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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Küchenwaschbecken eine neue Weltbestzeit in den Disziplinen Abschminken und Zähneputzen auf und machten ein Blitzpipi auf Huberts privater Eistoilette neben der Küche. Alles Weitere hatte Zeit bis morgen.

    Als wir endlich in unseren kuscheligen Betten lagen, drehte sich der Kater einige Male um die eigene Achse und rollte sich dann wie eine Pelzkugel vor Maries Bauch zusammen.
    Marie lächelte selig und griff unter der Decke nach meiner Hand. «Was machen wir denn, wenn die Leute hier keine Fremden gewohnt sind und uns davonjagen? Kann ich Crowley dann mit nach Berlin nehmen?»
    Ich betrachtete sie liebevoll im Schein der Nachttischlampe. Meine schöne Tochter.
    Natürlich würde sie in Wiestal auffallen wie ein bunter Hund. Wobei bunt in diesem Zusammenhang der falsche Ausdruck war, denn fast alles an Marie war schwarz: die langen Haare, die Fingernägel, die wallenden Gewänder und Stiefel, die sie trug. Zwar schminkte sie sich den Mund meist dunkelrot und hängte sich ein silbernes Hexenamulett um den Hals, aber bunt ging definitiv anders.
    «Auf dem Dorf geht es nicht mehr zu wie im Mittelalter», sagte ich. «Das hast du doch schon bei Frau Hopf gesehen. Die Leute hier leben wie du und ich.»
    Marie schwieg.
    «Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?», fragte sie dann plötzlich.
    «Keine Ahnung», sagte ich verdutzt. «Wie kommst du denn jetzt darauf?»
    Meine Tochter drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. «Ich habe mich gerade gefragt, ob Onkel Hubert hier im Haus gestorben ist. Und ob er uns sehen kann.»
    Unwillkürlich sah ich mich im Raum um. Das war ja ein merkwürdiger Gedanke. «Könnte schon sein», sagte ich. «Dass er im Haus gestorben ist, meine ich. Aber dass er hier herumspukt, will ich mal nicht hoffen.»
    «Glaubst du an Reinkarnation?»
    Ich zuckte mit den Schultern. «Ich hatte eine Großtante, die fest der Meinung war, dass die Katze, die nach der Beerdigung meines Opas bei ihr vor der Tür saß, seine Reinkarnation war.»
    Marie kicherte. «Vielleicht war Crowley in einem früheren Leben ein Hexenmeister und kann jetzt immer noch zaubern. Das wäre cool, oder?»
    Ich gab Marie einen Kuss auf die Nase. «Hexenmeister gibt es doch gar nicht, mein Hase. Aber im Traum läuft dir vielleicht ein netter über den Weg. Schlaf gut!»
    Dann knipste ich das Leselicht aus. Nicht ahnend, dass mir schon bald eine Menge Hexen das Leben schwer machen würden.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zwei

    Die Vorhersage für Donnerstag, den 27. März:
    Anfangs heiter bis hoffnungsvoll. Gegen Mittag Aufzug von Irritationen, die gegen Abend Kopfzerbrechen verursachen können.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, drängten sich mir sofort zwei Fragen auf: Könnte jemand mal diesen Motor abstellen? Dicht gefolgt von: Welcher Trottel hat die Fenster aufgemacht?
    Die Lärmquelle konnte ich sofort lokalisieren: Sie war schwarz, hatte grüngelbe Augen und schnurrte mir direkt ins Ohr.
    Auch die Antwort auf Frage zwei war denkbar einfach: Die Fenster waren zu, aber im Zimmer war es so kalt, dass ich meinen eigenen Atem sehen konnte.
    Im nächsten Augenblick hatte ich alles wieder parat: Die Eiskammer sowie das ganze Drumherum gehörten uns – und heute begann unser neues Leben! Ich seufzte eine lange, glückliche Kondenswolke und streichelte Crowley, der mich derart hypnotisierend anstarrte, dass ich ohne weiteres seine Gedanken lesen konnte: Aufstehen! Hunger!
    Marie war völlig unter dem dicken Federbett verschwunden, und nur das leichte Auf und Ab der Decke gab mir die Gewissheit, dass sie noch lebte.
    «Ich gehe Brötchen holen», sagte ich. «Kochst du in der Zwischenzeit Kaffee?»
    Das Grunzen, das aus den Tiefen ihrer Schlafhöhle kam, interpretierte ich einfachheitshalber als ja .
    Voller Elan schwang ich meine Beine aus dem Bett, zog mich schnell an und verließ das Schlafzimmer, dicht gefolgt von einem aufdringlich maunzenden Kater.
    «Schade, dass du keine Wollmäuse frisst», sagte ich, als ich die vielen Staubflocken im Flur sah. «Du wärst wochenlang versorgt.»
    Crowley warf mir einen missbilligenden Blick zu. Er setzte sich an die Treppe und beobachtete, wie ich die Badezimmertür aufmachte.

    Morgensonne! Herrlich!
    Bei näherem Hinsehen war das aber auch das einzig Positive, was das Badezimmer zu bieten hatte. Die Sonne förderte sämtliche Mängel mit einer Erbarmungslosigkeit zutage, die mir den Atem verschlug. Ich stellte mich auf die schmuddelige Badematte und drehte mich einmal
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