Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe
Autoren: Suzanne Collins
Vom Netzwerk:
siegreichen Tribute zusammen mit ihren Mentoren und Stylisten gesehen zu haben. Auch einige hohe Repräsentanten der Regierung tauchten gelegentlich auf. Doch Präsident Snow habe ich noch nie gesehen. Er ist bei Feierlichkeiten im Kapitol anwesend. Und das war's.
    Wenn er die ganze Reise von seiner Stadt hierher gemacht hat, kann das nur eins bedeuten. Ich stecke in ernsten Schwierigkeiten. Und mit mir auch meine Familie. Es schaudert mich bei dem Gedanken, wie nah meine Mutter und meine Schwester diesem Mann sind, der mich verabscheut. Der mich immer verabscheuen wird. Denn ich habe ihn bei seinen sadistischen Hungerspielen ausgetrickst, habe das Kapitol lächerlich gemacht und damit seine Macht untergraben.
    Dabei habe ich nichts getan, als Peeta und mir selbst das Leben zu retten. Dass das gleichzeitig ein rebellischer Akt war, war reiner Zufall. Doch wenn das Kapitol verfügt, dass nur ein Tribut gewinnen kann, und jemand so dreist ist, diese Regel infrage zu stellen, ist das wohl an sich schon eine Rebellion. Ich konnte mich nur verteidigen, indem ich so tat, als hätte meine leidenschaftliche Liebe zu Peeta mir den Verstand geraubt. Deshalb durften wir beide überleben. Und zu Siegern gekürt werden. Durften nach Hause zurückkehren und feiern und in die Kameras winken und wurden in Ruhe gelassen. Bis jetzt.
    Vielleicht ist es das neue Haus oder der Schreck, ihn zu sehen, oder dass wir beide wissen, er könnte mich von jetzt auf gleich töten lassen; jedenfalls komme ich mir so vor, als wäre ich der Eindringling. Als wäre das hier sein Zuhause und ich der ungebetene Gast. Deshalb begrüße ich ihn auch nicht und biete ihm keinen Platz an. Ich sage kein Wort. Im Grunde behandele ich ihn so, als wäre er wirklich eine Schlange, eine Giftschlange. Reglos stehe ich da, den Blick auf ihn geheftet, und schmiede Fluchtpläne.
    »Ich glaube, wir können die ganze Situation sehr vereinfachen, wenn wir uns darauf einigen, einander nicht zu belügen«, sagt er. »Was denkst du?«
    Ich denke, dass meine Zunge festgefroren ist und dass ich unmöglich sprechen kann, aber ich überrasche mich selbst und antworte mit fester Stimme: »Ja, ich glaube, damit würden wir Zeit sparen.«
    Präsident Snow lächelt und zum ersten Mal fallen mir seine Lippen auf. Ich hatte Schlangenlippen erwartet, also gar keine. Aber seine Lippen sind außergewöhnlich voll, die Haut spannt. Ich frage mich, ob er sich den Mund hat operieren lassen, damit er attraktiver aussieht. Wenn ja, war es Zeit-Verschwendung, denn er ist nicht die Spur attraktiv. »Meine Berater hatten Sorge, du könntest Schwierigkeiten machen, aber du hast nicht vor, Schwierigkeiten zu machen, oder?«, fragt er.
    »Nein«, sage ich.
    »Das habe ich ihnen auch gesagt. Ich habe gesagt, ein Mädchen, das so viel auf sich nimmt, um sein Leben zu retten, wird kein Interesse daran haben, es leichtfertig wegzuwerfen. Und sie wird auch an ihre Familie denken. An die Mutter, die Schwester und all die ... Cousins.« An der Art, wie er das Wort »Cousins« dehnt, merke ich, er weiß, dass Gale und ich nicht richtig verwandt sind.
    Jetzt liegen die Tatsachen also auf dem Tisch. Vielleicht ist es besser so. Mit unbestimmten Drohungen komme ich nicht gut zurecht. Ich will lieber wissen, woran ich bin.
    »Setzen wir uns doch.« Präsident Snow setzt sich an den großen Schreibtisch aus glänzendem Holz, an dem Prim ihre Hausaufgaben macht und meine Mutter die Haushaltsplanung. Ebenso wie er nicht einfach in unser Haus kommen dürfte, hat er auch kein Recht, diesen Platz einzunehmen. Und doch hat er jedes Recht. Ich setze mich vor den Tisch auf einen der geschnitzten Stühle mit hoher Lehne. Er ist für jemand Größeren als mich gemacht, ich berühre den Boden nur mit den Zehen.
    »Ich habe ein Problem, Katniss«, sagt Präsident Snow. »Ein Problem, das in dem Moment auftauchte, als du in der Arena die giftigen Beeren hervorgeholt hast.«
    Er meint den Moment, in dem ich mir dachte, dass die Spielmacher, vor die Wahl gestellt, Peeta und mir beim Selbstmord zuzusehen - womit es keinen Sieger gegeben hätte - oder uns beide am Leben zu lassen, sich für die zweite Möglichkeit entscheiden würden.
    »Wenn Seneca Crane, der Oberste Spielmacher, ein wenig Grips gehabt hätte, hätte er dich auf der Stelle in die Luft gejagt. Doch er hatte leider eine sentimentale Ader. Deshalb bist du hier. Kannst du dir denken, wo er ist?«, fragt er.
    Ich nicke, denn so, wie er es sagt, ist klar, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher