Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition)
Autoren: Achim Hiltrop
Vom Netzwerk:
dem er Raumschiffe aller Art repariert und modifiziert hatte. Als er das Erbe seines Vaters angetreten hatte, war es ihm in wenigen Jahren gelungen, aus der illegalen Bastlerwerkstatt eine professionell betriebene Raumschiffswerft zu machen. In den besten Zeiten der Cartier Construction Company hatte das Unternehmen den Ruf genossen, durch raffinierte Eingriffe die Leistung jeglicher Maschinen und Geräte auf ein Vielfaches dessen zu steigern, was die ursprünglichen Konstrukteure für möglich gehalten hatten. Im Jahre 2515 war der Asteroid dann bei einem Piratenüberfall zerstört worden … Mein Gott, dachte Cartier, ist das wirklich schon neunzehn Jahre her?
     
    Dort hing die Urkunde, mit welcher der damalige Kaiser von Symirus der Cartier Construction Company die alleinigen Vermarktungsrechte des von den Symirusen entwickelten Überlichtantriebs zugestanden hatte. Das war damals der große Durchbruch gewesen, sowohl für die Werft als auch für den bemannten Raumflug. Bis dahin war es nicht möglich gewesen, die Lichtgeschwindigkeit um mehr als das Doppelte zu übertrumpfen, sodass die interstellaren Flüge oftmals etliche Monate oder sogar Jahre gedauert hatten. Inzwischen hatte man auch hier deutliche Fortschritte gemacht. Cartier und sein damaliger Chefingenieur Larry Strociewsky hatten an dem Projekt der Symirusen weitergearbeitet und dabei beständig neue Rekorde aufgestellt. Inzwischen waren Flüge mit bis zu fünfzehnfacher Lichtgeschwindigkeit schon annähernd an der Tagesordnung.
     
    Larry …
     
    Cartier seufzte, als er an der nächsten Vitrine vorbeikam, welche eine lebensgroße Holografie von Larry Strociewsky und dessen Frau Celia zeigte. Celia, die Tochter des berüchtigten Raumpiraten Rutherford, war selbst die Anführerin einer Piratenbande gewesen, ehe sie sich für ein bürgerliches Leben mit Larry entschieden hatte. Heute waren beide schon über zwanzig Jahre tot, umgebracht von feindlichen Geheimagenten in den chaotischen Tagen, welche der Revolution auf Trusko VII vorangegangen waren.
     
    Überrascht stellte Cartier fest, dass er stehen geblieben war. Er seufzte schwer, löste sich vom Anblick der Holografie und ging weiter. So viele Freunde hatten ihn auf seinem Weg begleitet, und so viele von ihnen waren schon nicht mehr am Leben! Zu anderen, die zwar noch lebten, aber irgendwo am anderen Ende der Galaxis wohnten, hatte er schon lange keinen Kontakt mehr. Das Leben war eine einsame Angelegenheit, wenn man alt wurde.
     
    Kopfschüttelnd schlurfte Cartier an einem vergilbten Foto vorbei, das zwischen zwei Vitrinen in einem schmucklosen Rahmen an der Wand hing, und verschwand für einige Minuten im Badezimmer.
     
    Jede Nacht um diese Zeit das gleiche Drama, dachte er verdrossen, als wenig später wieder im Korridor stand und den Gürtel seines Bademantels festzurrte, ich werde langsam wirklich alt.
     
    Erneut blieb er vor dem vergilbten Foto stehen. Es handelte sich um eine alte, zweidimensionale Aufnahme, auf Fotokarton gedruckt, welche zwei junge Männer in Armeekleidung zeigte. Einer von ihnen – Cartier – trug den Arbeitsoverall des Technischen Corps der kerianischen Raumflotte. Der andere Mann trug den mit Panzerplatten besetzten Tarnanzug der Marineinfanterie. Lieutenant Clou Gallagher.
     
    Das waren noch Zeiten, dachte Cartier wehmütig. Heute hatte er deutlich weniger Haare auf dem Kopf und wesentlich mehr Gewicht auf den Rippen als damals. Seinerzeit war er Mechaniker auf einer mobilen Werft der Raumflotte gewesen, jung, ahnungslos und großmäulig – aber talentiert. Clou war wie ein Bruder für ihn gewesen: ein Jahr jünger als er, rauflustig und unberechenbar – aber ein cleverer Soldat und ein exzellenter Pilot.
     
    Zum wiederholten Male fragte sich Cartier, wie es seinem Freund von damals wohl heute gehen mochte. Clou gehörte allerdings zu den Bekannten, mit denen Cartier inzwischen keinen Kontakt mehr pflegte. Nach allem , was vorgefallen war, war es in diesem Fall für beide das Beste, wenn sie nicht miteinander in Verbindung standen. Sicherer war es auf jeden Fall. Schade, dachte Cartier traurig und tapste müde zurück in sein Schlafzimmer.
     
    An der Türschwelle blieb er plötzlich stehen, die Hand auf der Klinke.
     
    Moment mal …
     
    Er lauschte angestrengt.
     
    Musik?
     
    Cartier trat zurück auf den Korridor und zog die Schlafzimmertür leise hinter sich zu. Tatsächlich, irgendwo im Haus spielte leise Musik.
     
    Um die Zeit?
     
    Cartier dachte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher