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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
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Hieb gegen den Kiefer, der ihm fast das Bewusstsein raubte. Perry blinzelte heftig, unfähig irgendetwas zu sehen, und hob die Arme, um sein Gesicht vor dem Hagel von Schlägen zu schützen, die auf ihn niederprasselten. Es gelang ihm nicht, seine Orientierung zurückzugewinnen. Zum ersten Mal ging Perry auf, dass das Kämpfen Vale womöglich genauso leicht fiel wie ihm selbst.
    Als er wieder klar sehen konnte, richtete er sich mit aller Kraft auf. Dann packte er die Kette um Vales Hals und riss daran, während er mit dem Kopf nach oben stieß. Perry hatte auf Vales Nase gezielt, traf ihn jedoch auf den Mund. Er hörte, wie Zähne splitterten, während Vale von ihm herunterrollte.
    Vale drückte sich auf die Knie. »Du Dreckskerl!«, schrie er. Blut strömte aus seinem Mund. »Talon gehört zu mir! Er ist alles, was mir geblieben ist. Aber er wollte immer nur dich.«
    Benommen rappelte Perry sich auf. Sein rechtes Auge war bereits zugeschwollen. Vale war eifersüchtig ? Einen Moment lang wusste er nicht, ob er weiterkämpfen sollte. Doch dann erinnerte er sich an den Siedler mit den schwarzen Handschuhen, der ihn ins Meer gejagt hatte. Die Siedler hatten das Smarteye und Talon mitgenommen, aber sie waren auch hinter ihm her gewesen. Sie hatten ihn töten wollen!
    »Du hast mit den Siedlern ausgehandelt, dass sie mich töten. Hab ich recht, Vale? War das auch Teil deiner Abmachung?«
    »Ich musste dich als Erster erwischen.« Vale spuckte Blut auf den Boden. »Ich habe getan, was ich tun musste. Sie wollten dich sowieso.«
    Perry wischte das Blut weg, das ihm in die Augen rann. Er konnte es nicht fassen. Sein Bruder hatte all das hinter seinem Rücken getan. Er hatte die Tiden belogen.
    Unvermittelt stürzte Vale sich erneut auf Perry, doch diesmal war er vorbereitet: Er wich zur Seite aus und schlang den Arm um Vales Hals. Zog ihn hinunter. Vale landete mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und versuchte sich zu befreien, doch Perry hatte ihn fest im Griff.
    Perry schaute auf. Um ihn herum sah er nur schockierte Gesichter. Dann fiel sein Blick auf das Messer, dessen Klinge im Fackelschein glänzte. Er hob es vom Boden auf, drehte Vale herum und drückte ihm den Stahl an die Kehle. Sie waren keine Brüder mehr. Dieses Vorrecht hatte Vale verwirkt.
    »Das wird Talon dir nie verzeihen«, stieß Vale hervor.
    »Talon ist nicht hier.« Perrys Arme zitterten, und seine Sicht war verschwommen. »Leg den Lehnseid ab, Vale. Gelobe mir Treue.«
    Vales Körper entspannte sich, doch sein Atem ging noch immer stoßweise. Schließlich nickte er. »Ich gelobe es beim Grab unserer Mutter, Perry. Ich werde dir dienen.«
    Perry musterte seinen Bruder eindringlich und versuchte, in dessen Augen zu lesen, was er nicht riechen konnte. Dann schaute er hinüber zu Reef, der etwas weiter entfernt stand, flankiert vom Rest seiner Männer. Reef wusste genau, was Perry wollte. Er trat ein paar Schritte vor und hob den Kopf; seine Nasenflügel blähten sich auf, während er tief einatmete und den heißen Geruch von Wut filterte, auf der Suche nach Wahrheit oder Lüge.
    Schließlich schüttelte er leicht den Kopf und bestätigte damit, was Perry bereits wusste, aber nicht glauben wollte. Vale würde ihm niemals dienen. Man würde ihm niemals trauen können.
    Vale schaute zu Reef hinüber. Als er verstand, zuckte er zusammen und griff nach dem Messer. Doch Perry war darauf gefasst: Er schnitt Vale die Kehle durch. Dann stand er auf. Er, der Kriegsherr der Tiden.

Aria   | Kapitel Fünfundvierzig
    »Was soll ich ihm sagen, wenn ich dort bin?«, fragte Roar.
    Sie standen zusammen im Hof von Delphi. Die vielstimmige Melodie des Frühlings erfüllte Arias Ohren. An der gesamten Mauer sprossen Blumen, die sich leuchtend von den grauen Steinen abhoben. Der Winter hatte breite, kahle Schneisen auf dem Berg hinterlassen, und der Geruch von Rauch lag in der Luft. Doch nun war es Zeit – nach gemeinsamen Monaten bei Marron machten sich Roar und Cinder auf zu den Tiden.
    Zu Perry.
    »Nichts«, erwiderte Aria. »Sag ihm gar nichts.«
    Roar feixte. Er wusste, wie sehr ihr Perry fehlte. Stunden hatten sie damit verbracht, über Perry und Liv zu reden. Aber von ihrer Abmachung mit Hess hatte sie Roar nichts erzählt – das war ganz allein ihre Angelegenheit. Als neuer Kriegsherr würde Perry sich schon um genügend Dinge kümmern müssen.
    »Hast du ihm denn überhaupt nichts zu sagen?«, hakte Roar nach. »Wirf mal lieber einen Blick auf sie, Rose.
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