Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder

Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder

Titel: Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder
Autoren: Ariane Grundies
Vom Netzwerk:
Marktwirtschaft noch immer nicht. Sie erkennen ihn an einem gewissen Unverständnis im Blick und dem unbedingten Versuch, es Ihnen recht zu machen. Manchmal greift er verbal etwas daneben, und so wird er auf Fragen wie: Wo bleibt mein Essen ? mit: Weiß ich nicht antworten. Soll ich diese oder diese Kette kaufen ? – Das müssen Sie nun wirklich selber wissen ! Können Sie mir mein Auto reparieren ? – Kann ich schon, wenn ich will.
     
    Die Motivation von Kategorie C :
    Es ist nun mal so, dass nicht jeder mecklenburgische Bulle das Zeug zu einem Rennpferd hat, oder anders: Manch einer ist für eine Pilotenausbildung zu blind, hat für den Beruf des Elektrikers zu zittrige Finger oder ist für eine Modelkarriere zu klein. Und dennoch gibt es Bullen, die auf ihren Wiesen und Weiden immer und immer wieder durchgehen, wild herumgaloppieren, als wären sie ein Rennpferd. Seien Sie jeglichen Bullen und Kühen gegenüber nachsichtig, die Sie bedienen, als ginge etwas mit ihnen durch. Typ C kommt allerorts vor, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Sie erkennen ihn an den Fragezeichen, die in seinen Augen regelmäßig aufblinken, wenn Sie mit ihm sprechen.
    Doch sind inzwischen einigen die Defizite im Servicebereich Gott sei Dank bewusst, und an der Behebung des meck-pommerschen Mankos wird mit Hochdruck gearbeitet. So plädierte der tourismuspolitische Sprecher der
CDU
für eine unbürokratischere Regelung für die Errichtung von Verkaufsständen. Er hat erkannt: Wer den Urlaubern Eis und Bratwurst am Strand verweigere, könne es mit Service und Qualität im Tourismus nicht ernst meinen.
     
    Meine persönlichen Highlights :
     
    Auf dem Postamt
    Es liegt im Auge des Betrachters, ob nachfolgende Geschichte beweist, dass der Meck-Pommer stur und prinzipientreu oder mitdenkend und fürsorglich ist:
     
    Ich hatte von meiner Freundin den Auftrag erhalten, fünfzig Plakate nach Budapest zu schicken. So trug ich ein mittelmäßig schweres Paket in das Stralsunder Postamt am Neuen Markt. Vor mir stand ein älterer Herr am Schalter, von mir als Einheimischer identifiziert, der sich nach Briefmarken erkundigte.
    Aber wenn jetzt jeder kommt und sagt, dass er gerne dieses Mäppchen hätte , die Postfrau wedelte mit einer Reihe Marken, auf denen Leuchttürme abgebildet waren, dann habe ich ja bald keine mehr, verstehen Sie das nicht ?
    Doch, antwortete der Mann, aber wenn Sie die da verkaufen, er zeigte auf das Objekt seiner Begierde, dann müssen Sie die doch auch verkaufen.
    Die Postfrau schnaufte verächtlich und auch ein kleines bisschen arrogant, nur weil sie ihre Logik etwas besser begriff als der Kunde. Nehmen sie doch einfach die hier mit den Blumen drauf, und dann sind wir beide glücklich , schlug sie vor.
    Ich möchte aber gern die mit den Leuchttürmen.
    Alle wollen die mit den Leuchttürmen, und deshalb muss ich das ein bisschen regulieren. Verstehen Sie das nicht ? Sonst habe ich ja bald keine mehr, und dann kauft hier gar keiner mehr Briefmarken, weil die mit den Blumen ja keiner will.
    Der Mann versuchte noch eine Weile, die Leuchttürme zu kaufen, und verließ dann resigniert das Amt. Spätestens da bestätigte sich meine Vermutung, dass es sich um einen Stralsunder und nicht um einen Touristen gehandelt hatte, der der Dame womöglich ordentlich die Leviten gelesen hätte.
    Als Nächstes trat ich an den Schalter. Ich legte das Paket vor mich hin.
    Was passiert damit ? , fragte die Dame.
    Wir schicken es nach Budapest , antwortete ich mit dem Hauch eines Fragezeichens.
    Sie nahm es und legte es auf die Waage.
    Oh, das ist aber schwer, was haben Sie denn da drin ?
    Muss ich Ihnen das verraten ?
    Ja, wegen Zoll.
    Plakate.
    Was für Plakate ?
    Plakate eben. Für eine Band.
    Dann lassen wir das lieber , sagte sie mit einem Augenzwinkern und schob mir das Paket entgegen. Sie schielte über meine Schulter, bereit für das nächste Opfer.
    Wie, wir lassen das ?
    Wir verschicken das lieber nicht.
    Doch, sagte ich, wir verschicken das lieber doch .
    Wissen Sie, was der Versand kostet ?
    Nee, aber der kostet, was er kostet, Hauptsache das Paket kommt in Budapest an.
    Der Versand ist teurer als der Inhalt. Das wäre doch hirnrissig. Ich verschicke doch nichts, wo der Versand teurer ist als der Inhalt. Sie tippte sich an die Stirn.
    Noch vor wenigen Augenblicken hatte ich mich über die Briefmarkengeschichte amüsiert und jetzt überkam mich plötzlich der absurde Gedanke, dass ich dem Mann womöglich gleich folgen würde, und zwar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher