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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
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erdrückendes Gewicht von ihrer Brust.
    Aria stemmte sich auf die Knie und biss die Zähne zusammen, als ein durchdringender, gellender Schrei in ihren Ohren explodierte. Sie konnte nichts erkennen. Verzweifelt rieb sie sich die Augen, um den Schleier zu beseitigen, und rappelte sich mit zittrigen Beinen auf. Und dann zeichnete sich, eingerahmt von der hellen Feuersbrunst, das Bild eines Fremden ab, der auf die Lichtung trat. Er trug kein Hemd, aber man konnte ihn weder mit Bane noch mit Echo verwechseln.
    Er war ein echter Barbar.
    Der Körper des Außenseiters war fast so dunkel wie seine Lederhose, und sein Haar ähnelte dem blonden Gewirr eines Medusenhaupts. Tätowierungen wanden sich um seine Arme. Er besaß die reflektierenden Augen eines Tieres. Und sie waren beide unbedeckt.
    Als er näher kam, blitzte das lange Messer an seiner Seite im Lichtschein des Feuers grell auf.

Peregrine   | Kapitel Drei
    Das Siedlermädchen schaute Perry an. Blut lief ihr über das blasse Gesicht. Sie machte ein paar Schritte, wich vor ihm zurück, doch Perry wusste, dass sie sich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. Nicht mit derart erweiterten Pupillen. Noch ein Schritt, und schon gaben ihre Beine nach und sie stürzte.
    Der männliche Siedler stellte sich hinter ihren erschlafften Körper. Er musterte Perry mit seinen sonderbaren Augen – einem normalen und einem, das mit dieser durchsichtigen Klappe bedeckt war, die alle Siedler trugen. Die anderen hatten ihn Soren genannt.
    »Außenseiter?«, fragte er. »Wie bist du hereingekommen?«
    Er sprach Perrys Sprache, aber sie wirkte rauer. Scharf und kantig, wo sie hätte weich klingen sollen. Perry atmete langsam ein. Trotz des Qualms verpestete die Stimmung des Siedlers die Luft auf der Lichtung. Mordlust verströmte einen roten, sengenden Geruch, bei Menschen wie bei wilden Tieren gleichermaßen.
    »Du bist hier im selben Moment eingedrungen wie wir.« Soren lachte. »Du bist gekommen, nachdem ich das System deaktiviert hatte.«
    Perry drehte sein Messer und umfasste das Heft fester. Sah der Siedler denn nicht, dass das Feuer näher kam? »Geh, oder du wirst verbrennen, Siedler.«
    Soren war überrascht, als er Perry sprechen hörte. Dann grinste er und zeigte dabei seine gleichmäßigen, schneeweißen Zähne. »Du bist ja echt. Das glaub ich einfach nicht.« Furchtlos trat er vor. So als hielte er das Messer in der Hand und nicht Perry. »Wenn ich gehen könnte, Barbar, dann hätte ich es schon lange getan.«
    Perry war einen Kopf größer als er, doch Soren brachte deutlich mehr Gewicht auf die Waage. Seine Knochen waren von massigen Muskeln umgeben. Derart kräftige Menschen bekam Perry nur selten zu Gesicht. Seine Leute verfügten nicht über genügend Nahrung, um so dicke Muskeln zu bilden. Bei ihnen sah es nicht so aus wie in diesem kuppelartigen Siedlungsbau.
    »Du näherst dich mit großen Schritten deinem Ende, Maulwurf«, sagte Perry.
    »Maulwurf? Das trifft es nicht, Barbar. Der größte Teil der Biosphäre liegt über der Erde. Wir sterben nicht jung. Und wir werden auch nicht verletzt. Wir können uns noch nicht einmal etwas brechen.« Soren warf einen Blick auf das Mädchen. Als er wieder zu Perry schaute, blieb er ruckartig stehen – derart abrupt, dass ihn der Schwung der Bewegung auf seinen Zehenspitzen nachwippen ließ. Irgendetwas hatte schlagartig einen Sinneswandel bei ihm bewirkt.
    Sorens Blick zuckte an ihm vorbei. Perry schnupperte kurz – Rauch von einem Holzfeuer. Verbrennender Kunststoff. Das Feuer brannte immer höher. Erneut atmete er ein und fing dabei das auf, was er erwartet hatte: den Geruch eines weiteren Siedlers, der sich ihm von hinten näherte. Er hatte drei männliche Wesen gesehen. Soren und zwei weitere. Schlichen sie sich beide an ihn heran oder nur einer? Perry atmete erneut ein, konnte es aber nicht sagen. Der Rauch war einfach zu dicht.
    Sorens Blick sank zu Perrys Hand. »Du kannst mit dem Messer gut umgehen, was?«
    »Gut genug.«
    »Hast du schon mal jemanden getötet? Jede Wette! Stimmt’s?«
    Er wollte Zeit schinden, um denjenigen, der sich hinter Perry anschlich, näher kommen zu lassen.
    »Jedenfalls noch keinen Maulwurf«, erwiderte Perry. »Noch nicht.«
    Soren lächelte. Dann preschte er vor, und Perry wusste, dass auch die anderen auf ihn zukamen. Als er herumwirbelte, sah er allerdings nur einen Siedler, der mit einer Metallstange in der Hand auf ihn zustürmte, jedoch weiter weg war, als er erwartet
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