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Galaxis Science Fiction Bd. 05

Galaxis Science Fiction Bd. 05

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 05
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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– unfreiwillig, dann wünscht man sich eine Arbeit weit weg von anderen Menschen. Deshalb kam ich auch zum Mars. Auf der Erde ist es zu – zu laut.«
    »Und deshalb bist du auch die beste Assistentin, die ich jemals hatte, mit oder ohne Titel vor deinem Namen«, sagte der Arzt leise.
    »Man kann mit dir so gut zusammenarbeiten.«
    Sie lächelte.
    »Meistens wenigstens. Manchmal allerdings kannst du auch sehr ärgerlich werden.«
    Tony dachte zurück, erinnerte sich an all die Stunden, wo sie dagewesen war, bevor er sie gerufen hatte, oder gegangen war, wenn wie ihn gestört hatte, oder ihm ein Instrument in die Hand gedrückt hatte, bevor er seinem Wunsch hatte Worte verleihen können.
    »Bitte, sei nicht bestürzt, Tony. Es würde mir so leid tun, wenn ich jetzt nicht mehr für dich arbeiten dürfte. Ich weiß ja auch nicht, was du denkst.
    Ich weiß nur, was du – fühlst. Es gibt eine Menge Leute, die das können. Du mußt es doch schon lange geahnt haben. Es ist wirklich nichts Unheimliches«, flehte sie. »Ich bin nur ein bißchen mehr – »
    »Warum soll ich darüber bestürzt oder aufgeregt sein«, versuchte er sie zu beschwichtigen und war sich dabei im klaren, daß fromme Lügen hier nutzlos sein würden. Hier konnte er seine Gefühle nicht verbergen, und es stimmte, es war ihm ein bißchen unheimlich. »Du mußt einsehen, das alles kommt ziemlich überraschend. Du hast mich etwas aus der Fassung gebracht.
    Aber ich werde mich daran gewöhnen. Du mußt mir Zeit lassen.«
    Er saß einen Augenblick lang sinnend da. »Wie funktioniert es? Kannst du es mir erklären?«
    »Nicht genau. Ich › höre‹ die Gefühle anderer Menschen. Und andere Menschen scheinen sich meiner Gefühle mehr bewußt zu sein, als es bei anderen der Fall ist. Ich – nun, ich wurde mir zum ersten Male dieser Fähigkeit bewußt, als mich jemand – damals war ich in Chikago – überfallen wollte. Ich war damals noch sehr jung, nicht einmal zwanzig. Es war in einer jener fürchterlichen ausgestorbenen Nebenstraßen, und er rannte schneller als ich und holte mich ein. Etwas in mir – ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll – machte sich da selbständig. Anstatt zu empfangen, sendete ich. Ich sendete meine Gefühle, verständlicherweise ein wüstes Durcheinander aus Angst und Ekel und Verzweiflung – stärker als gewöhnlich bei anderen Leuten. Ich fürchte, ich kann mich nicht richtig verständlich machen.«



»Kein Wunder«, sagte Tony. »Unserer Sprache fehlen die richtigen Ausdrücke, um solche Erlebnisse zu beschreiben. Aber weiter!«
    »Er fiel zu Boden und zuckte hilflos mit allen Gliedern wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich rannte weiter und gelangte endlich in eine belebte Straße. Ich las am andern Tag fast alle Zeitungen, aber es war nichts erwähnt.
    Ich nehme deshalb an, daß ihm nichts Ernstliches passiert ist.«
    Sie hielt inne und sprang auf. Ruhelos ging sie ans Fenster und starrte eine Weile schweigend hinaus auf die dunkle Ebene des Lacus Solis.
    Endlich sagte sie mit einer kleinen Stimme: »Bitte, Tony! Es ist wirklich nicht so schlimm, wie es klingen mag. Ich kann nur selten senden, und auch nicht immer empfangen.« Sie wandte sich nach ihm um und sagte mit etwas natürlicherer Stimme: »Gewöhnlich sind die Leute nicht so › offen‹, wie er es war. Und ich glaube, um zu senden, muß ich ziemlich erregt sein. Ich versuchte es heute abend, aber es gelang mir nicht. Ich habe mich sehr angestrengt, jemand eine Botschaft zu senden. Deshalb hatte ich auch die Kopfschmerzen.«
    »Heute abend?«
    »Ich komme gleich darauf zurück. Jetzt allerdings – Tony, ich habe dir doch gesagt, ich habe noch nie jemand davon erzählt. Es ist sehr wichtig für mich, schrecklich wichtig, daß du mich verstehst. Du bist der erste Mensch, bei dem ich es mir wünsche, aber wenn du Angst davor hast oder darüber unglücklich bist, dann weiß ich nicht…«
    Sie zögerte. »Ich will es dir auf meine Art erzählen. Ich will versuchen, inzwischen deine Gefühle zu übersehen, und wenn ich fertig bin, ist vielleicht alles gut.
    Als das in Chikago passierte, das, was ich eben erzählt habe, hatte ich eine Stellung in einem Büro. Es gab da ein Mädchen, mit dem ich zusammensaß, das mich aber nicht mochte. Das war nicht sehr schön. Einen ganzen Monat lang versuchte ich, jeden Tag diesen Sender-Empfänger-Hebel umzulegen und ihr ein freundliches Gefühl mir gegenüber einzuflößen, aber es gelang mir nicht. Ich habe mich
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