Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller
Autoren: Gordon Ferris
Vom Netzwerk:
das Deck zu Slattery hinüber.
    Mein Gegner kam gerade wieder auf die Beine. Am Kopf hatte er eine tiefe Schnittverletzung davongetragen, aus der Blut strömte, möglicherweise kam eine Gehirnerschütterung dazu. Nachdem er sich das geronnene Blut aus den Augen gewischt hatte, merkte er, dass ich auf ihn zustolperte.
    Am Rande meines Blickfelds sah ich Sam regungslos bei den Rettungsleinen liegen. Slattery hielt erneut nach seiner Pistole Ausschau und bückte sich. Doch als er sich wieder aufrichtete, hielt er nicht die Pistole, sondern eine fast zwei Meter lange Enterstange in der Hand – eine Kombination aus Speer und bösartigem Widerhaken. Genau das Richtige, wenn man einen großen Fisch an Land ziehen oder einen ungebetenen Gast nicht an Bord lassen, ihm vielleicht auch die Eingeweide aufschlitzen wollte. Er holte damit nach mir aus, verfehlte meinen geduckten Kopf jedoch knapp. Gleich darauf streckte er die Stange wie eine Lanze vor und zielte damit auf meinen Brustkorb. Ich wich zur Seite aus, geriet ins Straucheln und stürzte ins Cockpit, doch der dicke Holm der freischwingenden Ruderpinne bremste meinen Fall. Als die mit Stagreitern besetzte Stange an meinem Brustkorb vorbeifegte, fuhr ich zurück und prallte von der Ruderpinne ab. Halb fiel ich, halb sprang ich aufs Deck. Da ich kaum noch Luft bekam, fragte ich mich, ob eine meiner Rippen möglicherweise gebrochen war.
    Slattery taumelte um die Pinne herum, holte mit dem Spieß erneut nach mir aus und traf mich an der Schulter. Zunächst spürte ich Schmerzen, dann wurde mein linker Arm taub. Dieser Kampf würde nicht lange dauern. Ein unverletzter, bewaffneter Mann ist gegenüber einem Einarmigen definitiv im Vorteil. Ich tänzelte hin und her, um Slatterys bösartigem Dreschflegel zu entgehen, und versuchte dabei, das Cockpit zwischen uns zu bringen.
    Nach einer vollen Drehung fand ich mich weiter in Richtung des Achterschiffs gedrängt. Wieder und wieder bewegte ich den linken Arm, damit das Gefühl darin zurückkehrte. Plötzlich schoss mir ein beißender Schmerz durch die Glieder – immer noch besser als die Taubheit. Mittlerweile war ich bereits nahe am Schiffsheck angelangt und sah mich zu einem weiteren Zurückweichen gezwungen. Slattery hatte wieder sein dreckiges Grinsen aufgesetzt und sah aus, als witterte er Blut. Ständig versuchte er, auf mich einzustechen. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis ich endgültig über Bord ging.
    Blitzartig stieg eine Erinnerung in mir hoch – die an einen Kampf in Caen. Als wir einen Zug des deutschen Heers aus einer Scheune verjagten, war einer der Krauts wie vom Wahnsinn gepackt drei Meter vor mir aus der Deckung gebrochen. Mit aufgepflanztem Bajonett griff er mich an und brüllte dabei wie ein Irrer. Da hatte ich zum ersten Mal während dieser Verfolgungsjagd Angst bekommen.
    Mein Training schaltete sich ein: Im Zweifelsfall lieber angreifen! Ich machte eine Rolle vorwärts und schoss in die Höhe, sodass mein Kopf fast Slatterys Gesicht getroffen hätte, während er den Spieß über mir schwang. Ich versuchte mit meinem Messer auf ihn einzustechen, aber er blockierte mich mit dem Endstück seiner Enterstange. Also rückte ich ihm noch näher auf den Leib und rempelte ihn an, wobei mir ein scharfer Schmerz durch die Schulter schoss.
    Beide gingen wir zu Boden und wälzten uns, traten und schlugen aufeinander ein. Schließlich ließ er die Stange fallen, weil sie ihm im Nahkampf nichts nützte, und attackierte mich wie ein Verrückter mit Fäusten, Knien und Zähnen. Dann bekam er die Hand in den Griff, in der ich das Messer hielt, und schlug sie so lange gegen eine Metallverstrebung, bis ich meine Waffe fallen ließ. Allerdings gelang es mir trotzdem, mich herumzudrehen und das Messer aus dem Weg zu kicken. Wenn ich es schon nicht selbst einsetzen konnte, wollte ich es wenigstens nicht ihm überlassen.
    Irgendwann schafften wir es beide, auf die Knie zu kommen und uns danach auf dem stampfenden Schiff aufrecht hinzustellen. Keuchend starrten wir uns böse an. Als der Besanmast plötzlich zurück zum Deck schwang, mussten wir uns beide ducken. Unverzüglich rannte ich zu ihm hinüber und wir verkeilten uns ineinander, als wären wir Betrunkene an einem Samstagabend, die sich auf dem Heimweg gegenseitig stützen mussten. Er versuchte das Blut, das auch seinen winzigen Bart durchtränkte, aus den Augen wegzuzwinkern. Währenddessen holte ich mit dem Kopf aus und stieß ihn Slattery mit voller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher