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Gayles Hamburg

Gayles Hamburg

Titel: Gayles Hamburg
Autoren: Sissi Kaiserlos pur gay
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ich, um die Stille zu durchbrechen.
Es erstaunte mich nicht, dass er den Kopf schüttelte.
"Nein. Ich - ich wollte gleich nach hause."
"Okay", ich drehte mich wieder zum Fenster.
"War ein netter Abend. Ich - ruf dich an."
Ich nickte und hörte seine Schritte, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

Wie erwartet rief Sascha nicht an. Ich traute mich kaum die Wohnung zu verlassen in der Hoffnung, dass das Telefon klingelte. Aber es blieb still. Den ganzen Samstag schlich ich um den Apparat herum und überlegte, ob ich ihn nicht selbst anrufen sollte. Immer wieder verwarf ich den Gedanken, konnte mich einfach nicht überwinden. Was sollte ich ihm auch sagen?
Der Tag dehnte sich wie Kaugummi. Ich räumte auf, putzte die Fenster und sortierte die Lebensmittel im Kühlschrank alphabetisch. Es wurde endlich Abend. Während ich unkonzentriert das Fernsehprogramm durchzappte wurde es Nacht. Der Liebeskummer fraß sich in meine Eingeweide. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen, verspürte auch gegen Mitternacht keinen Hunger, als ich beschloss, noch ins ‚Gay-dance-total' zu gehen. Vielleicht würde mich das ablenken, und ein bisschen Alkohol konnte sicher auch nicht schaden. Ohne die Euphorie, die ich sonst empfand wenn ich mich fürs Ausgehen zurechtmachte, zog ich mich um und griff nach meinem Schlüsselbund.

    Sascha

Irgendwann zwischen dem Schwulenladen und dem Einschlafen war es passiert, ohne, dass ich es mitbekommen hatte: ich hatte mich verliebt. Vollkommen und rettungslos verliebt in meinen Freund Jan. Ob er auch etwas für mich empfand? Ich hatte mal gehört, dass Schwule Sex und Liebe klar trennen konnten. Also war unser Rumgefummel wahrscheinlich nur ein Ausdruck von Lust gewesen. Oder?
Jan hatte mich so sehnsüchtig angesehen. Oder hatte ich mir das eingebildet? Verunsichert hatte ich ihn allein gelassen, wollte erst mal zu mir kommen und nachdenken. Darüber war es dann Nacht geworden. Die Angst vor Zurückweisung hielt mich davon ab, ihn anzurufen. Dabei wäre es doch so einfach gewesen.
Gegen Mitternacht hielt mich nichts mehr, ich wollte endlich Gewissheit. Mein dummes Herz hatte den ganzen Tag wild geklopft, ich war erschöpft und voller Sehnsucht. Ich setzte mich in meinen Wagen und fuhr zu Jan. Gerade hatte ich eine Parklücke gefunden und den Motor abgestellt, da entdeckte ich ihn, als er aus der Haustür trat. Mein Puls erhöhte sich, ich sprang aus dem Auto und rannte auf ihn zu. Jan wandte sich um, er hatte mich nicht gesehen und entfernte sich von mir.
"Jan, warte", meine Stimme klang piepsig.
Oh Scheiße. Meine Kehle war ganz eng, als er sich umdrehte und mir entgegensah. Ich verlangsamte meine Schritte, blieb schließlich ganz stehen. Wenige Meter trennten uns, es hätten Kilometer sein können.
"Jan, warte", es war nur noch ein Flüstern, das aus mir herauskam.
"Sascha?"
"Jan, ich..."
"Ja?"
"Ich - äh, geht es dir gut?"
Scheiße, was sollte das denn? Nervös steckte ich meine Hände in die Hosentaschen und versuchte, cool zu wirken. Ich fahndete auf seinem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen, bemühte mich, seine Gedanken zu lesen. Aber Jan wirkte kühl und sah mich abwartend an.
"Du kommst jetzt hierher, um mich das zu fragen?"
Ich nickte.
"Okay", er machte einen Schritt auf mich zu, dann noch einen. "Es geht mir nicht gut."
"Warum?"
Ein EKG hätte jetzt sicher meinen bevorstehenden Herzinfarkt mit wildem Piepen angekündigt. Tränen drückten nach oben, ich schluckte sie mühsam herunter. Jan machte noch einen Schritt und stand jetzt direkt vor mir. Sein Gesichtsausdruck änderte sich, ein verzerrtes Lächeln glitt über seine Züge.
"Weil ich verliebt bin. Unglücklich verliebt."
Verdammte Scheiße. Er war verliebt. Oh nein. Ich schluchzte leise.
"Okay. Ich komm damit klar."
Meine Worte waren so erstickt, dass ich sie kaum selbst verstand. Ich drehte mich um und wollte den Ort meiner Niederlage verlassen, aber Jan packte meinen Arm.
"Womit kommst du klar?"
Ich blieb stumm. Was hätte ich sagen sollen? Etwas Nasses rann über meine Wange, ich wischte mir mit dem Ärmel meiner Jacke übers Gesicht. Jan den Rücken zugewandt blieb ich stehen.
"Verdammt, rede mit mir."
"Lass mich los", jetzt heulte ich wirklich.
"Sascha", Jan zog mich herum und starrte zu mir hoch. "Sascha, ich bin in dich verliebt, verdammt."
Leise schniefend sah ich Jan an und entdeckte, dass er die Wahrheit sagte. Die Verzweiflung auf seinem Gesicht war echt, die Sehnsucht in seinen Augen auch. Oh Gott, er war in mich
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