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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition)
Autoren: Achim Hiltrop
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hinein.
     
    »Ich wusste doch, dass es dich amüsieren würde, alter Freund«, antwortete eine ruhige Stimme.
     
    Cartier winkte mit einer Hand über das Sensorfeld der Zimmerbeleuchtung, und gedämpftes Licht aus geschickt in der Wand verborgenen Leuchtkörpern erhellte das geräumige Wohnzimmer. Erst jetzt konnte Cartier das Gesicht seines nächtlichen Besuchers sehen – erschrocken stellte er fest, dass er sich offenbar getäuscht hatte. Vor ihm saß kein Mensch, sondern eine lebensgroße Puppe, wie man sie in Unfallsimulationen gelegentlich noch verwendete, um den Effekt von mechanischen Einwirkungen auf Fahrzeuginsassen zu testen.
     
    »Äh …«, machte Cartier verwirrt.
     
    »Überraschung!«, sagte die Stimme von vorhin.
     
    Cartier versteifte sich und drehte sich langsam um. Hinter ihm – neben der Tür, durch die er gerade getreten war – stand Ota Jedrell, der frühere Leiter des Sicherheitsdienstes seines Bergwerks, welcher heute den zweifelhaften Ruf genoss, der bestbezahlte Söldner seiner Generation zu sein. Jedrell ging inzwischen auf die fünfzig zu, das schneeweiße Haar war militärisch kurz geschoren und im Gesicht zeigten sich deutlich mehr Falten als früher, aber abgesehen davon hatte dieser sich in den letzten zwei Jahrzehnten so gut wie gar nicht verändert.
     
    Mit einem schiefen Grinsen reichte er Jedrell die Hand. »Mach so was nicht mit mir«, sagte er vorwurfsvoll, »ich bin nicht mehr der Jüngste und vertrage nicht so viel Aufregung. Wie geht es dir? Was führt dich her? Und vor allem …« Cartier brannten hundert Fragen auf der Zunge, doch Jedrell bremste seinen Redeschwall mit einer herzlichen Umarmung, bei welcher dem alten Ingenieur die Luft wegblieb.
     
    »Setzen wir uns doch erst«, sagte Jedrell und deutete auf die beiden leeren Sessel neben der Puppe. »Darf ich vorstellen: Raymon Alejandro Cartier, Jackie. Jackie, Raymon Alejandro Cartier.«
     
    Cartier hob fragend eine Braue. »Jackie?«
     
    Jedrell zuckte mit den Schultern. »Ist manchmal ganz praktisch, ein unempfindliches Double im Gepäck zu haben. Hätte ja sein können, dass du erst schießt und dann Fragen stellst.«
     
    »Du solltest mich kennen«, protestierte Cartier, »ich bin der friedliebendste Mensch in dieser Galaxis!«
     
    Jedrell grinste hämisch. »Ich könnte mir vorstellen, dass es Leute auf Tlozzhaf und Symirus gibt, die das anders sehen.«
     
    »Das ist lange her«, sagte Cartier mit einer wegwerfenden Handbewegung und nahm in einem der beiden Sessel Platz. »Also, was führt dich her, alter Junge?«
     
    Jedrell setzte sich und sah seinem Freund und früheren Arbeitgeber fest in die Augen. »Geschäfte«, sagte er lapidar.
     
    Cartier schürzte die Lippen. »Was heißt das? Brauchst du Arbeit?«
     
    »Das ist ’ne lange Geschichte …« Jedrell kratzte sich am Kinn. Cartier bemerkte erst jetzt, dass sein Gast unrasiert war und offenbar zudem seit geraumer Zeit nicht geschlafen hatte. Jetlag, dachte Cartier. Vermutlich war Jedrell erst seit wenigen Stunden auf Oea XX und hatte sich noch nicht an die lokale Zeit anpassen können. Ein altbekanntes Problem, auch für Cartier.
     
    »Macht nichts, wir haben Zeit. Möchtest du was trinken?«
     
    Jedrell winkte ab.
     
    »Also?«, hakte Cartier nach.
     
    »Also«, Jedrell räusperte sich, »du erinnerst dich sicher noch an unseren gemeinsamen Bekannten Clou Gallagher?«
     
    Wenn Jedrells bloße Anwesenheit schon gereicht hatte, um Cartier wachzurütteln, so war bei der Nennung des Namens seines alten Freundes auch das letzte Quäntchen Müdigkeit aus seinem Körper verschwunden. Elektrisiert lehnte er sich vor. »Gibt’s was Neues von dem alten Jungen?«
     
    Jedrell sah ihn ausdruckslos an. »Was ist dein letzter Kenntnisstand, Ray? Ich meine, wann hast du zuletzt von Clou gehört?«
     
    Cartier dachte kurz nach. »Also, Armand ist gerade achtzehn geworden … Ein knappes Jahr davor haben wir geheiratet, Chris und ich … und kennengelernt haben wir uns kurz vorher, als ich mit Clou damals … ich weiß nicht, vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre. Verdammt lang her.«
     
    »Verdammt lang«, pflichtete ihm Jedrell bei. »Und?«
     
    »Und …« Cartier forschte sein Gedächtnis nach Spuren einer Konversation ab, die vor beinahe zwei Jahrzehnten stattgefunden hatte. »Ach ja, er wollte damals zur Erde fliegen. Debi und die Kleine, wie hieß sie doch gleich?«
     
    »Rebecca.«
     
    »Becky! Richtig. Also, Debi und Becky waren bereits
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