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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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stoppelkurzen Haaren vorgehen mochte. Und anderswo. Sie sah, dass einer der beiden die Erektion in seiner enganliegenden Hose kaum verbergen konnte. Es war nicht wichtig. Wichtig war etwas ganz anderes.
    Jedes Fahrzeug, das die Allee in Richtung des Instituts hinunterschnurrte, musterte Jana aufmerksam; insbesondere die ungewöhnlich flotten, die es auf Penta V eigentlich gar nicht gab. Das strenge Geschwindigkeitslimit galt für alle und jeden auf dieser Welt. Wer es durchbrach, war nicht nur jemand, der sich nicht an die Regeln hielt. Die hiesigen Fahrzeuge waren nicht imstande, zu schnell zu fahren. Wer also das Geschwindigkeitslimit durchbrach, war nicht von dieser Welt. Janas Gefängniswärter waren ebenfalls nicht von dieser Welt. Sie gehörten zu etwas Größerem, Finsterem.
    Die beiden Männer an ihrem Tisch stellten sich als Mikko und Ari vor. Sie konnten die verdächtigen Fahrzeuge auf der Straße nicht sehen. Sie achteten nicht auf ihre Umgebung, waren vom Anblick dieser Frau völlig hingerissen. Sie sprachen für Studenten einen merkwürdigen Slang. Ihre Sätze waren voller Ausdrücke, die Jana nichts sagten. Zwar konnte sie die meisten der unbekannten Vokabeln in etwa einordnen – sehr spezialisierte Gebiete moderner Technologie –, die Bedeutung dieser Worte jedoch entzog sich ihr. Vielleicht steckten Mikko und Ari gemeinsam tief in irgendeinem technischen Studiengang. So tief, dass ihnen all das Kauderwelsch in Fleisch und Blut übergegangen war.
    Nachdem das zweite Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit, ein schweres gepanzertes Auto, in Richtung des Institutes vorbeigerast war, stand Jana auf, leerte ihr Glas mit einem langen durstigen Schluck und verabschiedete sich dann von den beiden Jungs, die überrascht verstummten und ihr lange nachblickten. Wahrscheinlich hatten die beiden ehrlich geglaubt, sie hätten die hübsche junge Frau beeindruckt. Und ebenso wahrscheinlich waren sie verblüfft, dass jemand das tückische Gebräu derart unbeteiligt hinunterschütten konnte. Diese Art Drink reichte für gewöhnlich für eine lange Zeit, wenn man den Abend nicht voreilig beenden wollte.
    Jana musste sich tatsächlich, während sie fort ging, darauf konzentrieren, den Alkoholgehalt des Drinks und seine Drogen zu neutralisieren. Es überraschte sie nicht, dass die psychotropen Beimengungen des Getränks sich mit denselben Techniken beseitigen ließen wie die Chemikalien des Instituts. Menschen waren manchmal furchtbar phantasielos. Und sorglos. Den außerordentlich hohen Zuckergehalt des Drinks allerdings konnte Jana sich zunutze machen. Die Folgen einer solchen Kombination aus Zucker, Drogen und Alkohol auf einen Menschen wollte sie sich lieber nicht vorstellen.
    Dass Mikko und Ari sich leise berieten und ihr dann hinterherschlichen, bemerkte Jana nicht. Andere Menschen waren im Moment nicht von Bedeutung. Doch, einer. Der Name, der ihr die ganze Zeit über nicht aus dem Sinn ging. Markus Hataka. Der einzige, der ihr jetzt helfen konnte. Den sie anrufen musste.
    Jana hatte während des Gesprächs mit den zwei Studenten genug Einzelheiten über die Geographie dieser Stadt herausgefunden, um ihr Ziel ansteuern zu können. Zwar hatte sie nur einen Namen, es gab jedoch genügend Terminals, die bereitwillig Auskunft erteilten. Sie war hier auf Penta V, der Universitätswelt, und alles wurde sorgsam gepflegt, was irgendwie mit Kommunikation zu tun hatte. Wer einen Namen wusste, der bekam einen Anschluss und eine Adresse. Auch wenn es wiederholte Anfragen kostete, die physische Anschrift herauszufinden, weil nahezu hundert Prozent der Kommunikation dieser Welt über Datennetze und Rechnersysteme funktionierten. Und weil es kein Geld auf der Universitätswelt gab, würde sie problemlos an jeden Ort dieses Planeten reisen können.
    In einer Kommunikationszelle konsultierte sie K‘jonasoidt und fischte den Namen und eine Nummer aus dem riesigen Gedächtnis dieser unheimlichen Person, die sie doch selbst war. Der Effekt trat immer dann auf, wenn sie sich selbst auf das Format der Jana Hakon reduziert hatte – alle Aspekte von Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt standen ihr zur Verfügung, wenn sie benötigt wurden, und es war jedesmal, als frage sie einen völlig fremden Menschen um Rat. Eine Bibliothek, die voller überraschender Kenntnisse und Fähigkeiten steckte, aber eine, in der Jana offenbar ihr ganzes Leben verbracht hatte.
    Sie starrte eine Weile auf die Schrift, die in der Anzeige leuchtete,
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