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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition)
Autoren: Achim Hiltrop
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donnerte durch das Gebäude, diesmal deutlich näher als die erste. Die Druckwelle rollte den Korridor hinauf, breitete sich in der Halle aus und staute sich einen Moment lang an der Glasfassade des Foyers. Dann gab das Glas nach und zerbarst in einer spektakulären Eruption aus Splittern und Scherben, welche auf die vor der Klinik wartende Menge herabregnete und die Panik erst richtig anstachelte.
     
    Der Druckwelle folgte einen Herzschlag später ein gewaltiger Feuerball, der an der Decke entlangrollte und alles Brennbare auf seinem Weg verschlang.
     
    Charlene lag einen Moment lang benommen auf dem Boden.
     
    »Alles in Ordnung?«, fragte Armand besorgt, der neben ihr kniete.
     
    Charlene stützte sich auf ihn, als sie aufstand. »Alles bestens. Die anderen?«
     
    Armand sah sich um. Jedrell und Clou, die der Explosion am nächsten gewesen waren, waren dick mit Staub und Ruß bedeckt. Dack stand seelenruhig an der zerborstenen Glasfassade und hielt die panisch umherirrenden Krankenschwestern und Politiker mit Schüssen in die Luft auf Distanz.
     
    »Klasse, Ota, ganz große Klasse«, murmelte Clou und wischte sich mit dem Ärmel den Staub aus dem Gesicht. »Wie in alten Zeiten. Ist ja wieder mal herrlich.«
     
    Jedrell klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Was willst du? Du lebst doch noch!«
     
    »Lass uns bloß verschwinden, bevor die restlichen Polizisten zurückkommen«, rief Armand.
     
    »Bevor hier alles einstürzt, wolltest du wohl sagen«, bemerkte Clou mit einem kritischen Blick an die Decke des Foyers. Einige der tragenden Elemente brannten inzwischen lichterloh und sonderten dicke, fettige Rauchschwaden ab. Tiefe Risse erschienen knirschend über ihren Köpfen.
     
    »Wow!«, zirpte Lisnoas dünne Stimme aus dem Nichts.
     
    Jedrell nickte. »Weg hier.«
     
    Clou sah skeptisch auf den Tumult, der sich vor der Klinik abspielte. »Wie denn?«
     
    Charlene zupfte ihn am Ärmel und deutete mit dem Daumen auf das Shuttle der Militärpolizei, das verlassen und mit einladend offener Rampe direkt vor dem Ausgang stand.
     
    Clou grinste breit. »Mein Mädchen«, verkündete er stolz.
     
    *
     
    Als Cartier wieder zu der Klinik zurückkam, war schon alles vorbei. Die Glasfassade des Foyers war nach einer heftigen Explosion in Form von rasiermesserscharfen Splittern auf die evakuierten Politiker und Krankenschwestern herabgeregnet und hatte eine Massenpanik ausgelöst.
     
    Überall wanden sich Verwundete und Sterbende am Boden; das Klinikpersonal bemühte sich zwar zu helfen, doch ohne Verbandsmaterial und andere Hilfsmittel konnten sie nur wenig ausrichten. Das resultierende Durcheinander und der damit verbundene Lärm waren unbeschreiblich.
     
    Fassungslos sah Cartier zu, wie sich mitten aus dem Chaos das Shuttle der Militärpolizei in den Nachthimmel von Primwelt T erhob. Wie Phönix aus der Asche, schoss es Cartier spontan durch den Kopf.
     
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, fragte Nnallne, der ein blutbeflecktes Taschentuch fest gegen eine schartige Schnittwunde an seinem rechten Oberschenkel presste.
     
    »War das … war das Jedrell?«
     
    Nnallne folgte dem davonrasenden Shuttle mit den Augen. »In dem Schiff da? Ja, das war er. Und Ihr Sohn und Gallaghers Tochter waren bei ihm. Und ein ziemlich großer Roboter auch.«
     
    Cartiers Herz schlug bis zum Hals. Armand hatte das Abenteuer also heil überstanden.
     
    »Ach ja, noch was«, sagte Nnallne nach einer theatralischen Pause mit einem schelmischen Grinsen, »die Mission war übrigens erfolgreich.«
     
    Cartier sah dem Shuttle nach, das inzwischen zu einem winzigen Lichtpunkt am Firmament zusammengeschrumpft war. »Soll das heißen …?«
     
    »Er ist bei ihnen, ja. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.«
     
    Cartiers Mundwinkel wanderten nach oben. »Die Galaxis ist wieder um eine Attraktion reicher.«
     
    Nnallne zuckte gleichgültig mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der brennenden Klinik zu. »Wenn ich daran denke, dass Rajennko extra einen so abgelegenen Ort wie diesen für die Konferenz ausgesucht hat. Er hatte nämlich Angst, dass die Erdregierung von seinen Plänen Wind bekommt und die Peacemaker herschickt, wissen Sie?«
     
    »Was sie nicht sagen«, brummte Cartier abwesend.
     
    »Oh ja«, beeilte sich Nnallne zu sagen, »ganz bestimmt. Daher auch die große Geheimhaltung und die recht spärliche Präsenz von Sicherheitskräften hier. Je weniger Leute von der Konferenz wussten, desto besser.
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