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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
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Raumes. Kleine Lautsprecher neben der schwarzen Trennwand summten leise. Aria stand ruckartig auf, wobei ihre Hand sich nach dem Gewicht von Talons Messer sehnte. Die Trennwand teilte sich, und hinter dickem Glas wurde ein Raum sichtbar. Auf der anderen Seite befanden sich zwei Männer.
    »Hallo, Aria«, sagte Konsul Hess, während er belustigt die kleinen Augen zusammenkniff. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie überrascht ich bin, dich zu sehen.« Seine Gestalt ließ den Stuhl, auf dem er saß, klein erscheinen. Ward stand stumm und ernst neben ihm, mit gerunzelter Stirn.
    »Mein herzliches Beileid«, sagte Konsul Hess. Doch in seinen Worten schwang keinerlei Mitgefühl mit.
    Aria würde ihm ohnehin nicht glauben. Er hatte sie aussetzen lassen, dem sicheren Tod geweiht.
    »Wir haben uns die Nachricht ›Singvogel‹ von deiner Mutter angesehen«, fuhr er fort. In der Hand hielt er ihr Smarteye. »Weißt du, dass ich nichts von deinem einzigartigen Erbgut geahnt habe, als ich dich nach draußen bringen ließ? Lumina hat das vor uns allen verborgen gehalten.«
    Aria warf einen raschen Blick auf das Glas und verstand: Man betrachtete sie als eine kranke Barbarin und wollte nicht die gleiche Luft atmen wie sie. »Sie haben mein Smarteye«, sagte sie. »Was wollen Sie denn noch von mir?«
    Hess lächelte. »Darauf komme ich später zu sprechen. Du weißt, was hier in Bliss geschehen ist, nicht wahr? Du hast es in der Nachricht deiner Mutter gesehen.« Er schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: »Du hast ja in Ag 6 selbst einen Vorgeschmack davon bekommen.«
    Sie sah keinen Grund, zu lügen. »Bliss wurde von einem Äthersturm und DLS getroffen«, sagte sie.
    »Ja, das stimmt. Ein zweifacher Angriff. Zunächst von außen. Ein Sturm schwächte die Biosphäre. Dann intern, die Ausbreitung der Krankheit. Deine Mutter gehörte zu den Ersten, die sich mit der Erforschung von DLS beschäftigt haben. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern hat sie an einem Heilmittel gearbeitet. Aber wie du unschwer erkennen kannst, haben wir bisher keine Lösung gefunden. Und womöglich bleibt uns auch keine Zeit mehr dafür.« Er warf Ward einen bedeutungsvollen Blick zu, offenbar eine Art stummes Zeichen.
    Sofort ergriff der Arzt das Wort, wobei in seiner Stimme mehr Leidenschaft mitschwang als bei Hess: »Die Ätherstürme schlagen mit einer Intensität zu, wie man sie seit der Einheit nicht mehr erlebt hat. Bliss ist nicht die einzige Biosphäre, die wir aufgeben mussten. Wenn sich die Stürme fortsetzen, werden sie alle zerstört. Selbst Reverie wird zerstört werden, Aria. Unsere einzige Hoffnung … unsere einzige Überlebenschance besteht darin, dem Äther zu entkommen.«
    Fast hätte sie ihn ausgelacht. »Dann gibt es keine Hoffnung. Man kann ihm nicht entkommen. Er ist überall.«
    »Außenseiter sprechen von einem Ort, der frei von Äther ist.«
    Aria erstarrte. Ward wusste von der Blauen Stille? Woher konnte er davon erfahren haben? Aber natürlich wusste er davon! Schließlich beschäftigte er sich als Genetiker mit Außenseitern, so wie ihre Mutter es tat. Wie sie es getan hatte .
    »Das sind bloß Gerüchte«, erklärte Aria. Noch während sie die Worte aussprach, wusste sie jedoch, dass die Gerüchte sich bewahrheiten konnten. War das bei dem Gerücht um Bliss nicht auch so gewesen?
    Hess beobachtete sie genau. »Demnach hast du also davon gehört.«
    »Ja.« Aria drehte sich der Magen um, als sie verstand, worauf das Gespräch hinauslief. »Sie wollen, dass ich den Ort finde?« Sie schüttelte den Kopf. »Für Sie werde ich überhaupt nichts mehr tun.«
    »Sechstausend Menschen sind hier gestorben«, warf Ward eindringlich ein. »Sechs tausend . Darunter auch deine Mutter. Versteh doch: Es ist unsere einzige Chance.«
    Die Trauer, die Aria sofort wieder ergriff, drückte sie förmlich nieder. Sie musste an die Leichen auf dem schwarzen Lastwagen und die Leute auf den Feldbetten in der Notaufnahme denken. Bane und Echo waren wegen DLS gestorben. Und Paisley . Ob Caleb und der Rest ihrer Freunde wohl die Nächsten waren?
    Ihr Herz schlug wie wild, während sie darüber nachdachte, in die Außenwelt zurückzukehren. War es die Vorstellung, Perry zu sehen, die ihren Puls rasen ließ? Vielleicht hatte sie aber auch das Gefühl, sie schuldete es Lumina, ihr Ziel weiterzuverfolgen. Sie durfte die Biosphären nicht einfach einstürzen lassen.
    »Du kannst nicht nach Reverie zurück«, sagte Hess. »Du hast zu viel
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