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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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ihres Großhirns war an der Steuerung ihrer Handlungen beteiligt, abgesehen von dem Risiko, das Leute mit derartig unkontrolliertem Drogenkonsum darstellten. Es gab kaum eine gefährlichere Kombination als Hormone und psychotrope Chemikalien für solche Soziopathen. Es wäre eine gute Tat, flüsterte das Konzil der Schwestern, die beiden von jenem Organ zu befreien, das sie so plagte. Andererseits könnte es zu viel Aufsehen erregen, gab T‘Arastoydt ebenfalls zu bedenken, wenn sie die beiden kurzerhand kastrierte. Es war kaum anzunehmen, dass man hier so etwas gewohnt war.
    T‘Arastoydt verschwand und ließ eine keuchende, atemlose Jana zurück, die mit aufgerissenen Augen auf die beiden bewusstlosen Männer starrte. Die immer noch viel zu weit geöffneten Augen brannten ihr das Bild ein, ehe sie die Empfindlichkeit korrigierte. Mikko lag mit weit gespreizten Beinen da, die Hose offen, und sein Penis wirkte plötzlich überhaupt nicht mehr bedrohlich. Eher bemitleidenswert. Ari lag zusammengerollt daneben, als ob er schliefe. In seinem Gesicht zeichneten sich bereits die Blutergüsse ab, die ihn für mindestens zwei oder drei Wochen entstellen würden. Vor allem um seine Augen herum begann es, böse anzuschwellen.
    Jana wandte sich ab. In ihren Gedanken leuchtete deutlich T‘Arastoydts Handlungsanweisung, die männlichen Angreifer von allen weiteren Aktionen dieser Art auf Dauer abzubringen. Es wäre nicht besonders kompliziert. Sie verdrängte die exakte Abfolge von Handgriffen aus ihrem Gedächtnis und schritt auf den unscheinbaren Apparat zu, der offenbar dem diente, was man in dieser verrückt gewordenen Welt karitative Kommunikation nannte. Und es wurde einem wirklich nicht leicht gemacht, an diesem rätselhaften Vorgang teilzunehmen. Da wurde man schon einmal von komplett ausgerasteten Typen überfallen, denen die Hormone den Verstand überschwemmt hatten. Einen Verstand, der ohnehin mit Rausch und Delirium vernebelt war. Unfassbar.
    Am Rande ihrer Gedanken tauchte die Erinnerung daran auf, dass es andere Möglichkeiten gegeben hätte, mit den beiden fertig zu werden, subtilere Möglichkeiten. Jana war sich allerdings nicht sicher, ob sie in ihrem derzeitigen Zustand in der Lage gewesen wäre, die nötige Kontrolle und Beherrschung aufzubringen. Also hakte sie diese Idee als momentan nicht praktikabel ab.
    Als Jana direkt vor dem Gerät stand, piepste es, und es leuchtete ein stumpfes Sensorfeld auf. Mit teurer Sprachausgabe war hier nicht zu rechnen. »Karitative Kommunikation«, stand da, »bitte Adresse und/oder Code der gewünschten Verbindung angeben.«
    Sie nannte den Namen, denn etwas anderes stand ihr nicht zur Verfügung.
    »Markus Hataka, bitte«, sagte sie.
    Die Maschine blieb unverändert, und wenn nicht Jana hätte spüren können, dass in den elektronischen Eingeweiden dieses Dinges etwas passierte, wäre sie ungeduldig geworden. Da gab es keine »Bitte warten«-Ansage, kein blinkendes Lämpchen, das auf einen heftig arbeitenden Rechner hinwies. Nichts. Nur die überscharfen Sinne T‘Arastoydts, die wie ein schwaches Echo am Rand ihrer Wahrnehmung lagen und die eine enorme Aktivität in dem Kasten fühlten.
    »Bitte spezifizieren«, krächzte nun endlich eine Stimme aus dem verborgenen Lautsprecher; eine andere Maschine hatte sich zugeschaltet. Auf der Oberfläche leuchtete eine Liste. Siebzehn Personen namens Marcus Hattakka, Markus Hataka, Marcus Hattaka oder Markus Hatakka. Hinter den Namen und irgendwelchen komplizierten Zahlen-Buchstaben-Symbol-Kombinationen standen Beruf- und Altersangaben. Es war nur einer dabei, der stolz behauptete, Musiker zu sein. Das Alter kam Jana zu hoch vor. Nun, ihre Erinnerung konnte trügen. Noch immer wusste sie nicht, wie lange diese Typen im Institut sie im Koma gehalten hatten. So oder so, die Zahl da konnte stimmen, wenn Jana die bestürzende Rate bedachte, in der sich diese Leute entwickelten. Kinder von kaum achtzehn Jahren pflegte man ins Berufsleben zu stoßen, erinnerte sie sich. Auf Galdäa begann man erst mit fünfundzwanzig, sich allmählich für einen Lebensweg zu entscheiden. Sehr viel später fing man an, ernsthaft an seinem Beruf zu arbeiten; in diesem Alter hatte mancher Irdische bereits fünf oder zehn Jahre Broterwerb hinter sich. Wie alt mochten wohl die beiden sein, die wenige Meter entfernt blutiggeschlagen und bewusstlos auf dem harten Boden lagen?
    Das spielt keine Rolle, ermahnte sich Jana selbst. Sie waren alt genug gewesen, die
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