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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen
Autoren: Kirsten John
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bringen«, flüstert Max.
    Anschließend redet Leonies Vater noch einmal mit seiner Frau, aber ruhiger. Sie weigert sich immer noch, nach Hause zurückzukehren, also sagt Klaus, dass dann eben er kommt, Max’ Vater könne ihn ja fahren.
    Max will noch mal mit Leonie sprechen. »Dein Vater kommt jetzt rüber«, sagt er. Er muss nicht mal leise sprechen, weil im Hintergrund so ein Lärm ist. »Jetzt musst du nur noch meine Mutter hierherschicken.« Damit sie hier alles in Ordnung bringt, aber das sagt er nicht laut.
    »Ach, und wie soll ich das machen?«
    »Überleg dir was. Und zwar schnell!« Nicht auszudenken, wie Max’ Vater allein mit den Leoniebrüdern zurechtkommen soll!
    Klaus geht noch mal dran. Er fragt, ob er was mitbringen soll, Schlafanzüge oder so. Er bekommt eine lange Liste.
    Ganz zum Schluss, als die beiden Väter alle Klamotten zusammengesucht haben, rausgehumpelt und weggefahren sind, wird auch der Pizzabringdienst angerufen und dann noch mal, weil sie den Zeitungsjungen Tobias bei der Bestellung vergessen haben, der immer noch da ist und keine Anstalten macht, nach Hause zu gehen.
    Als es endlich an der Tür klingelt und die Pizza gebracht wird, sind sie zu sechst: Georg und Tristan, die Zwillinge, Zeitungsjunge Tobias und schließlich Max. Niemand macht sich die Mühe, Teller zu holen, und so essen die Jungs einfach aus den Kartons. Es ist ungewöhnlich ruhig am Tisch, während sie Stück für Stück in sich reinstopfen.
    »Meint ihr, Klaus und Suse lassen sich jetzt scheiden?«, fragt Lukas schließlich wie aus dem Nichts heraus.
    »Quatsch«, sagt Georg, der sich einen Faden Käse vom T-Shirt kratzt, aber er sieht unsicher zu Tristan hinüber.
    »Ja, Quatsch«, pflichtet der ihm bei. »So schnell geht das nicht.«
    Tristan hat Erfahrungen mit Scheidungen, schließlich haben er und Leonie schon eine mitgemacht. Lukas, Lars und Georg sind nicht geschieden, sie sind Halbwaisen: Ihre erste Mutter ist gestorben, als sie noch klein waren.
    »Was passiert denn, wenn man sich scheiden lässt?«, will Max wissen, schließlich ist auch er bald betroffen, so wie es aussieht. Er hat einen Kloß im Hals und mit einem Mal gar keinen rechten Appetit mehr.
    »Sie schreien rum«, sagt Zeitungsjunge Tobias, der mit der Angelegenheit eigentlich nichts zu tun, anscheinend aber auch Erfahrung hat.
    »Ja«, pflichtet Tristan ihm bei, »erst streiten sie oft und schreien. Dann heulen sie. Zumindest deine Mutter. Und dann reißen sie sich zusammen und finden eine Lösung.«
    »Und das heißt nichts anderes, als dass einer der beiden auszieht und man ihn nie wieder sieht«, sagt Tobias und nimmt sich noch ein Stück Pizza.
    »Am Anfang schon«, korrigiert Tristan, dem das Thema sichtlich unangenehm ist. Zumindest rührt er seine Pizza nicht mehr an.
    Tobias pult die Salami von seinem Stück. »Aber dann finden sie jemand Neues und machen eine neue Familie. Und dann ist man abgemeldet. Zack, bumm, das war’s. Man kriegt neue Geschwister und einen Haufen Geschenke, weil sie ein schlechtes Gewissen haben. Und dann kommt das Schlimmste.« Tobias legt den Kopf in den Nacken und lässt die Spitze seines salamifreien Pizzastücks hineinbaumeln, nach dem er schnappt. Danach kaut und redet er gleichzeitig weiter. »Alle treffen sich zu Weihnachten oder zum Geburtstag und finden sich ganz toll. Deine Eltern und ihre Neuen verstehen sich ja soooo super und du musst deine neuen Geschwister auch ganz toll finden und alle sind eine glückliche, große, tolle Superfamilie. Kotz.« Tobias macht würgende Geräusche und tut so, als müsse er sich übergeben.
    Tristan rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Also, so war es bei uns nicht.«
    »Ach nee? Und wo ist dein Vater jetzt?« Tobias grapscht sich noch ein Stück Pizza.
    Tristan richtet sich auf. »Klaus ist mein Vater.«
    »Dein richtiger Vater.«
    Tristans Augen werden zu kleinen Schlitzen. »Klaus ist mein richtiger Vater«, sagt er.
    »Ich meine …«
    »Wir wissen, was du meinst«, unterbricht ihn Georg.
    »Ja, das wissen wir«, sagt Lukas und Lars nickt.
    Zeitungsjunge Tobias sieht kauend von einem zum anderen. »Dann hat es bei euch ja geklappt. Schön für euch.« Er zuckt mit den Schultern, als sei damit das Thema abgehakt.
    Aber das ist es nicht, nicht für die anderen. Niemand isst mehr, die Stimmung bleibt ungemütlich. Erst als Tobias losmuss und die Tür hinter ihm zugefallen ist, wird es besser. Georg stapelt die Kartons aufeinander, Lars sammelt die übrig
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