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Galaxis Science Fiction Bd. 05

Galaxis Science Fiction Bd. 05

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 05
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Erstickungsanfälle.
    »Ich möchte ihn jetzt wieder zurückbringen und noch einmal versuchen, ihm etwas zu trinken zu geben«, sagte Tony. »Ich wette, jetzt wird er uns keinen Kummer mehr machen.«
    Jim war wie vom Donner gerührt, als er seinen Sohn ohne Sauerstoffmaske erblickte. Anna, die inzwischen wieder aufgewacht war und Jim Gesellschaft leistete, riß ebenfalls die Augen auf.
    »Polly«, wandte sich Tony an Sunnys Mutter, »du gehst jetzt sofort ins Bett. Für heute hast du genug an Aufregungen gehabt. Jim, du kannst doch dem Baby die Flasche geben – oder?«
    Tony setzte sich müde hin und schloß die Augen. Das Baby weinte ohne Unterbrechung und verlangte nach Nahrung.
    »Doc, ich verstehe es immer noch nicht. Wie bist du darauf gekommen?«
    Geduldig, aber ohne dabei die Augen zu öffnen, wiederholte Tony die Erklärung, die er sich selbst zurechtgelegt hatte.
    »Na, ich glaube dir unbesehen«, sagte Jim endlich, »aber ich will verdammt sein, wenn ich das verstehe.«
    »Weißt du, wie man eine Flasche vorbereitet?«
    »Hier.« Anna stand neben ihm. »Ich hatte schon damit gerechnet, daß er eine braucht.«
    Der große Mann steckte mit fast lächerlicher Behutsamkeit die Flasche seinem kleinen Sohn in den Mund.
    Dann blickte er hoch. Auf seinem Gesicht hatte sich ein tiefes Grinsen breit gemacht, und seine Augen waren ein wenig feucht.
    »Na, was sagt ihr jetzt dazu?«
    Sunnys Mund und die kleinen Kiefer arbeiteten geschäftig. Sunny trank, als hätte er schon seit Monaten nichts anderes getan.
    Sie sahen bewundernd und ein bißchen gerührt zu, wie Sunny sich fast hundert Gramm einverleibte. Dann fielen ihm die Augen zu. Er atmete tief und regelmäßig.
    »Ein Marskind«, sagte Anna sanft, »Jim, du hast ein richtiges Marskind.«
    »Sieht so aus«, sagte Kandro und strahlte.
    »Jim«, sagte Tony, »jemand sollte heute nacht aufbleiben und auf Sunny aufpassen, aber ich bin restlos erledigt. Und Polly muß unbedingt schlafen. Willst du es tun?«
    »Klar, Doc«, sagte der Vater und konnte seine Augen nicht von seinem Sohn wenden.
    »Du ziehst jetzt deine Parka an, Anna, und widersprich deinem Doktor nicht. Ich bringe dich nach Hause. Ich möchte noch wissen, warum du vorhin in Ohnmacht gefallen bist. Also komm! Und gute Nacht, Jim!«
    ICH habe Kopfschmerzen«, gab Anna zu, als sie ihr Haus erreicht hatten. »Vermutlich bin ich nur übermüdet.« Sie versuchte ein Lächeln, aber es gelang ihr nicht ganz.
    Tony schaute sie an und verzichtete darauf, ihr nur ein Aspirin zu geben. Er suchte ein starkes Beruhigungsmittel heraus und spritzte es ihr ein. Innerhalb einer Minute saß sie entspannt in einem Stuhl und atmete tief und dankbar. »Schon besser«, sagte sie.
    »Fühlst du dich jetzt ruhig genug, um mir zu erzählen, was mit dir los war?«
    »Ich – ich denke, ich sollte mich jetzt lieber hinlegen.«
    »Nein. Erst will ich wissen, warum du umgefallen bist.« Er fuhr ihr zärtlich über die Haare. »Schläge hast du nicht abbekommen. War es ein Kater?«
    »Ja, sicher«, antwortete sie spöttelnd.
    »Von dem einen Glas, das du bei uns getrunken hast?«
    »Von – von – oh, zum Teufel!« Das kam aus tiefstem Herzen, denn Anna fluchte sonst niemals.
    »Für heute nacht reichen mir deine geheimnisvollen Andeutungen, Anna. Los jetzt, erzähle! Du bist vorher noch nie in Ohnmacht gefallen.«
    »Vielleicht sollte ich jetzt wirklich beichten«, sagte wie zögernd. »Nur ein Narr sagt seinem Doktor die Unwahrheit.« Sie zögerte wieder.
    »Ich – ich bin empfänglich für die Gefühle und Gedanken anderer Menschen. Es gibt eine Menge Leute, die manchmal glauben, die Gedanken anderer Leute lesen zu können. Das ist doch nichts Schlimmes – oder?« sagte sie verteidigend.
    »Erzähle weiter!«
    »Lange Zeit habe ich es selbst nicht gewußt. Ich kann nicht richtig Gedanken lesen. Es ist nicht so klar. Aber ich war schon immer empfänglich für die Gefühle fremder Leute gewesen. Zuerst fiel es mir nicht weiter auf. Später allerdings verstärkte sich diese Fähigkeit immer mehr. Ich – ich habe bis jetzt noch nie jemand davon erzählt. Keiner Menschenseele.«
    Sie schaute ihn bittend an. Tony beruhigte sie. »Du weißt, daß du mir vertrauen kannst.«
    »Danke, Tony. Ich begann mir bewußt zu werden, womit ich es zu tun hatte, als ich ungefähr zwanzig war. Das ist auch der Grund, warum ich ausgerechnet Glasbläserin geworden bin. Wenn man ununterbrochen den Stimmungen und Gefühlen der anderen ausgesetzt ist
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