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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Autoren: Matt Ruff
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das ihr gleich sehen werdet«, sagte Fatima, »wurde von May-Team 67 aufgenommen, unmittelbar bevor die gesamte Crew die Bedingungen für den vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand erfüllte. Band ab.«
    Sie trat zur Seite, und der Projektionsschirm leuchtete nach kurzem Flackern in drei Dimensionen auf. Das Video war von einer nach achtern gerichteten, am Heck eines der gepanzerten Patrouillenboote der Behörde montierten Kamera aufgenommen worden. Die Barkasse fuhr durch einen der größeren Hauptkanäle, und man bemerkte sofort, daß irgend etwas nicht stimmte: Nach der brodelnden Schaumspur zu urteilen, die die Schiffsschraube aufwirbelte, kämpfte die Barkasse entweder gegen eine verdammt starke Strömung an, oder aber, was wahrscheinlicher war, sie fuhr mit voller Kraft vor etwas weg. Als das Patrouillenboot eine enge Kurve nahm, ertönten eine Serie von Schrotflintenschüssen und der donnernde Knall großkalibriger Pistolen: Die Mitglieder des todgeweihten May-Teams feuerten ihre Waffen in die matschige Brühe ab. Aber umsonst - denn plötzlich tauchte eine unförmige Gestalt aus dem Kielwasser der Barkasse auf, und ein riesiges Maul klaffte wie ein rasierklingengespickter Abgrund auf. Die Zuschauer im Briefingraum warfen sich schreiend in ihren Sitzen zurück, während das Monster in perfektem 3-D aus dem Bildschirm schoß - aber nicht landete. Genau an der Stelle, wahrscheinlich in dem Sekundenbruchteil bevor die Kamera von ihrem Stativ getrümmert worden war, hatte der Cutter die Sequenz zu einer Schleife geschlossen, so daß die Kreatur wie festgenagelt da blieb, wo sie war, halb aus dem Wasser aufgetaucht, und sich unaufhörlich vor und zurück wand, wie um sich begutachten zu lassen.
    »Carcharodon carcharías«, sagte Fatima Sigorski, als die entsetzten Kanalarbeiter sich wieder gefaßt hatten. »Von unseren Freunden vom Bronx Zoo einwandfrei identifiziert. Wir wissen noch nicht mit Sicherheit, wie er da hingekommen ist, aber das HQ vermutet, daß es sich dabei um ein durchs Klo gespültes Haustier handeln könnte. Entweder das, oder es war mal wieder ein Scherz von diesen Fischköpfen vom Ichthyologischen Institut der NYU.«
    Da hörte man Eddie Wilders geschockte Stimme: »Das isn gottverdammter weißer Scheißhai!«
    Joan Fine drehte sich beim Klang seiner Stimme um. Eddie war halb von seinem Stuhl aufgestanden und da zitternd erstarrt, während Prohaska und Hartower, die ihn an je einem Ellbogen gepackt hatten, versuchten, ihn wieder auf den Stuhl zu ziehen. »Schnauze!« zischte Prohaska außer sich. »Maul halten und benehmen, oder willst du dir gleich am ersten Tag einen Minuspunkt einhandeln?« Joan lächelte. Eddie würde ihr wahrscheinlich über kurz oder lang auf die Nerven gehen, aber vorerst konnte sie nicht umhin, jemanden, der noch die Unschuld besaß, so zu reden, wie ihm der Schnabel gewachsen war - ohne Takt oder Kenntnis der einschlägigen Euphemismen -, sympathisch zu finden.
    Fatima allerdings mißbilligte diesen Verstoß gegen die guten Sitten.
    »Es ist ein Carcharodon carcharías«, hämmerte sie mit tadelndem Ton die harten griechischen Konsonanten in den Raum. »Ein durch Mutation umweltangepaßter Carcharodon carcharías. Ich verlass mich darauf, daß wir uns alle daran erinnern werden, wenn wir in Hörweite eines Reporters kommen sollten. In der Kanalisation gibt's eine einzige Sache, die weniger als zehn Buchstaben im Namen hat, und >Hai< ist das nicht.«
    »Tut mir leid«, sagte Eddie. »Tut mir leid, aber das Vieh sieht ganz genauso -«
    »Noch eins. Das HQ, hält weiterhin daran fest, auffallenden Individuen jeder gegebenen Spezies Kodenamen zuzuordnen. Auch wenn nichts daraufhindeutet und ich wirklich nicht hoffe, daß wir mehr als einen von der Sorte zu sehen kriegen werden, hat man beschlossen, einzelne Carcharodon nach Biermarken zu benennen. Dieser hier«, sie zeigte auf das noch immer zuckende Hologramm, »ist Meisterbrau. Das ist der Name, den ich zu hören erwarte, wenn ihr in der Mittagspause über ihn reden solltet - nicht Smiley, nicht Jaws, nicht Mackie Messer, sondern Meisterbrau. Ist das klar?« Eddie nickte brav.
    »Die uns vorliegenden Informationen deuten daraufhin, daß Meisterbrau zuletzt in der Kanalisation um die Times-Square-Kreuzung dem Nahrungserwerb nachgegangen ist. Alle May-Teams sollen mit allen zur Verfügung stehenden Waffen dieses Gebiet einkreisen. Die Teamchefs denken bitte daran, sich an der Waffenausgabe zu melden, und holt euch auch
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