesetzeshütern ist er mir noch der liebste. Er ist nicht so ein Wichtigtuer und meistens zu einem Spaß aufgelegt. Er dürfte in den Zwanzigern sein, sieht jedoch kaum älter aus als ich. Irgendetwas an seinem Lächeln und seinen roten Haaren, die in alle Richtungen abstehen, lässt ihn jungenhaft wirken.
    »Müsstest du nicht schon im Zug sitzen?«, fragt er.
    »Ich werde um zwölf abgeholt«, sage ich.
    »Müsstest du nicht besser aussehen?«, fragt er flüsternd, aber so, dass es jeder hören kann. Obwohl ich nicht in der Stimmung bin, muss ich über seine Neckerei lächeln. »Vielleicht eine Schleife im Haar oder so?« Er zieht kurz an meinem Zopf und ich schiebe seine Hand weg.
    »Keine Sorge. Wenn sie mit mir fertig sind, wirst du mich nicht wiedererkennen«, sage ich.
    »Gut«, sagt er. »Zeig zur Abwechslung mal ein bisschen Stolz auf deinen Distrikt, Miss Everdeen. Hm?« Er schaut Greasy Sae im Spaß missbilligend an und schüttelt den Kopf, dann geht er zu seinen Freunden.
    »Die Suppenschale krieg ich aber wieder!«, ruft Greasy Sae ihm nach, aber sie lacht dabei, deshalb klingt es nicht besonders streng. »Kommt Gale dich verabschieden?«, fragt sie mich.
    »Nein, er stand nicht auf der Liste«, sage ich. »Aber ich hab ihn Sonntag gesehen.«
    »Ach, ich hätte gedacht, dass er auf der Liste steht. Wo er doch dein Cousin ist«, sagt sie ironisch.
    Das ist ein weiterer Teil der Lügengeschichte, die sie sich im Kapitol ausgedacht haben. Als Peeta und ich bei den Hungerspielen unter die letzten acht kamen, wurden Reporter losgeschickt, die persönliche Geschichten über uns bringen sollten. Als sie nach meinen Freunden fragten, haben alle auf Gale verwiesen. Aber das konnten sie nicht schreiben, denn in der Arena spielte ich ja die Liebesgeschichte, und da konnte ich nicht Gale als besten Freund haben. Er sah zu gut aus, zu männlich, und er war kein bisschen bereit, für die Kameras zu lächeln und den netten Jungen von nebenan zu spielen. Und wir sehen uns tatsächlich ganz schön ähnlich. Wir haben das typische Aussehen des Saums. Dunkle glatte Haare, olivfarbene Haut. Also hat irgendein Schlaukopf ihn zu meinem Cousin ernannt. Ich wusste nichts davon, bis wir wieder zu Hause waren, auf dem Bahnsteig, und meine Mutter sagte: »Deine Cousins können es kaum erwarten, dich wiederzusehen!« Da drehte ich mich um und sah Gale und Hazelle und die Kinder - was blieb mir anderes übrig, als mitzuspielen?
    Greasy Sae weiß, dass wir nicht verwandt sind, aber selbst manche Leute, die uns schon jahrelang kennen, scheinen es
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