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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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klang leicht amüsiert.
    »Gewiß, Sir.«
    »Dann hör auf mit –«, Holland verbesserte sich, »ich meine, sei ein bißchen weniger bedacht auf Schicklichkeit und nimm es nicht immer so tragisch, in jedem Moment genau das Richtige zu tun, egal was kommen mag. Hier, wir wollen uns hinsetzen und ein paar Dinge miteinander besprechen.«
    Er bekam weder eine Kugel, noch wurde er entlassen. Cotts Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Aber diese letzte Taktlosigkeit war einfach zu viel.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte er steif, und seine Stimme klang dabei ablehnender, als er beabsichtigt hatte, »aber das kann nicht in Frage kommen. Ich möchte vorschlagen, Sie tun entweder Ihre Pflicht als Oberhaupt Ihrer Familie, oder Sie bestätigen mir Ihre Abgeneigtheit, dies zu tun.«
    »Warum?«
    Die Frage verblüffte ihn jetzt nicht mehr so sehr, als sie es getan hätte, wäre sie am Anfang dieser unglaublichen Unterhaltung ausgesprochen worden. Aber sie zeigte ihm die Wahrheit. Sie war nicht als herausfordernde Beleidigung gedacht. Es war eine echte, ernstgemeinte Frage. Die Tatsache, daß Holland allem Anschein nach die Antwort darauf nicht selber finden konnte, war ein Beweis, daß der Rat seiner Mutter richtig gewesen war. Holland war kein Gentleman.
    ZWEIFELLOS stand ihm jetzt nur noch ein Weg offen, wenn er nicht alle Hoffnung aufgeben wollte, Barbaras Hand jemals zu gewinnen. So unglaublich phantastisch es schien, so mußte er doch diese Frage ebenfalls in aller Ernsthaftigkeit beantworten und dabei versuchen, Mr. Holland etwas von dem begreiflich zu machen, was er fühlte.
    »Es dürfte wohl kaum notwendig sein«, sagte er, »Sie daran zu erinnern, daß Ehre und Integrität eines Menschen sein wertvollster moralischer Besitz sind. In diesem besonderen Falle habe ich die Ehre Ihrer Tochter verletzt und folglich auch die Ehre Ihrer Familie.«
    Cott schüttelte enttäuscht seinen Kopf. Wie konnte er erklären, was keiner Erklärung bedurfte. Seine Stimme verriet seinen Ärger.
    »Was ist das?« Hollands Stimme war ausdruckslos.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir?«
    »Ehre und Integrität, verdammt. Erklär es mir.«
    ».Jedermann weiß, was Ehre und Integrität ist, Sir. Das heißt, jedermann sollte es wissen.« Das Blut pochte gegen seine Schläfen.
    Holland fing an zu fluchen. »Kannst es nicht erklären, aber du würdest einen anderen Mann deswegen umlegen, was? Oder erwarten, umgelegt zu werden. Na schön, mach nur weiter so. Aber rechne nicht damit, daß ich dir dabei helfe, einen verdammten Narren aus dir zu machen.«
    Er seufzte. »Geh nach Hause, Sohn. In zwanzig Jahren oder so wirst du vielleicht genug Mut aufbringen, um wie ein Mann zu meinem Haus zu kommen und an die Tür zu klopfen, wenn du Barbara sehen willst.«
    Ärger und Wut schnürten Cotts Kehle zusammen. »Ich bin überzeugt, daß, wenn ich das tun würde, Miss Barbara mich nicht empfinge«, brachte er schließlich heraus.
    »Nein, vermutlich würde sie das nicht tun«, sagte Holland bitter. »Sie weiß leider auch zu genau, was sich schickt und was nicht.«
    Wie ein Feigling wandte er Cott seinen Rücken zu und schritt davon.
    Cott stand allein in der Nacht. Seine Hände krampften sich um seinen Patronengurt und preßten sich gegen die Patronen, bis sie schmerzhaft in sein Fleisch eindrangen. Dann ging er mit müden Schritten nach Hause.
    DIE Schatten, die kommende Ereignisse vorauswerfen, sind bleich im Vergleich zu der Schwärze, die sie zurücklassen. Es war schon eine volle Generation her, seit Berendtsen mit seinen Männern durch Nordamerika marschiert war, so wie eine Harke, die die harten Wurzelklumpen isolierter und eifersüchtig über ihrer Unabhängigkeit wachender Überlebender des Großen Krieges zerbrach und den Boden fruchtbar zurückließ für eine neue Aussaat der Zivilisation.
    Es war schon zwei Generationen her, seit die Menschen in den Häuserschluchten von New York gekämpft hatten, seit Scharfschützen geduldig in den Wohnungsfenstern gelegen hatten, um auf das lohnende Ziel eines Mannes zu lauern – irgendeines Mannes, dessen Rucksack kostbare Munition enthielt und vielleicht – wenn der Jäger Glück hatte – auch ein paar Konserven von den Regalen eines noch nicht ganz ausgeplünderten Ladens.
    Es waren schon volle drei Generationen vergangen seit dem Krieg, den niemand gewonnen hatte; seit der Schmutz in Manhattans Straßen ersetzt wurde durch einen tödlicheren Staub, der in der Nacht sanft glühte und vor den wenigen noch
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