Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geboren in Atlantis

Geboren in Atlantis

Titel: Geboren in Atlantis
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
für Gefahren entwickelt. Er merkte immer, wenn sich etwas zusammenbraute, dann verdichtete sich dieses Gefühl, glich beinahe schon einem Druck, den er als sehr störend empfand.
    Um die Nervosität zu bekämpfen, zündete er sich eine Zigarette an, ein langes, dünnes Stäbchen, hergestellt für Frauen und mit einem weißen Filterstück versehen. Den Rauch ließ er durch die Nase strömen, die schon eine Korrektur hinter sich hatte. Früher war sie ihm zu männlich, zu hart gewesen, heute nicht mehr. Er konnte mit seinem Aussehen zufrieden sein.
    Allmählich wurde ihm trotz der warmen Kleidung kalt. Er hasste die Feuchtigkeit, den widerlich kühlen Wind, der vom Fluss her wehte und sich dabei um kein Hindernis kümmerte, denn er fand seinen Weg überall.
    Dann sah er die Scheinwerfer. Rechts von ihm, ziemlich weit entfernt, wo die Straße endete und man nach rechts abbiegen musste, um weiterzukommen und nicht in einen Maschendrahtzaun zu fahren, sah er den Lichtteppich über das alte Kopfsteinpflaster gleiten und dann erst die beiden Glotzaugen der Scheinwerfer.
    Der Kunde kam - endlich. Ein Lächeln huschte über die Lippen des Mannes. Ihm blieb nicht einmal mehr die Zeit, einen Blick in den Taschenspiegel zu werfen, um sein Aussehen zu überprüfen. Er schaute zu dem Fahrzeug und wunderte sich.
    Nein, das war er nicht. Der Kunde fuhr einen anderen Wagen. Wer kam da?
    Unbehagen beschlich ihn und verstärkte sich noch, als das Licht ihn erfasste und er gleichzeitig merkte, wie das Fahrzeug sein Tempo verringerte.
    Da wollte jemand etwas von ihm!
    Baby-Jim hatte keine Lust, mit einer fremden Person zu reden. Er gratulierte sich dazu, den Platz an der Plakatsäule ausgesucht zu haben, denn sie bot ihm auch Deckung, und er drückte sich dahinter. Fuhr der Wagen vorbei?
    Nein, der Fahrer ging noch mehr vorn Gas, dann stoppte das Fahrzeug, ein alter, zweisitziger BMW, direkt am Straßenrand. Seine rot-weiße Lackierung war Baby-Jim gut bekannt, er wusste, wem das Fahrzeug gehörte und wer es lenkte.
    Sie nannte sich Lulu, war eine Kollegin von ihm, also eine echte Bordsteinschwalbe. Baby-Jims Verhältnis zu ihr konnte man nicht eben als freundschaftlich ansehen, die beiden akzeptierten sich, gaben sich Tipps, tranken auch manchmal einen Schluck zusammen, aber an diesem Abend war Baby-Jim über das Erscheinen dieser Person nicht eben erfreut. Sein Kunde war sehr scheu. Wenn er einen weiteren Menschen in der Nähe des ›Liebhabers‹ entdeckte, würde er verschwinden.
    »Hau ab!« flüsterte Baby-Jim. »Mach 'ne Fliege.« Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Litfasssäule und verdrehte voller Ärger und Wut die Augen.
    Lulu machte keine Fliege. Sie blieb im Wagen und hatte nur die Seitenscheibe nach unten gedreht. Qualm und der aufdringliche Duft ihres Parfüms drangen ins Freie.
    »He, Baby-Jim, ich weiß, dass du da bist. Warum hast du dich versteckt, zum Teufel?« Der Mann verdrehte die Augen. Gekonnter hätte es auch keine echte Frau bringen können.
    »Melde dich doch!«
    Das tat Baby-Jim. Er fragte allerdings aus sicherer Deckung hervor.
    »Was willst du?«
    »Mit dir sprechen.«
    »Hau ab, du verdirbst mir den Job!«
    »Ich muss mit dir reden! Zeig dich nicht so blöde. Los, komm hinter der Säule hervor!«
    »Was ist denn so wichtig?« Baby-Jim verließ seinen Platz.
    Lulu hatte den Kopf aus dem Fenster gestreckt. Sie war noch jung. Die dunklen Haare glänzten. Ein Friseur hatte die Strähnen zu zahlreichen Locken gedreht. Ihr Puppengesicht wirkte wie das eines Schulmädchens, dazu kam der herzförmige Mund.
    Was sie oben trug, war hauteng, tief ausgeschnitten und strassglitzernd. Baby-Jim konnte in den Ausschnitt schauen, als er dicht vor dem Wagen stehen blieb.
    »Was also ist?«
    Der Herzchenmund verzog sich in die Breite. »Spürst du es nicht auch?« fragte sie.
    »Was soll ich denn spüren? Mir ist kalt. Da friert dir alles ab. Ich warte auf einen Kunden.«
    »Vergiss ihn!«
    »Das würde mich einige Scheine kosten.«
    Lulu lachte lautlos. »Willst du lieber dein Leben verlieren, Baby-Jim? Willst du sterben, einfach verschwinden? Plötzlich weg sein, als hätte es dich nie gegeben?«
    »Rede keinen Unsinn.«
    Lulu streckte ihre Hand aus dem Fenster. Sie hatte pummlige Finger mit grün lackierten Nägeln. Zwei unechte Ringe blitzten golden. Die Finger griffen in das weiße Fell des Mantels. »Sei kein Idiot, Baby-Jim! Spürst du es denn nicht?«
    »Was, du Hure? Lass mich endlich los!«
    »Nein, Bock.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher