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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Mann gluckste mit verhaltenem Lachen. »Hast mich nicht erwartet, was?«
    Cott fühlte sich ein wenig erleichtert, daß Holland offensichtlich nicht allzu wütend war, obwohl er dazu allen Grund hatte.
    »Guten – ah – guten Abend, Sir«, murmelte er. Es hatte den Anschein, als ob er zumindest die nächsten Minuten noch am Leben bleiben würde. Aber es war unmöglich zu sagen, was im Kopfe seines Nachbarn vor sich ging.
    »Nehme an, ich hatte recht mit diesem Büschel Gras, das so quasi über Nacht vor meinem Haus aufgetaucht ist«, sagte Holland.
    Cott spürte, wie seine Ohren heiß wurden, aber er sagte nur: »Gras, Sir?«
    »Verdammt schlau. Du hast das Zeug zu einem guten Soldaten.«
    Cott war dankbar, daß es dunkel war und Holland seine Verlegenheit nicht sehen konnte. Der Mangel an Licht konnte jedoch nicht verhüten, daß seine Stimme mehr von dem verriet, was in ihm vorging, als sie sollte. Hollands Anspielung war nicht mißzuverstehen. Ein Soldat – das war auch Onkel Jim gewesen.
    »Meine Familie, Sir«, sagte er, »zieht es vor, frühere Angehörige, die unter ihren Stand gesunken sind, mit Schweigen zu übergehen. Sie werden verstehen, daß ich deshalb unter anderen Umständen Ihre Bemerkung als nicht sehr schmeichelhaft auffassen müßte.« Holland stieß ein unterdrücktes Lachen aus. »Sollte keine Beleidigung sein, Junge. Es gab mal eine Zeit, wo ein Bursche wie du nach einem solchen Lob eine ganze Woche lang mit geschwellter Brust einherstolziert ist.« Cott konnte immer noch die Hitze in seinen Wangen spüren, und der Grund dafür ließ ihn die Ungereimtheit dieses mitternächtlichen Gespräches vergessen, diese völlig absurde Situation, die jeder andere Mann schon längst auf eine normale und zivilisierte Weise bereinigt hätte. »Glücklicherweise, Sir, leben wir nicht länger mehr in einer solchen Zeit.« Er hatte sich jetzt wieder vollkommen gefangen, und seine Stimme verriet nichts mehr von dem Aufruhr, der in ihm tobte. »Du vielleicht nicht.« Die Worte klangen etwas gereizt. »Ich hoffe es jedenfalls nicht, Sir.« Holland stieß einen ungeduldigen Laut aus. »Junge, dein Onkel Jim war der beste

     
    Schütze, der jemals eine Patrouille anführte, und jede Familie, die rotznasige Ideen hat, besser als er zu sein… oh, Verzeihung!« Cott zuckte zusammen. »Sir!« »Verzeihung«, sagte Holland sarkastisch. »Ich vergaß, daß wir in einer zivilisierten und vornehmen Zeit leben. Nicht zu vornehm allerdings, daß ein Mann nicht durch einen Straßengraben kriechen darf, um einen Blick auf ein Mädchen zu erhaschen, das er auf andere Weise sich nicht zu sehen traut«, fügte er mit Verachtung in der Stimme hinzu.
    COTT fühlte, wie sich die Haare auf seinem Nacken sträubten. Mr. Holland schien jeden Augenblick sein Privileg ausüben zu wollen, eine Ehrenaffäre auszurufen. Noch während er im Geiste die verschiedenen Für und Wider eines Rechts auf Selbstverteidigung formulierte, ließ er rein instinktiv den Karabiner von der Schulter gleiten. Der Riemen quietschte dabei etwas, trotzdem er das Leder vorher sorgfältig mit Öl eingerieben hatte. Cott knirrschte verärgert mit den Zähnen.
    »Ich habe auf dich nicht angelegt«, sagte Mr. Holland mit milder Stimme. »Es gibt bessere Möglichkeiten, deine Ehre zu schützen, als auf Leute zu schießen.«
    Cott war schon lange zu der Überzeugung gekommen, daß sein Nachbar – wie alle älteren Leute, die während der wilden Sechziger geboren und in den Schmutzigen Jahren aufgewachsen waren – etwas, um es gelinde auszudrücken, unkonventionell war. Aber dieser Mangel an gesundem Menschenverstand, sich unbewaffnet in eine Situation einzulassen, wo Ehre und Integrität auf dem Spiele stand, war schon mehr als unkonventionell.
    Aber darum ging es jetzt nicht. In einem solchen Falle war es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß der Schicklichkeit Genüge getan wurde.
    »Erlauben Sie mir, ein paar Dinge klarzustellen, Sir, damit es zu keinen Mißverständnissen kommt«, sagte er.
    »Keine Mißverständnisse, Sohn, jedenfalls nicht über diese Situation. Als ich so alt wie du war…«
    »Nichtsdestoweniger«, unterbrach Cott – entschlossen, Mr. Holland nicht die Möglichkeit für einen neuen Fauxpas zu geben, »bleibt die Tatsache bestehen, daß ich einige Jahre lang widerrechtlich Ihr Besitztum betreten habe…«
    »Zu dem Zwecke, Barbara nachzuspionieren«, beendete Holland den Satz für ihn. »Tu mir einen Gefallen, Sohn, ja?« Hollands Stimme
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