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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen
Autoren: Jeany Lena
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wollte ihn nicht überfordern. Es war auch zweifellos nicht sehr gemütlich, doch er würde schon wegrücken, wenn es so war. Allerdings schlief ich schon bald ein.

    ***

    Am Morgen lag Leon auf seiner Seite, wie üblich eingerollt. Ich lächelte, sobald ich ihn erblickte und betrachtete ihn versonnen. Er schlug bald die Augen auf, blickte mich an und lächelte ebenfalls. Dann streckte er sich und stand auf. Ich blieb noch einen Moment liegen, bevor ich ins Bad ging. Leon wollte gerade in die Dusche steigen, da beschwerte ich mich: „Wo bleibt mein Morgen-Kuss?“
    Er wandte sich verblüfft um. Gespielt leidend sah ich ihn an. Er lachte und kam zu mir, um mir meinen verlangten Kuss zu geben. Bevor er sich abwenden konnte, sagte ich sanft: „Warte.“
    Er blieb stehen, sah mich abwartend an. Ich trat einen Schritt näher, er blieb noch immer stehen, spannte sich aber leicht an.
    „Ich tu dir nichts“, beruhigte ich ihn. Er nickte, schluckte aber schwer. Ich legte die Hände auf seine Arme, wartete einen Moment und ließ sie dann auf seinen Rücken gleiten. Er sah mich wieder fragend an. Mit ganz vorsichtigem Druck gab ich ihm zu verstehen, was ich mir wünschte. Er spannte sich sofort wieder an. Enttäuscht wollte ich ihn schon los lassen, doch da entspannte er sich und trat einen Schritt näher. Damit überwand er die Distanz zwischen uns und ich konnte seinen ganzen Körper fühlen. Ich drückte ihn liebevoll an mich – ganz sanft, damit er keine Angst bekam. Er schlang seinerseits die Arme um mich und seufzte. Dann presste er sich richtig an mich und sein Körper bebte, als er schluchzte. Sein Gesicht presste er dabei gegen meinen Hals. Erschrocken wollte ich ihn loslassen, doch er hielt mich weiterhin fest. Es war also nicht meine Aktion, die ihn weinen ließ.
    „Was ist los?“, fragte ich leise. Er schluchzte auf, schien nicht antworten zu können. Geduldig hielt ich ihn fest, endlich konnte ich ihn so trösten. Mit einer Hand strich ich über seinen Rücken, bis er sich nach einer Weile wieder beruhigte. Er hob den Kopf ein wenig und murmelte: „Das tut so gut.“
    „Das wollte ich schon so lange. Dich festhalten, trösten“, meinte ich mit belegter Stimme.
    „Es hätte nicht funktioniert. Noch nicht“, meinte er, dabei rückte er ein Stück von mir ab und sah mich kläglich an.
    „Dabei wäre es das richtige gewesen“, klagte er, erneut traten Tränen in seine Augen. Ich drückte seinen Kopf sanft wieder an mich, hielt ihn weiterhin fest.
    Es mochte zwar sein, dass er es zulassen konnte, dass ich ihn befriedigte. Es mochte sein, dass er es genoss, wenn er mich anfasste oder umgekehrt. Doch er hatte seine Vergangenheit noch lange nicht überwunden. Ich durfte nicht vergessen, dass die Schrecken seiner Jugend, nach wie vor da waren. Die Bilder und Erinnerungen in seinem Kopf vermutlich nie weit davon entfernt aufzusteigen und ihm Angst zu machen. Niemals durfte ich das vergessen.
    „Ich dachte, jetzt wäre alles gut“, schluchzte er erneut. Fast als hätte er meine Gedanken gelesen.
    „Nein, Leon. Das wird es noch länger nicht sein. Wir sind aber auf dem richtigen Weg“, sagte ich sanft. Wieder rückte er von mir ab und sah mich an. Dann trat er einen Schritt zurück und ich ließ ihn los, obwohl ich ihn viel lieber weiterhin festgehalten hätte. Leon griff nach meiner Hand und zog mich ins Schlafzimmer zurück. Verblüfft legte ich mich nieder, als er eine auffordernde Geste machte. Er stieg auf seiner Seite ins Bett, rückte aber sofort zu mir. Er legte sich an meine Seite, ganz dicht.
    „Das hast du gestern gemeint, oder?“, fragte er verzweifelt.
    „Ja“, gab ich zu.
    „Warum hast du nichts gesagt?“, fragte er vorwurfsvoll.
    „Du hast gestern so viel geschafft. Ich wollte dich nicht doch noch überfordern“, erklärte ich. Er nickte, legte seinen Arm um meine Mitte, drückte sich an mich. Ich seufzte zufrieden.
    „Wo nimmst du nur die Geduld her?“, fragte er, klang, als ob er mit erneuten Tränen kämpfte.
    „Aus meiner Liebe zu dir“, sagte ich ehrlich. Er hob den Kopf und sah mich zweifelnd an.
    „Die Angst, dich zu verlieren, weil ich zu schnell bin, ist viel größer, als die Ungeduld“, erklärte ich ehrlich. Er legte die Hand an meine Wange und küsste mich. Lange und zärtlich, danach blickte er mich wieder an.
    „Ich liebe dich“, sagte er, ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    „Ich liebe dich auch“, erwiderte ich ehrlich. Seine Augen ließen meine nicht los,
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