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Galaxis Science Fiction Bd. 07

Galaxis Science Fiction Bd. 07

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 07
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Staub abbekommen hätte.
    Und innerhalb einer Stunde rollten, dann die beiden Angriffe gleichzeitig los.
    Danach – die Raserei. Die Raserei dem Untergang geweihter Männer, die nur noch daran dachten, so viel wie möglich ihrer Feinde mit sich ins Grab zu nehmen. Und in diesem Fall – so hofften sie – alle. Die Raserei der Selbstmorde, als die Menschen plötzlich sahen, daß sie ihr Leben endgültig und unwiderruflich verpfuscht hatten. Die Raserei siegesgewisser überheblicher Männer, die plötzlich erkennen mußten, daß sie überlistet worden waren – vom Schicksal, vom Feind, von sich selbst – die plötzlich erkennen mußten, daß es für sie keine Verteidigung und keine Entschuldigung gab, wenn sie sich einmal vor dem obersten Gerichtshof der Geschichte zu verantworten hätten, und deren heimliche Hoffnung es trotz allem war, daß es niemals einen solchen Gerichtshof geben würde, vor dessen Schranken sie geladen werden könnten.
    In diesen Tagen der Raserei wurden mehr Kobaltbomben abgeworfen, als während der ganzen vorhergegangenen Jahre des Krieges.
    Nach der Raserei der Terror. Männer und Frauen, durch deren Nasen und Münder und durch deren Haut sich der Tod einfraß, um in ihren Knochen sein Lager aufzuschlagen, die um ihr nacktes Leben kämpften unter einem stauberfüllten Himmel, der mit dem Licht der Sonne und des Mondes phantastische Schauspiele inszenierte. Das Land und die Luft – sie waren alle gleichermaßen vergiftet – voll des tödlichen radioaktiven Staubes.
    Die einzige Überlebenschance, die einigermaßen Aussicht auf Erfolg hatte, war, sich für die nächsten fünf oder zehn Jahre, während deren die Strahlung todbringend bleiben würde, in einen von der Außenwelt abgeschlossenen und strahlengeschützten Ort zurückzuziehen, der außerdem mit Nahrungsmitteln, Wasser, Energie und einer Lufterneuerungsanlage versehen sein mußte.
    Solche Zufluchtsorte wurden von den Weitsichtigen eingerichtet, von den Stärkeren erobert und von diesen wiederum gegen die verzweifelten Horden der Sterbenden verteidigt.
    Danach kam die Zeit des Wartens, des Erduldens.
    Es war das Leben eines verfolgten Maulwurfs, ein Leben in unterirdischen Gängen und Schächten, ohne Schönheit und Zartheit, aber mit Furcht und Schuld als ständigem Begleiter. Niemals die Sonne sehen, oder die Bäume des Waldes – ja, nicht einmal wissen, ob es noch Wälder gab.
    O ja, sie wußte, wie ihre Welt aussah.
    DU bist dir außerdem doch wohl auch darüber klar, daß wir diese Erdgeschoßwohnung nur beziehen durften, weil das Komitee annahm, daß wir vertrauenswürdige und verantwortungsbewußte Leute sind, und weil ich mir in letzter Zeit besondere Verdienste erworben habe?«
    »Ja, Hank.«
    »Ich dachte, du würdest Stille und Einsamkeit zu schätzen wissen. Oder willst du zurück in die Keller?«
    O Gott! Nein! Alles lieber als dieses stinkende Aufeinanderhocken, dieses schamlose Wuchern und Vegetieren von Menschenleibern. Und doch – war das Leben hier oben um so viel besser? Die Nähe der Oberfläche hatte nichts zu bedeuten. Sie quälte nur und peinigte.
    Sie schüttelte pflichtbewußt den Kopf. »Nein, Hank.«
    »Warum bist du dann nicht vorsichtig? Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, Effie. Glas gewährt keinen Schutz gegen den Staub, der draußen an den Fenstern vorbeiwirbelt. Die Bleiläden dürfen unter keinen Umständen berührt werden. Wenn du dich an ihnen vergreifst, und es wird bekannt, dann wird uns das Komitee wieder in die Keller zurückschicken, ohne ein einziges Mal mit den Wimpern zu zucken. Und sie werden es sich doppelt und dreifach überlegen, bevor sie mich wieder mit einer wichtigen Aufgabe betrauen.«
    »Es tut mir leid, Hank.«
    »Es tut dir leid, so? Was habe ich davon, daß es dir leid tut? Das einzige, wovon ich wirklich etwas habe, ist, daß du niemals wieder eine solche Dummheit begehst. Warum, in aller Welt, tust du überhaupt so etwas, Effie? Was treibt dich dazu?«
    Sie schluckte. »Es ist nur, weil es so fürchterlich ist, hier auf diese Weise eingesperrt zu sein«, sagte sie langsam, fast stammelnd. »Ausgesperrt von der Sonne und dem Himmel. Ich sehne mich so nach ein bißchen Schönheit.«
    »Und glaubst du, das tue ich nicht?« sagte er. »Glaubst du, ich möchte nicht auch lieber an die Oberfläche, hinaus ins Freie? Glaubst du, ich möchte nicht auch lieber ein sorgloses und fröhliches Leben führen? Aber ich bin nicht so verdammt selbstsüchtig wie du. Ich weiß, daß
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