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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition)
Autoren: Achim Hiltrop
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beim Gehen machte. Meteorologische Kriegführung, dachte er kopfschüttelnd, ich hätte es ja nicht geglaubt. Der Chef ihres Teams hatte eine ziemlich große Summe für eine Ladung Silbernitrat bezahlt, welche in sorgfältigen Dosen in den letzten drei Monaten in großer Höhe aus ferngesteuerten Flugkörpern über dieser Region ausgestreut worden war. Das Resultat war spektakulär: Die Silbernitrat-Kristalle bewirkten in den Wolkenschichten von Fulgii XXII massive Kondensationserscheinungen, welche ergiebige Regenfälle zur Folge hatten, die diesen Landstrich nun seit Wochen heimsuchten. Harris war von der Wirkung dieser Methode inzwischen überzeugt, zumal er seit einigen Tagen die ersten Anzeichen einer handfesten Erkältung mit sich herumschleppte. »Typisch«, brummte er, »alles können sie heilen, aber gegen ’nen simplen Schnupfen gibt es immer noch kein Mittel.«
     
    Als der Scharfschütze an den Leichen der Soldaten vorbeikam, denen er bei der deaktivierten Überwachungskamera aufgelauert hatte, blieb er kurz stehen und sprach ein stilles Gebet. Momente wie dieser waren es, die Harris sich selbst hassen ließen. Er hatte lange Jahre selbst in der Armee der Galaktischen Allianz gedient. Die perfekte Beherrschung seines Handwerks hatte ihn sogar mit einem gewissen Stolz erfüllt. Als seine Kommandeure dann jedoch beschlossen hatten, ihm gegen seinen Willen Biochips zu implantieren, welche seine Augen zu einer natürlichen Komponente seines Scharfschützengewehrs machten, war er kurz entschlossen desertiert. Der Gedanke, vom hoch qualifizierten Spezialisten zu einem simplen Werkzeug degradiert zu werden, hatte ihm nicht behagt. Wer konnte schon wissen, was man ihm als Nächstes implantiert hätte? Nun also durchstreifte Ralph Harris als freiberuflich tätiger Scharfschütze das All, zusammen mit seinen Freunden und Partnern, dem Symirusen Pprall und dem berüchtigten Söldner Ota Jedrell.
     
    Harris wandte sich vom Anblick der toten Soldaten ab, deren Blut vom unablässig niederprasselnden Regen fortgewaschen wurde. »Arme Teufel«, murmelte er, als er davonstapfte. Wenige Sekunden später war er wie ein Gespenst in den Regenschleiern verschwunden.
     
    *
     
    Als ›Mad‹ Ota Jedrell die Signale seiner beiden Partner vernahm, atmete er auf. Der schwierigste Teil der Mission lag nun hinter ihnen. Die Bewachung des Lagerhauses auf der sturmumtosten Bergspitze war ausgeschaltet worden.
     
    Von der Kaserne unten im Tal war so bald kein Nachschub zu erwarten. Die Soldaten dort hatten mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen, von denen ihre Kameraden auf dem Berg nichts geahnt hatten. Zum einen hatte sich die heutige Kantinenkost als mit Kolibakterien verseucht erwiesen, sodass zwei Drittel der Garnison sich neben den klimabedingt weitverbreiteten Erkältungskrankheiten nun auch noch mit akuten Magenkoliken, Erbrechen und Diarrhö herumplagten. Darüber hinaus war die Energieversorgung des Mannschaftsheims ausgefallen, und in wenigen Sekunden würde man obendrein feststellen müssen, dass die Notstromaggregate ebenfalls nicht zur vollen Zufriedenheit funktionierten.
     
    Jedrell beobachtete die Garnison durch ein leistungsfähiges Fernrohr von der Passstraße aus, die zum Gipfel hinaufführte.
     
    »Ungefähr … jetzt!«, zischte er.
     
    Im nächsten Moment flackerte die Beleuchtung der Kaserne einmal kurz auf, dann lag der gesamte Gebäudekomplex in völliger Dunkelheit.
     
    »Sehr gut«, grinste Jedrell. Er ließ das Fernglas sinken und eilte den Berg hinauf, wo Pprall und Harris bereits die nächste Phase der Mission in Angriff genommen hatten.
     
    Als Jedrell seine Schritte beschleunigte, klirrte in seinem Rucksack ein leeres Reagenzglas aus einem biotechnischen Labor auf Trusko VII leise gegen einige unscheinbare Bauteile aus dem Generator der hinter ihm liegenden Kaserne.
     
    *
     
    Jedrell erreichte die Lagerhalle ohne Probleme. Am Tor des Gebäudes warteten bereits die anderen Mitglieder seines Teams.
     
    »Tadaa!«, machte Pprall und gluckste aufgeregt. Der Symiruse hatte bis vor ein paar Jahren zu einer Spezialeinheit der Allianzstreitkräfte gehört, deren Soldaten man mit einem bewusstseinserweiternden und leistungssteigernden Drogencocktail zu absoluten Höchstleistungen getrieben hatte. Später war Pprall desertiert und hatte sich mit Harris und Jedrell für ein Leben als Söldner entschieden. Zu dem Zeitpunkt war er aber bereits von den Medikamenten abhängig gewesen, sodass ein
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