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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
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hatte. Perry schleuderte sein Messer. Die Klinge flog schnurgerade und versank tief im Rumpf des Siedlers.
    Hinter ihm kam Soren herangestürmt. Perry wappnete sich und drehte sich um. Der Schlag traf ihn von der Seite und krachte gegen Perrys Wange. Die Welt um ihn herum schien sich zu drehen. Perry schlang die Arme um Soren. Er drückte zu, konnte Soren jedoch nicht zu Boden ringen. Der Maulwurf war wie aus Fels.
    Perry bekam einen Schlag in die Nieren und erwartete knurrend den Schmerz. Doch der Treffer tat nicht so weh, wie er vermutet hätte. Erneut schlug Soren zu. Perry hörte sich selbst lachen. Der Siedler wusste nicht, wie er seine Kraft einsetzen musste.
    Perry riss sich los und landete seinen ersten Schlag: Seine Faust krachte gegen die durchsichtige Augenklappe. Soren krümmte sich zusammen, wobei die Adern an seinem Hals dick hervortraten. Perry zögerte keine Sekunde und legte sein ganzes Gewicht hinter den nächsten Schlag. Krachend zerbrach der Kiefer des Siedlers. Soren stürzte schwer zu Boden und krümmte sich langsam zusammen, wie eine sterbende Spinne. Blut schoss ihm aus dem Mund. Sein Kiefer hing schief, doch er wandte den Blick nicht von Perry ab.
    Perry fluchte und trat beiseite. Das hatte er nicht gewollt, als er eingebrochen war. »Ich hab dich gewarnt, Maulwurf.«
    Die Lampen waren erneut ausgegangen. Rauch wälzte sich durch die Baumreihen, vom Schein des Feuers erleuchtet. Perry ging zu dem anderen männlichen Wesen, um sein Messer zu holen. Als der Siedlerjunge Perry sah, brach er in Tränen aus. Aus seiner Wunde quoll Blut. Perry konnte ihm nicht in die Augen sehen, während er ihm die Klinge aus dem Körper zog.
    Dann kehrte er zu dem Mädchen zurück. Ihr Haar lag fächerförmig um ihren Kopf, dunkel und glänzend wie die Federn eines Raben. Perry entdeckte ihre durchsichtige Augenklappe auf den Blättern neben ihrer Schulter. Vorsichtig stieß er mit einem Finger dagegen. Die Oberfläche fühlte sich kalt an. Samtig wie eine Muschel. Fester als erwartet, wenn man bedachte, dass das Ding wie eine Qualle aussah. Er schob es in seinen Umhängebeutel. Dann wuchtete er sich das Mädchen auf die Schulter, so wie er größere Beutetiere trug, und schlang den Arm um ihre Beine, um sie zu stabilisieren.
    Im Augenblick war ihm keiner seiner Sinne von großem Nutzen. Der Qualm war so dicht geworden, dass er alle anderen Gerüche überlagerte und ihm die Sicht nahm. Er konnte sich nicht orientieren. Es gab auch keinerlei Erhebungen oder Senken im Erdboden, die ihn hätten leiten können. Nur Wände aus Flammen und Rauch, wohin er auch schaute.
    In den Momenten, wenn das Feuer einatmete, ging er vorwärts. Wenn es jedoch ausatmete – in Hitzewellen, die ihm Beine und Arme versengten –, blieb er stehen. Tränen strömten ihm aus den Augen und erschwerten ihm die Sicht. Er taumelte weiter, wie benommen und berauscht vom Rauch. Endlich stieß er auf eine Schneise mit frischer Luft und rannte los, wobei der Kopf der Siedlerin ihm gegen den Rücken schlug.
    Als Perry die Kuppelwand erreichte, folgte er ihrem Verlauf. Irgendwo musste ein Ausgang sein. Es dauerte länger, als er gehofft hatte. Schließlich stieß er stolpernd auf die gleiche Tür, durch die er hereingekommen war, und trat in einen stählernen Raum. Mittlerweile fühlte sich jeder Atemzug wie zündelnde Funken in seiner Brust an. Er legte das Mädchen ab und schloss die Tür. Lange Zeit konnte er nur hustend auf und ab gehen, bis der Schmerz in seinem Rachen nachließ. Er wischte sich die Augen, wobei eine schmutzige Spur aus Blut und Ruß auf seinem Unterarm zurückblieb. Sein Bogen und Köcher lehnten an der Wand, an der er sie zurückgelassen hatte. Die Rundung seines Bogens hob sich krass von den makellosen Linien des Raumes ab.
    Zittrig ging Perry auf die Knie und musterte die Siedlerin genauer. Ihr Auge blutete nicht mehr. Sie hatte ein fein geschnittenes Gesicht. Schmale, dunkle Brauen. Rosa Lippen. Haut, so weiß wie Milch. Er vermutete instinktiv, dass sie beide etwa im gleichen Alter waren, aber bei solch einer Haut war er sich nicht sicher. Von seinem Versteck in einem Baum hatte er sie eine Weile beobachtet – wie sie voller Verwunderung Blätter betrachtet hatte. Fast hätte er seine Nase gar nicht benötigt, um ihre Stimmung zu erkennen: Selbst die kleinste Gefühlsregung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Perry strich ihr schwarzes Haar zur Seite und beugte sich über ihren Hals. Da seine Nase durch den Rauch
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