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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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dass diese beiden ihre einzigen Bekannten auf diesem Planeten waren, einmal abgesehen vom Personal im Institut, das sie nie wiedersehen wollte. Es kommt kaum in die engere Wahl, einen von euch um Hilfe zu bitten, dachte sie. Diese beiden Jungs sollten Jana Hakon möglichst nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie könnten sauer reagieren. Der schnelle Weg, sich Freunde zu machen und Erfolg im Leben zu haben. Man bricht den Leuten ein paar Rippen und tritt sie in die Eier.
    Als die Straße wieder verlassen dalag, kam sie aus dem Gebüsch heraus und setzte sich auf den Boden, ihren Blick auf den Apparat gerichtet.
    Es würde klingeln oder piepsen, was auch immer. Sie würde warten, bis es hell wurde. Nein. Bis jemand das Licht in dieser Kuppel einschaltete. Sie wartete.

2.
Michael Sanderstorm • 1
    Die große kühle Halle der Universität lag still und leer. In den Säulengängen aus nachgeahmtem Marmor hallten eilige Schritte nur zögernd wider, als wäre der ruhige Ort ungehalten über jede Art von Hast.
    Ein junger Mann war die Stufen hinaufgestiegen, die in den schattigen Campus führten, durchquerte nun die Halle, immer wieder auf die Uhr schauend. Er achtete nicht auf die ausgewogene Atmosphäre des Ortes und die im Fußboden eingelassenen Inschriften, die dem Gebäude den Anschein hohen Alters und langer Tradition geben sollten, die es nicht besaß.
    Vor einer hölzern aussehenden Tür machte der junge Mann halt und suchte seinen heftig gehenden Atem zu beruhigen. Er hatte rote Flecken auf den Wangen, die sein Gesicht ungesund aussehen ließen. Kurzgeschnittenes Haar, helle graue Augen, der Versuch eines Schnurrbartes. Entgegen der augenblicklich grassierenden Mode trug er keine Brille, nicht mal eine mit Fensterglas drin. Die Blässe seiner Haut stammte ganz offensichtlich nicht von einem Mittel zur Aufhellung, wie es in gewissen Kreisen als schick galt. Das sah definitiv nach Krankheit aus.
    Für einige Sekunden erschlaffte die magere Gestalt, dann riss sich der junge Mann zusammen und richtete sich auf. Die Hand auf einer wirbligen Verzierung im künstlichen Marmor, ein Summen. Kurzes Warten. Eine Stimme von irgendwo.
    »Bitte?«
    »Ein Nachzügler zur Themenplanung«, sagte der junge Mann und hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Student Michael Sanderstorm, Gruppe siebzehn.«
    Einige Sekunden lang blieb es still. Der junge Mann hielt die Luft an und sah misstrauisch auf die Uhr. Dann blickte er über die Schulter zurück in die Halle, in der letzte Woche eine Dominomeisterschaft stattgefunden hatte. Hunderttausende alberner Dominosteine waren in monatelanger Arbeit vieler Helfer hochkant hingestellt worden. Ein einziger umgestoßener Stein hatte eine Kettenreaktion ausgelöst, an deren Ende – nach zehn oder fünfzehn Minuten – es eine begeisterte Menschenmenge und hunderttausende umgefallener Dominosteine gegeben hatte. Es existierten seltsame Methoden, seine Zeit zu verbringen.
    Die Tür, vor der Michael Sanderstorm wartete, schwang lautlos auf. Ein überraschend geräumiges Zimmer empfing ihn, in dem sich auf einem schier endlosen rosa Teppich Sitzecke und Terminal-Arbeitsplatz verloren. Andere Möbel gab es nicht. Am riesigen Fenster in der Rückwand stand ein hutzliger vertrockneter Mann und sah hinaus. Er hatte die pastellgelbe Gardine um seine Schultern gelegt, als wäre es kalt und er wolle sich an dem hauchdünnen Stoff wärmen.
    »Es ist seltsam«, sagte der vierte Stellvertreter des Prorektors, »dass in jedem Jahr zum zweiten Nachzüglertermin noch Studenten kommen. Und nicht mal da kommen alle. Nicht alle. Wundere mich ja bei den Karnesen über gar nichts mehr, die sind nun mal nicht die Zuverlässigkeit selbst, aber sonst. Wirklich.«
    »Sie müssen entschuldigen«, sagte Michael gegen die gelbe Gardine.
    »Und einer von den dreien hat seinen Exmatrikulationsantrag geschickt. Über die Datenverbindung. Kommt nicht mal von Karna. Frechheit. Weiß genau, dass wir nur persönlichste Vorstelligkeit akzeptieren.«
    Der kleine Mann stockte und lauschte seinem Satz hinterher; es fiel ihm nicht auf, was da falsch gewesen war.
    Sprachverlust, dachte Michael, sollte sich entkalken lassen.
    Von der Gardine verhüllt, redete der Alte vor sich hin. »Und einer kommt zwei Minuten, genau zwei Minuten vor Ablauf der Frist. Der andere kommt gar nicht. Was stellen die sich vor. Wir sind doch kein Wurststand, verständlichkeitshalber.«
    »Wenn ich Ihnen erklären darf ...«
    »Erst warten
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