Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
gleich, was er unternahm – alle Menschen, die er liebte, litten, starben oder gingen fort. Doch Perry konnte nicht anders; er konnte nicht unten bleiben. Er wusste nicht, wie man aufgab.
    Blitzschnell sprang er auf die Beine. Seine jähe Bewegung ließ den Zopf einen Satz zurück machen, um ihm aus dem Weg zu springen, doch Perry erwischte ihn am Kragen. Er packte den Mann, riss seinen Kopf zurück und rammte ihm den Ellbogen gegen die Nase. Aus den Nasenlöchern des Mannes schoss Blut. Perry entwand ihm das Messer, wich einem Schlag aus und landete seinerseits einen Fausthieb in der Magengegend seines Gegners. Der Zopf klappte zusammen und fiel auf die Knie. Perry schlang einen Arm um seinen Hals und rang ihn zu Boden.
    Dann raffte er das Sägemesser vom Boden auf und drückte es dem Mann an die Kehle. Der Zopf starrte zu ihm auf; Blut strömte ihm aus der Nase. Perry wusste, dass dies der Moment war, in dem er einen Lehnseid einfordern sollte. Gelobe mir Treue oder stirb.
    Er atmete tief ein. Die Stimmung des Zopfes war zornrot – heiße Wut, direkt auf Perry gerichtet. Nie würde er sich ergeben. Der Zopf würde den Tod wählen, genau wie er selbst es auch getan hätte.
    »Du schuldest mir eine Flasche Luster«, sagte Perry. Dann stand er torkelnd auf. Die anderen Männer hatten sich im Kreis um sie versammelt. Perry atmete ihre Stimmungen ein. Die Gerüche waren sowohl richtig als auch falsch. Er schaute sich um, auf der Suche nach dem Nächsten, der ihn herausfordern würde. Doch keiner der Männer rührte sich von der Stelle.
    Urplötzlich drehte sich ihm der Magen um, und er musste sich direkt vor ihnen übergeben. Dabei hielt er das Messer fest, falls einer von ihnen es auf einen Versuch ankommen lassen wollte, während er würgte, so wie der Zopf es getan hatte. Aber sie unternahmen nichts. Alles kam auf einmal hoch. Als er fertig war, richtete er sich auf.
    »Wahrscheinlich brauch ich heute doch keinen Luster mehr.«
    Perry warf das Messer weg und stolperte in die Dunkelheit hinein. Er wusste nicht, wohin er ging. Und es spielte auch keine Rolle.
    Er wollte ihre Stimme hören. Er wollte von ihr hören, dass er ein guter Mensch sei. Doch er hörte nur das Geräusch seiner Schritte, während er in die Dunkelheit taumelte.
    Der Morgen brach an. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er gegen eine Tür gekracht, und zwar immer wieder. Sein Körper fühlte sich noch übler an. Perry zog sich den zerlumpten Verband ab, den er sich um den Arm gebunden hatte. Die Schnittwunde war zerklüftet und tief. Perry wusch sie, und ihm wurde schwindlig, als sie wieder zu bluten begann.
    Er riss sich einen Streifen Stoff aus dem Hemd und versuchte, sich damit erneut zu verbinden. Doch seine Finger waren zu zittrig, er selbst noch durch den Alkohol zu unbeholfen. Schwankend legte er sich auf den steinigen Boden und schloss die Augen, weil es viel zu hell war. Weil die Dunkelheit angenehmer war.
    Als jemand an seinem Arm zog, wachte er ruckartig auf und fuhr senkrecht in die Höhe. Neben ihm kauerte der Zopf. Seine Nase war geschwollen, seine Augen von der Prellung gerötet. Hinter ihm standen die anderen Männer.
    Perry schaute auf seinen Arm hinab. Die Wunde war sauber verbunden, der Arm gut versorgt worden.
    »Du hast mich nicht dazu aufgefordert, dir den Treueid zu leisten«, sagte der Zopf.
    »Du hättest abgelehnt.«
    Der Zopf nickte kurz. »Das hätte ich.« Er holte Talons Messer aus seinem Gürtel und hielt es Perry entgegen. »Ich schätze, du möchtest das hier zurückhaben.«

Aria   | Kapitel Dreiundvierzig
    Aria zog die Knie an. Stunden zuvor war sie in einem winzigen Raum aufgewacht, mit einem bitteren Geschmack im Mund. In einer Ecke lag ein Handschuh. Sie hatte zugesehen, wie sich die Blutflecken auf den Fingern von Rot in Rostrot verwandelt hatten.
    Ihre Augenhöhle pulsierte. Man hatte ihr das Smarteye abgenommen, während sie bewusstlos gewesen war.
    Aria war es egal.
    An der Wand vor ihr befand sich ein dicker, schwarzer Sichtschirm, der fast die ganze Breite des Raumes einnahm. Aria wartete darauf, dass er sich öffnen würde. Sie wusste, wer ihr dann auf der anderen Seite gegenüberstehen würde, doch sie verspürte keine Angst.
    Sie hatte die Außenwelt überlebt. Sie hatte Ätherstürme überlebt, Kannibalen und Wölfe. Und sie wusste jetzt, was ­lieben bedeutete und wie man losließ. Was immer ihr bevorstand – sie würde auch das überleben.
    Ein sanftes Knistern durchbrach die Stille des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher