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Geboren in Atlantis

Geboren in Atlantis

Titel: Geboren in Atlantis
Autoren: Jason Dark
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geschminkten Lippen drang der Atem als pfeifendes Geräusch und vermischte sich mit dem Geräusch seiner hackenden Tritte.
    Plötzlich war er weg!
    So schnell verschwunden, wie er gekommen war. Nichts war mehr von ihm zu sehen. Es gab ihn einfach nicht mehr. Die Plakatsäule war leer. Baby-Jim blieb stehen. Er schüttelte den Kopf, zwinkerte mit den Augen, öffnete den Mund, fing an zu lachen. Erst leise, dann kichernd, anschließend lauter, so dass die Echos von der gegenüberliegenden Wand schallten.
    Das war Wahnsinn, das war eine optische Täuschung! Da konnte man nur schreien - oder…
    Er drehte sich um. Dabei war er einem Gefühl gefolgt. Vielleicht wollte er die verfluchte Gestalt nicht mehr sehen.
    Der Schatten stand vor ihm! Grausam, groß, viel größer als er. Eine finstere Drohung, und er hatte sich verändert.
    Etwas war hinzugekommen. Ob er die Arme angewinkelt und die Hände zusammenhielt, konnte Baby-Jim nicht genau erkennen, es hatte sich trotzdem etwas verändert. Denn genau dort, wo die Hände eigentlich zusammenliegen mussten, stach etwas in die Höhe.
    Grün, dünn, lang, spitz an seinem Ende und dabei leicht fluoreszierend. Eine Lanze, ein Schwert aus Licht. Ein Gegenstand, den man, wenn überhaupt, eigentlich nur aus Filmen wie Star Wars kannte. Ein Lichtschwert?
    Er staunte und fürchtete sich zugleich. Sein Mund blieb offen. Er wollte reden und stellte gleichzeitig fest, dass es wohl keinen Sinn hatte, wenn er Fragen stellte.
    In seinem Innern fühlte er sich aufgewühlt, seine Augen bekamen Druck, sie fingen fast an zu tränen, und er spürte, dass er dem Tod noch nie so nahe gestanden hatte wie in diesem Augenblick.
    Der Unheimliche bewegte sich. Er ging vor, nein, er schwebte beinahe. Wie auf einer Wolke, nur saßen da bekanntlich Engel. Für Baby-Jim war dieser Mann allerdings ein Teufel.
    Dann hob er das Lichtschwert. Es geschah mit einer ruckartigen Bewegung, als wollte ein Samurai zum Hieb ansetzen. Baby-Jim schrie nicht einmal. Die Angst hatte seinen Hals regelrecht zugeschnürt. Das Schwert raste nach unten.
    Jetzt würde es ihn in der Mitte teilen, er musste in zwei Hälften auseinanderfallen, und Blut würde das Pflaster bedecken wie ein großer See. Das alles kam ihm in den Sinn, wobei er sich darüber wunderte, was er alles in dieser kurzen Zeitspanne denken konnte. Plötzlich sah er das Feuer, das auf dem Wasser brannte. Er sah ein mächtiges Monstrum mit mehreren Armen, einem glühenden Auge, das in Sekundenschnelle an Größe zunahm und auf ihn wie ein gewaltiger Trichter wirkte, der alles verschlang, auch ihn.
    Er fiel zu Boden, er zerstrahlte, er verbrannte, er wurde zu Staub, der aus der Kleidung glitt. Er war nicht mehr. Leere Schuhe, die auf dem Pflaster standen und aus denen Rauch hervorquoll.
    Der tötende Schatten aber drehte ab und ging davon. Eine schwarze Gestalt, begleitet von einem zuckenden, sich hin-und herbewegenden Lichtschwert, das sehr bald nicht mehr zu sehen war, weil beide von der Finsternis aufgesaugt wurden.
    Er war gekommen, er hatte getötet, und er würde bleiben. Ein schwarzer Priester aus Atlantis…
    ***
    Lulu mochte Baby-Jim, auch wenn er sie so direkt angefahren und verlangt hatte, dass sie verschwinden sollte. Sie konnte ihn auch irgendwo verstehen, sie hätte bestimmt nicht anders gehandelt, wäre sie an Jims Stelle gewesen.
    Sehr langsam war sie angefahren, in Gedanken versunken. In dieser Underdog-Szene kämpfte jeder für sich selbst, weil er zusehen musste, wie er rumkam, aber es gab auch Gemeinsamkeiten, die immer dann erschienen, wenn von außen etwas an die Szene herangetragen wurde, das irgendwo nicht passte, das stank.
    Es stank schon seit einiger Zeit an der East Side. Da ging etwas umher, das nicht zu greifen war. Wie ein böser Fluch hatte es sich über ein bestimmtes Gebiet verteilt. Viele wussten davon, kaum einer sprach darüber, und wenn, dann sicher nicht mit Fremden. Die Veränderung drang also nicht nach außen.
    Die Gefahr war nicht zu greifen. Sie lag zwischen den alten Häusern, auf den Dächern, in den Stockwerken, sie hockte dort wie eine gewaltige Krake, die ihre Arme ausbreitete und in alle Lücken und Öffnungen hineinschlich, wobei Lulu auch die Seelen der Menschen nicht ausschloss.
    Die Menschen hatten sich verändert. Äußerlich nicht, da wechselte nur die Mode. Was innen vorging, das war diese starke Veränderung. Mädchen wie Lulu merkten dies. Obgleich sie so jung aussah, ging sie dem Job schon einige Jahre
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