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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition)
Autoren: Gunter Tschauder
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seitlich in den Wald. Das Kleid hatte sie liegenlassen müssen.
    Der Wind heulte, er übertönte das Geräusch ihrer Schritte.
    In ihrem Unterkleid lief sie durch das Gestrüpp, stürzte, raffte sich wieder auf und stürzte e r neut. Sie zerriss sich das Unterkleid an Dornen und Ästen. Die Zweige rissen ihr Gesicht auf. Sie spürte keinen Schmerz. Sie dachte nur „fort, Flucht, dem Untergang entkommen“. Sie wich einem Baum im letzten Augenblick aus, blieb an einem Dornbusch hängen und konnte sich nur mit verzweifelter Anstrengung befreien. Ein Teil ihres Unterkleides riss ab und blieb hängen.
    Ihre leichten Schuhe blieben im feuchten Waldboden stecken. „Bloß nicht das“, dachte sie. Sie zog ihre Füße heraus, die Schuhe blieben ihm Lehm zurück. Mit nackten Füßen und Fetzen am Körper lief sie weiter. Jeder Schritt auf Steinen und Ästen brachte ihr eine Wunde mehr.
    Irgendwo hinter sich hörte sie einen verzweifelten Schrei. Es war ein Gardist, der ihre Flucht bemerkt hatte. Sie riefen hinter ihr her, rannten ihr nach, sie fluchten und brüllten. Caterina wusste , die Soldaten konnten nicht weit hinter ihr sein. Ihr weißes Unterkleid würde sie verr a ten. Sie musste als Gejagte der Sicht der Jäger entkommen. Die Hatz war ungünstig für sie. Drei Männer gegen eine Frau. Aber eine Frau, die sich behaupten musste , die nur überleben konnte, wenn sie jetzt und hier entkam.
    Beim Verlassen der Kutsche hatte sie kurz vor dem Wagen eine Straßenbiegung gesehen. Di e se Biegung wollte sie nutzen, um ungesehen auf die andere Seite der Straße zu gelangen. Dorthin, wo sie niemand vermuten würde. Die Straße war unbedingt zu überqueren. Die and e ren in die irre leiten. Sie quälte sich nach links, stürzte in einen Graben, erhob sich. Sie spürte nicht das Blut an ihren Händen, lief, stürzte erneut und lief wieder. Sie kam der Straße wieder näher. Hoffentlich würde ihr Trick siegen. Hoffentlich war sie nicht zu nah an der Straßenbi e gung. Hoffentlich würde der Kutscher sie nicht sehen können. An der Straße sah sie die Ku t sche. Sie war zu nahe. Sie bebte vor Angst. Der Kutscher würde sie entdecken. Sie wollte u m kehren. Zurück in den Wald. Im Wald hörte sie die Soldaten. Da begriff sie, dass der Kutscher seinen Kutschbock verlassen hatte und den anderen nachgelaufen war. Sie überquerte die Str a ße. Die Pferde schnauften. Caterina stürzte auf der anderen Straßenseite in einen Graben. Sie spürte unter sich den morastigen Sumpf und schluckte die brackige Brühe. Sie erhob sich, rannte weiter durch das Gestrüpp. Erschöpft blieb sie auf dem feuchten Waldboden liegen. Sie verschnaufte und lauschte in die dunkle Nacht. Der Wind heulte, die Wolken jagten über den Himmel. Sie hörte die Gardisten nicht mehr, nicht mehr die Pferde. Dennoch wagte sie es nicht, sich zu rühren. Ihr Herz jagte. Sie wusste , sie flüchtete nicht vor den Soldaten. Sie flüc h tete vor der grausamen Festungshaft, sie entfloh ihrem Tod. Sie müsste unbedingt lange genug im Schutz der Dunkelheit und des Waldes liegen bleiben, bis die erste Gefahr vorüber wäre. Die Soldaten müssten sich auf der anderen Seite des Weges befinden. Ihr Trick war offensich t lich geglückt. Sie wurde auf der falschen Seite der Straße gesucht.
    Es dauerte lange, bis sie sich in alle Richtungen umschaute und sich langsam erhob. Sie schlich sich durch das Unterholz an den Weg heran. Sie blieb weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden. Dann stockte ihr Atem. Sie sah sie Kutsche. Sie war noch da. Um die Kutsche herum aber standen die drei Soldaten und der Kutscher. Sie palaverten laut und aufg e regt. Ihre Worte waren für Caterina in dem Sturm nicht zu verstehen. Dann sah sie, wie die Gardisten und der Kutscher die Kutsche bestiegen und mit dem Wagen davonfuhren. Sie wü r den Hilfe holen und den Vikar im nächsten Ort informieren.
    Nach einer Weile erhob sie sich vorsichtig und schlich sich an den Straßenrand. Als sie ni e manden entdeckte, überquerte sie die Straße. Tatsächlich, ihr Kleid war noch da. Die Soldaten waren bei der Rückkehr einen anderen Weg gelaufen und hatten das Kleid vergessen. Sie ran n te schnell zu der Stelle, nahm ihr Kleid auf und überquerte erneut die Straße. Sie schlich wieder durch den Wald. Das kostbare Kleid hatte sie unter den linken Arm gequetscht. Sie wollte es erst anziehen, wenn es Sinn machte. Sie nutzte die dunkle Nacht um möglichst weit weg von der Fluchtstelle zu kommen. Hier würde
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