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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
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Zweige und Blätter mit zurück. Mit schweißtriefender Nase wies Soren die beiden an, hier oder dort noch etwas aufzulegen.
    Aria beobachtete die Lampen. Wenigstens flackerten sie jetzt nicht mehr. Sie konnte nicht fassen, dass sie Paisley und sich selbst in diese Lage gebracht hatte. Zwar hatte sie gewusst, dass das Betreten von Ag 6 mit einem Risiko verbunden war, aber das hier hatte sie nicht erwartet. Eigentlich hatte sie nie zu Sorens Clique gehören wollen, auch wenn sie sich insgeheim für ihn interessierte. Es gefiel ihr, die Risse in seinem Image zu entdecken. Beispielsweise seine Art und Weise, wie er Leute beobachtete, wenn sie lachten – so als würde er Lachen nicht begreifen. Oder wie er die Oberlippe kräuselte, wenn er etwas gesagt hatte, das er für ausgesprochen klug hielt. Oder wie er sie gelegentlich anschaute, als wüsste er, dass sie nicht sonderlich von ihm überzeugt war.
    Nun begriff sie auch, was sie so neugierig gemacht hatte: Durch diese Risse hatte sie flüchtige Blicke auf einen anderen Menschen werfen können. Und hier draußen, wo keine Reverie-Wächter zuschauten, nahm er sich die Freiheit, er selbst zu sein.
    »Ich werde uns hier rausbringen«, flüsterte sie ihrer Freundin zu.
    In Paisleys unbedecktem Auge bildeten sich Tränen. »Psst, sonst hört er dich noch.«
    Aria nahm ein sprödes Knistern der Blätter unter ihr wahr. Wann waren die Bäume wohl zum letzten Mal gewässert worden? Sie sah, wie der Stapel Feuerholz anwuchs, erst dreißig, dann sechzig Zentimeter. Als er fast einen Meter erreicht hatte, erklärte Soren ihn für fertig.
    Er griff in seinen Stiefel, holte einen Akkupack und etwas Draht hervor und reichte beides Bane.
    Aria traute ihren Augen nicht. »Du hast das hier geplant ? Du bist hierhergekommen, um Feuer zu machen?«
    Soren grinste sie an und verzog spöttisch das Gesicht. »Ich hab noch ganz andere Sachen vor.«
    Bestürzt schnappte Aria nach Luft. Das konnte er nicht ernst meinen. Er wollte sie bloß erschrecken, weil sie ihn benutzt hatte, aber ihr war keine andere Wahl geblieben.
    Die Jungen hockten vor dem Holzstapel, während Soren murmelte: »Versucht es mal so … Nein, am anderen Ende, du Idiot … Jetzt lass mich das mal machen.« Und plötzlich sprangen sie zurück, weg von der Flamme, die von den Blättern aufflackerte.
    »Und Action!«, brüllten sie wie aus einem Mund. »Feuer!«

Aria   | Kapitel Zwei
    Zauberei.
    Das war das Wort, das Aria in den Sinn kam. Ein altes Wort, aus einer Zeit, in der unerklärliche Erscheinungen die Menschen noch vor Rätsel stellten – und lange bevor in den Welten Zauberei alltäglich wurde.
    Sie trat näher heran, fasziniert von den goldfarbenen und bernsteingelben Tönen der Flammen. Von der Art, wie sie ständig ihre Gestalt veränderten. Der Rauch war intensiver als alles, was Aria bis dahin gerochen hatte. Er sorgte dafür, dass sich die Härchen auf ihren Armen aufrichteten. Dann sah sie, wie die brennenden Blätter sich kräuselten, schwarz wurden und verschwanden.
    Das war nicht in Ordnung.
    Aria schaute hoch. Soren stand wie angewurzelt da, mit weit aufgerissenen Augen. Er wirkte wie verzaubert, genau wie Paisley und die Brüder. Als sähen sie das Feuer, ohne es wirklich zu sehen.
    »Das reicht jetzt«, sagte sie. »Wir sollten es abschalten … oder Wasser holen oder so.« Keiner regte sich. »Soren, es breitet sich aus.«
    »Legen wir noch was drauf.«
    » Noch was? Bäume sind aus Holz. Es wird auf die Bäume übergreifen!«
    Noch bevor Aria ihren Satz beendet hatte, waren Echo und Bane bereits losgerannt.
    Paisley packte sie am Ärmel und zog sie von dem brennenden Stapel weg. »Aria, hör auf, sonst tut er dir wieder weh.«
    »Wenn wir nichts unternehmen, wird hier alles abbrennen.« Aria schaute sich um. Soren stand zu nahe am Feuer. Die Flammen waren nun fast so hoch wie er, und das Feuer verursachte mittlerweile Geräusche – ein Knacken und Knistern über einem leisen Rauschen.
    »Holt Äste!«, brüllte er den Brüdern hinterher. »Die Äste fachen es noch mehr an.«
    Aria wusste nicht, was sie tun sollte. Als sie daran dachte, die Jungen aufzuhalten, flammte der Schmerz in ihrer Schulter wieder auf und erinnerte sie daran, was möglicherweise erneut passieren konnte.
    Echo und Bane kamen je mit einem Armvoll Zweigen zurück und warfen sie auf das Feuer, worauf Funken in die Bäume stoben. Eine Brise heißer Luft streifte Arias Wangen.
    »Wir verschwinden von hier, Paisley«,
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