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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel
Autoren: Francois Rabelais
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Zwei Erfahrungen bestimmten seine ganze spätere Haltung: die Mißstände im Klosterleben und der Humanismus. Gegen den geistigen und religiösen Verfall der Klöster, gegen die Heuchelei und Zügellosigkeit der Mönche richtete Rabelais später seine schärfste Satire. Dem Kontakt mit einigen großen Humanisten seiner Zeit, u.a. mit Guillaume Budé, verdankte er seine humanistische Bildung, vor allem die Kenntnis des Griechischen. Darauf beginnt die unruhige Zeit seines Lebens. Rabelais wird Weltgeistlicher, bereist Frankreich und studiert in Montpellier Medizin. 1537 treffen wir ihn in Lyon, wo er bei einer öffentlichen anatomischen Demonstration die Leiche eines Gehenkten seziert, ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen; denn damals waren die Leichen nicht so geduldig wie heute. Sie sträubten sich noch hartnäckig gegen die Anatomie, aus Furcht, womöglich ihre spätere Auferstehung zu komplizieren. ›Citra adustionem et incisionem‹ – nur ohne Brennen und Schneiden, also nur ohne die eigentliche ärztliche Praxis war es kirchlicherseits Doktor Rabelais erlaubt, die Medizin auszuüben – nach unserer modernen Auffassung eine Absurdität. Aber es sollte noch lange dauern, bis die Medizin sich dazu bequemte, vom Katheder herunterzusteigen. Noch ein Jahrhundert später lieferten die Herren Mediziner von der Fakultät, die ihre Kranken mit Latein zu kurieren pflegten, einem Molière den dankbarsten Komödienstoff.
    Inzwischen hatte Rabelais Pantagruel (1532) und Gargantua (1534) publiziert und im Gefolge seines großen Protektors, des Kardinals Du Bellay, zwei Romreisen unternommen. Das Dritte Buch (1546), nach Ansicht der Theologen »vollgestopft mit den verschiedensten Häresien«, trug seinem Verfasser zwei Exiljahre in Metz ein. Nach einer dritten Romreise und der Veröffentlichung des Vierten Buches (1552) verlieren sich Rabelais' Spuren. 1553 war er nominell Pfarrer in Meudon bei Paris, und er starb vermutlich Anfang April des gleichen Jahres in Paris. Erst nach seinem Tode, 1564, erschien das Fünfte Buch . Man ist sich noch immer nicht einig, ob und wieweit Rabelais der Verfasser ist. Vermutlich wird sich diese Frage nie eindeutig entscheiden lassen.
    Kaum ein dichterisches Werk hat so sehr die literarische Forschung strapaziert wie diese fünf Bücher Rabelais'. Phantasie und Scharfsinn interpretierten um die Wette, für alles suchte und fand der philologische Eifer eine Erklärung. Indessen wurden die Unklarheiten nicht beseitigt – im Gegenteil, sie vermehrten sich proportional der einander oft widersprechenden Deutungen. Die Forschung wurde zum Selbstzweck, verlor sich in Einzelheiten und übersah oder leugnete den Zusammenhang. Kommentar gelungen – Dichtung tot. Erst seit kurzem verzichtet man ein wenig auf die Detailinterpretation zugunsten einer großzügigeren Gesamtanalyse. – Es ist nicht leicht, über Gargantua und Pantagruel summarisch etwas auszusagen. Der Stoff ist so reich und vieldeutig, daß die Entscheidung über die Auswahl genauso schwerfällt wie die über die Art der Darstellung. Letztlich ist es Sache des Lesers, ob er das »substantialische Mark« heraussaugen und darin »einen anderen Schmack und tief verborgenere Lehre« finden wird.
    Was veranlaßte Rabelais zu seinen burlesken Erzählungen? Soll man seiner treuherzigen Versicherung glauben, daß er sie allein zur »Erheiterung der Kranken, Siechen und Gichtbrüchigen« geschrieben habe? Wohl kaum! Seine »Naivität« ist ja die Tarnung, hinter der sich die Satire verbirgt. Für Rabelais' Zwecke eignete sich besonders gut die Chronik eines Riesengeschlechtes; denn es kursierte bereits zu seiner Zeit mit großem Erfolg ein harmloses Volksbuch, anonym erschienen unter dem Titel Die große und unschätzbare Chronik vom großen und gewaltigen Riesen Gargantua. Was lag näher, als dieses beliebte Sujet auszubeuten? So wurde Rabelais' Riesenchronik – riesig in jeder Hinsicht: in der Unzahl der Ereignisse, der Anspielungen, in der Breite des Wissens, im Ausmaß der sprachlichen und stilistischen Formen – zu einer riesigen Zeit- und Gesellschaftskritik.
    Rabelais' schärfste Satire richtet sich gegen das Mönchswesen. Die langen Jahre im Kloster hatten in ihm einen Haß geschürt, den er zeit seines Lebens nicht verwinden konnte. Kein Ausdruck ist ihm zu unflätig, kein Tier abscheulich genug zur Bezeichnung der Kuttenträger, der feigen, geilen und verlogenen Parasiten der menschlichen Gesellschaft. Rabelais bleibt jedoch
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