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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen
Autoren: Jeany Lena
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ihm und nahm ihn in den Arm.
    „Können wir ihn besuchen?“, fragte er mit erstickter Stimme. Ich wunderte mich nicht schlecht, dass er wegen seiner Eltern so drauf war.
    „Sicher“, sagte ich natürlich trotzdem. Wobei auch immer, würde ich ihn unterstützen.
    „Hast du dir den Namen gemerkt?“, fragte er.
    „Was?“, fragte ich verwirrt zurück.
    „Von dem Jungen“, erklärte er.
    „Ich hab nicht alles mitbekommen, nur das deine Eltern einsitzen“, klärte ich ihn auf.
    „Vergiss meine Eltern“, sagte er bitter, „Er hat einen Jungen entführt. Zu dem will ich.“
    Ich nickte, obwohl ich bezweifelte, dass das so eine gute Idee war.
    „Danke“, hauchte er.
    Ich bezweifelte auch, dass wir überhaupt herausfinden konnten, wo der Junge lebte, doch Leon schaffte das irgendwie. Zwei Tage später, an einem Samstag, forderte er mich auf, dorthin zu fahren.
    „Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“, brachte ich doch meine Bedenken vor. Obwohl es mir schwer fiel. Er war die letzten zwei Tage ziemlich fertig gewesen.
    „Ich will mich wenigstens entschuldigen“, erklärte er mir, als wir schon im Auto saßen. So lange hatte er sich mit der Antwort Zeit gelassen.
    „Entschuldigen?“, fragte ich verblüfft, „Wofür?“
    „Wenn ich nicht abgehauen wäre, hätte er den Jungen nicht geholt“, sagte er mit einer Sicherheit, die mich erschütterte. Noch viel mehr erschütterte mich, dass er sich die Schuld daran gab.
    „Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein?“, fragte ich entsetzt.
    „Ja und nein“, sagte er und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
    „Vielleicht hätte es ja schon gereicht, wenn ich danach was unternommen hätte“, murmelte er.
    „Leon jetzt mach mal halblang. Du warst, nein du bist noch nicht so weit“, mahnte ich ihn sanft. Er nickte und murmelte, kaum hörbar: „Ich weiß.“
    Dann warf er mir einen Blick zu und flüsterte: „Ich bin auch hierfür nicht soweit.“
    Ich nickte, das hatte ich mir schon die letzten Tage gedacht.
    „Aber du willst trotzdem hin“, stellte ich mehr fest, als dass ich fragte. Er nickte nur.
    Die restliche Fahrt legten wir schweigend zurück. Nachdenklich blieb Leon sitzen, als wir schließlich vor dem Haus anhielten. Es war relativ groß, zumindest für mich, der nur die Wohnungen mehr im Zentrum kannte. Leon holte tief Luft und stieg aus. Ich folgte ihm, blieb an seiner Seite, als er durch den Vorgarten ging. Das Gartentor war offen gewesen und wir hatten keine Klingel gefunden. So klopften wir an die Haustür. Es dauerte nicht lange, bis wir Schritte hörten. Allerdings schienen sie von einem Kind zu stammen und tatsächlich zog ein vielleicht sechsjähriges Mädchen die Türe auf.
    „Ja?“, fragte sie freundlich.
    „Wir wollten mit deiner Mama sprechen und mit deinem Bruder“, sagte ich ein wenig unbeholfen, während sich die Angst in mir breit machte, das falsche Haus erwischt zu haben. Die Kleine zog die Tür auf und winkte uns herein, dann wirbelte sie herum und lief aus dem riesigen Vorraum, gerade, als wir eine Frauenstimme hörten: „Süße ich hab dir gesagt, dass du nicht einfach an die Tür gehen…“
    Die Frau unterbrach sich, als sie den Vorraum betrat und uns sah. Argwöhnisch blickte sie uns an. Ich wollte gerade etwas sagen, als ein Junge hinter ihr auftauchte. Leon verkrampfte sich vollkommen, was mich zu ihm blicken ließ. Er ging wie in Trance auf den vielleicht vierzehnjährigen Jungen zu.
    „Was soll …“, setzte die Frau an. Leon reagierte überhaupt nicht.
    „Es tut mir so leid“, flüsterte er, allerdings so laut, dass alle es hören konnten. Ich schloss gequält die Augen, denn ich wusste was kam. Tatsächlich brach er zusammen. Er ging in die Knie, das Gesicht in den Händen und schluchzte. Wie vor einem dreiviertel Jahr zu Weihnachten bei meinen Eltern. Ein besorgter Ausdruck trat in das Gesicht der Frau und sie ging auf ihn zu. Das erst riss mich aus meiner Starre.
    „Nicht!“, rief ich schnell und sie hielt inne. Ich ging auf sie zu und stellte uns erst mal vor.
    „Was ist hier los?“, fragte sie nun wieder argwöhnisch.
    „Leon ist der Sohn von Herrn Kain“, erklärte ich. Sie blickte mich mit großen Augen an. Ich hingegen hockte mich vor Leon und nahm vorsichtig seine Hände in meine.
    „Ist ok“, schluchzte er, bevor ich sie wegziehen konnte. Ich ließ ihn in Ruhe und richtete mich wieder auf. Der Junge war näher gekommen und blickte auf Leon.
    „Was hat er?“, fragte mich
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