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Gebieter der Träume

Gebieter der Träume

Titel: Gebieter der Träume
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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mein Leben!« Er hatte sie an ihrem fünfzehnten Geburtstag so hart geschlagen, dass sie schwören konnte, es noch immer zu fühlen.
    »Wag es nicht, das Andenken deiner Mutter zu beschmutzen. Das Andenken meines Bruders. Sie haben ihr Leben dafür gegeben.«
    Sechs Monate später gab auch Megearas Bruder sein Leben dafür, als sich sein Tauchseil verhedderte und er in der Druckluftflasche nicht mehr genug Luft hatte. Das war der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie würde Jasons Rolle nicht übernehmen. Sie würde nicht ihr Leben aufgeben, um die Träume von jemand anderem zu erfüllen … niemals.
    Was machte es schon, dass sie es ihrem Vater jetzt versprochen hatte? Er war tot und würde nie erfahren, dass sie abtrünnig geworden war. Er war zufrieden gestorben, und jetzt konnte sie endlich die Vergangenheit begraben und mit ihrem Leben in Amerika weitermachen.
    Wie ihr Großvater hatte sie vor, Griechenland zu verlassen und nie wieder einen Fuß auf griechischen Boden zu setzen.
    Cosmo überreichte ihr die einfache weiße Schachtel und ließ sie allein, damit sie sie in Ruhe öffnen konnte.
    Megeara starrte die Schachtel einige Minuten lang an. Sie hatte Angst vor dem, was sie enthalten würde. Würde es ein persönliches Erinnerungsstück sein, bei dem sie in Tränen ausbräche? Sie wollte nicht mehr um einen Mann weinen, der ihr so oft das Herz gebrochen hatte, dass sie es schon gar nicht mehr zählen konnte.
    Doch schließlich siegte ihre Neugier, und sie öffnete die Schachtel. Zunächst schien sie nichts zu enthalten außer zusammengeknülltem Seidenpapier. Sie wühlte sich bis zum Boden durch, um herauszufinden, was noch darin war.
    Sie starrte im hellen Sonnenlicht auf ihre Handfläche und war nicht in der Lage zu begreifen, was dort lag.
    Es waren zwei Gegenstände. Das eine schien ein komboloi zu sein – eine Kette aus Perlen, ähnlich wie ein kleiner Rosenkranz –, mit dem manche Griechen herumspielten, wenn sie angespannt waren, aber sie hatte noch nie so einen gesehen wie diesen hier. Seinem Aussehen und seiner Gestaltung nach zu urteilen, schien er älter zu sein als jede andere Art von komboloi , von der sie je gehört hatte. Er hatte fünfzehn schillernde grüne Kugeln aus einem Stein, den sie nicht bestimmen konnte. Auf ihnen waren winzige komplexe Familienszenen eingeritzt, mit Leuten, die Kleider trugen, die nichts glichen, was sie schon einmal bei ihren Forschungen gesehen hatte. Dazwischen waren fünf goldene Kugeln aufgereiht, auf denen drei Blitze eingraviert waren, die eine Sonne durchbohrten. An der Stelle, wo ein komboloi eine kleine griechische Münze von der Größe eines amerikanischen Zehncentstücks enthalten hätte, hatte dieser hier einen Ring mit einer Inschrift, die dem Altgriechischen ähnlich war – und doch war sie ganz anders. So sehr, dass nicht einmal Geary, die das Altgriechische mit der Muttermilch aufgesogen hatte, diese Schrift entziffern konnte.
    Wie die meisten Gegenstände, die frisch aus einer Ausgrabung stammen, hing auch am komboloi ein kleiner weißer Zettel an einem roten Faden. Darauf hatte ihr Vater Notizen zu einem Fund gemacht:
    1. September 1987
152,40 cm unter dem Bezugspunkt (siehe Seite 42)
Absolute Datierung: 9529 v. Chr.
Unbekannter grüner Stein / nicht belegt
Unbekannte Aufschrift / nicht belegt
    Die Anthropologin in ihr regte sich, und Geary überlegte, was das historisch bedeuten könnte. Wenn die Datierung wirklich eine absolute war…
    Das Fundstück bewies einen hochentwickelten Stand und eine Kenntnis der Metallurgie, die bisher unbekannt waren. Zu dieser Zeit konnten die Griechen noch keine solche Kunstfertigkeit erlangt haben. Die Präzision der Schnitzarbeit und der Gravierungen sah so aus, als seien sie mit einer Maschine und nicht mit der Hand vorgenommen worden. Vor elftausend Jahren besaß die Menschheit aber noch keine Werkzeuge, die erforderlich gewesen wären, um eine solch komplexe Arbeit auszuführen.
    Wie war das möglich?
    Fasziniert richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den anderen Gegenstand, einen kleinen ledernen Beutel. Auch an ihm war ein Anhänger befestigt.
    10. Juli 1985
Absolute Datierung: 9581 v. Chr.
Unbekanntes Metall / nicht belegt
    Sie runzelte die Stirn und öffnete den Beutel. Darin lagen fünf Münzen von unterschiedlicher Größe. Sie waren alt … sehr alt und stark von Rost bedeckt. Und auch hier galt wieder: Es gab keine so alten Münzen. Zu dieser Zeit hatte es noch keine
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