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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis
Autoren: Joy Nash
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Translokationstrick dauerte die Reise von Schottland hierher nur Minuten. Inzwischen waren drei Tage vergangen und Mac nicht aufgetaucht. Hatte sich Leannas Zustand verschlechtert? Oder Macs? Er war ihren Fragen, was in Luzifers Höhle vorgefallen war, wieder und wieder ausgewichen. Und er hatte so erschöpft und müde ausgesehen, auch wenn er scherzte und lächelte.
    Unwillkürlich legte sie die Hand auf ihren Bauch. Selbst wenn Mac es sich anders überlegt hatte, sie doch nicht liebte, wäre er schon um seines Sohnes willen gekommen. Irgendetwas stimmte nicht, ganz und gar nicht. Sie stand auf und begann, im winzigen Zimmer auf und ab zu gehen. Weil sie es so eilig gehabt hatte, zu Sander zu gelangen, hatte sie nicht daran gedacht, Mac zu fragen, wie sie ihn erreichte. Außerdem hatte sie ihm schlicht geglaubt, als er sagte, dass er nachkäme. Jetzthatte sie weder eine Telefonnummer noch eine E-Mail-Adresse. Sie konnte nicht einmal genau sagen, wo sich Kalens Inselburg befand. Kurz: Sie konnte Mac nicht kontaktieren, es sei denn, sie charterte ein Flugzeug und flog damit die nordschottische Küste ab.
    Ein leiser Laut, wie das Maunzen einer jungen Katze, unterbrach ihre Gedanken. Sie sah zum Bett.
    Dort warf Sander seinen Kopf hin und her, so dass seine dunklen Locken zerwühlt wurden. In einem Sekundenbruchteil war sie bei ihm, ließ das Gitter an der Seite herunter und streichelte Sanders kleine Hand. Seine Finger ergriffen ihre, und die schwarzen Wimpern flatterten, bevor er seine wunderschönen Augen öffnete. Er blinzelte und zog die Brauen zusammen.
    Artemis glättete seine Stirn sanft. »Sander?«
    »Mommy?«
    »Ja, mein Spatz. Ich bin hier.«
    Er drehte den Kopf zur Seite. »Wo bin ich?«
    »Im Krankenhaus, mein Baby«, antwortete sie und setzte sich auf die Bettkante.
    »Sag nicht Baby zu mir«, erwiderte er mit gerümpfter Nase. »Ich bin kein Baby. Bin ich denn krank?«, fragte er.
    »Nein, nicht mehr. Erinnerst du dich an gar nichts?«
    »Ich weiß noch, wie du weggegangen bist. Ich hab nicht gewollt, dass du gehst. Mrs. Clark ist bei mir geblieben. Sie hat mir eine Geschichte vorgelesen, und dann bin ich ins Bett gegangen.«
    Artemis legte die Hand an seine Wange. Seine Haut fühlte sich so glatt, so vollkommen an. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Und danach erinnerst du dich an nichts?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube, ich hab wasSchlechtes geträumt. Schlechte Magie. Aber das ist ganz verschwommen.« Dann sah er zu ihr auf. »Muss ich mich denn erinnern, Mommy?«
    Erleichtert beugte sie sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange. »Nein, Sander, musst du nicht. Ich glaube sogar … Ich glaube, das Beste ist, wenn du die Erinnerungen einfach wegfliegen lässt.«
    Er schlang seine dünnen Ärmchen um ihren Hals. »Okay, Mommy. Das mach ich. Die mag ich sowieso nicht.«
    »Ach, Sander.« Sie verlor den Kampf gegen ihre Tränen.
    Sander tätschelte ihren Arm. »Nicht weinen, Mommy.«
    Sein Versuch, sie zu trösten, brachte sie erst recht zum Heulen. Ohne auf den Tropf zu achten, an dem er hing, zog sie ihren Sohn auf ihren Schoß und drückte seinen kleinen Körper fest an sich. Als der Plastikschlauch sich löste, blinkte ein Warnlicht auf. Das war Artemis egal. Sie streifte Sanders Seele mit ihrer Magie. Da war keine Spur von Dunkelheit. Seine Seele war so stark und unschuldig wie früher.
    Nun schluchzte sie hemmungslos. Sie konnte gar nicht mehr aufhören.
    Eine rundgesichtige Schwester steckte den Kopf zur Tür herein. Als sie Artemis und Sander auf dem Bett erblickte, lächelte sie strahlend.
    »Wie es aussieht, ist mein Lieblingspatient wach«, sagte sie und kam herein. Widerwillig ließ Artemis ihren Sohn los, damit die Schwester seine Vitalfunktionen überprüfen konnte.
    »Alles bestens«, stellte die Schwester fest und ging lächelnd zur Tür. »Ich sag gleich dem Arzt Bescheid.«
    Innerhalb der nächsten Stunde herrschte reger Betrieb im Zimmer. Ärzte berieten sich, tauschten ihre Diagnosen aus und kamen zu dem Schluss, dass der Patient genesen war. Amselben Abend kehrten Artemis und Sander in ihre Wohnung zurück. Sander guckte seine Lieblings-Comicserie im Fernsehen, während Artemis sich vornahm, gleich am nächsten Morgen seinen Schuldirektor anzurufen.
    Alles kam ihr unwirklich vor. Als wären die letzten sechs Monate nichts als ein langer, schrecklicher Alptraum gewesen.
    Ausgenommen Mac und die Tatsache, dass sie in neun Monaten sein Kind zur Welt bringen würde. Sie
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