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Ganz oder Kowalski

Ganz oder Kowalski

Titel: Ganz oder Kowalski
Autoren: Shannon Stacey
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Arbeit lenkte sie ab. Sie war kein Mensch, der gern in Bars herumhing. Und keiner der Männer, die sie bisher kennengelernt hatte, hatte ihren Motor so richtig auf Hochtouren gebracht. Also hatte sie gerade eine Durststrecke. Wenn sie sich ihre Reaktion auf das bloße Treffen mit Sean in Erinnerung rief, so hatte dieser Mann ganz offensichtlich das Potenzial, ihren Motor so aufheulen zu lassen, als würde sie auf der Pole Position bei einem Formel-1-Rennen stehen.
    „Mist, ich muss los“, sagte Lisa. „Die Jungs haben in einer Stunde Zahnarzttermine, und ich habe meinen Jüngsten gerade mit einer Handvoll bunter Kaubonbons vorbeirennen sehen.“
    „Dann mal viel Spaß.“ Emma war sich nicht sicher, wie ihre Freundin das alles schaffte. Wenn Emma vier Jungs hätte, würde sie ihre Tage im Badezimmer verbringen – bewaffnet mit einer Flasche Wick MediNait , an der sie immer wieder nippen würde, weil es so schön beruhigte.
    „Wenn wir uns vor der Ankunft deiner Großmutter nicht mehr sprechen, wünsche ich dir schon mal viel Glück.“
    „Danke.“ Das konnte sie brauchen.
    Nachdem sie ihr Handy wieder in ihre Hosentasche gestopft hatte, rückte Emma die Couch von der Wand und tat ein neues Nest von Wollmäusen auf, an denen sie ihren Frust abbauen konnte.
    Mit dem Zeh drückte sie den Schalter am Staubsauger und hoffte, dass das Brummen der Maschine das nicht länger leise Summen ihres eigenen vernachlässigten Motors übertönen würde.
    Sean verglich die Nummer, die er zusammen mit einer Wegbeschreibung von Lisa erhalten hatte, mit der Nummer auf dem Briefkasten. Langsam bog er auf Emma Shaws Einfahrt.
    Das solide, traditionelle Bauernhaus im neuenglischen Stil am Ende der Einfahrt war wunderschön. Es hatte eine weiße Außenverkleidung – aus getünchten Schindeln, nicht aus Kunststoff – und dunkelgrüne Fensterläden, die zum Metalldach passten. Eine Veranda zog sich von der Vorderseite um die Ecke bis zu einer Tür, die vermutlich zur Küche führte. An jedem Stützpfeiler hingen Körbe mit üppigen Blumen in den verschiedensten Farben.
    Eine Gruppe bunter Schaukelstühle und Beistelltische auf der Veranda lud dazu ein, sich zu setzen und ein bisschen zu plaudern. Blumenbeete umgaben das Haus. Keine große Überraschung, nahm er an, als er neben einem Pick-up hielt, an dem Magnetschilder mit demselben Logo angebracht waren, das auch auf Emmas Sweatshirt geprangt hatte. Landschafts- und Gartengestaltung von Emma .
    Er stieg aus und ging die Stufen zur Eingangstür hinauf. Nachdem er tief durchgeatmet hatte – was nicht half, da Sauerstoff einen Anfall von Wahnsinn nicht heilen konnte –, klingelte er an der Tür.
    Es dauerte fast eine Minute, bis Emma die Tür öffnete. Sie sah unglaublich süß aus. Ihr Haar trug sie zu einem lockeren Zopf, und auf ihrer Nase war ein Schmutzfleck. Schnell schob er die Hände in die Hosentaschen, damit er nicht unwillkürlich den Arm ausstreckte, um den Fleck zu entfernen.
    Ihre Augen wurden groß, als sie ihn erblickte. „Hallo.“
    „Haben Sie einen Moment?“
    „Klar.“ Sie machte einen Schritt zurück und ließ ihn in den Flur treten. Gleich zur Linken befand sich ein großes Wohnzimmer. Sämtliche Möbelstücke waren in die Mitte des Raumes gerückt worden. In der Luft hing der Geruch von Murphy- Ölseifenreiniger und Möbelpolitur mit Zitronenduft.
    „Bereiten Sie sich auf eine Inspektion mit einem weißen Handschuh vor?“
    Sie verzog das Gesicht und rieb sich über die Nase, womit sie allerdings alles nur noch schlimmer machte. „Gram ist gar nicht so. Mir geht nur so viel im Kopf herum, und wenn das so ist, dann putze ich. Das ist eine Art Tick.“
    Er war sich nicht sicher, wie er anfangen sollte. „Gestern Abend war ich bei meiner Tante und meinem Onkel zum Abendessen.“
    „Wie geht es den beiden? Ich habe Mrs K. seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.“
    „Es geht ihnen gut. Ich hatte die Möglichkeit, mich mit Lisa zu unterhalten. Sie meint, dass Sie nicht übergeschnappt sind.“
    „Das sagte ich Ihnen bereits.“
    „Verrückte Menschen wissen oft nicht, dass sie verrückt sind.“
    Missmutig blies sie sich die Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten. „Glauben Sie mir, ich weiß, dass die Umstände verrückt sind. Ich selbst bin vollkommen normal. Möchten Sie etwas zu trinken? Ich habe Limonade. Eistee. Ich fürchte, das Soda ist alle – auch eine Erklärung für den rasenden, durch literweise Kaffee
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