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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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der Konflikt nicht vergeistigt oder gelöst werden kann –«
    Er hielt die Zigarette zwischen zwei Fingern an ihren Enden hoch und drückte. Wir starrten das zerbrechliche Ding fasziniert an. Es zerbrach. Er warf die beiden Hälften achtlos auf den Boden. »Der Wahnsinn, Schizophrenie.«
    LAO unterbrach das lange Schweigen. »Warum ist Statlen dafür nicht so empfänglich wie wir anderen?«
    »Junger, noch elastischer Verstand. Und mit allem Respekt gegenüber Ihrem jungen Freund gesagt, Lao, der Grund ist auch darin zu suchen, daß sein Gehirn im wissenschaftlichen Denken nicht so gründlich geschult ist wie das unsere. Je mehr man weiß, desto mehr weiß man, daß man nichts weiß.«
    Ich sagte: »Danke, mein Lieber. Wollen Sie damit sagen, daß man lieber ein paar Schwachsinnige hätte losschicken sollen? Außerdem, was ist mit Borg? Er ist zwar auch nicht mehr ganz der Alte, aber jedenfalls hat er noch keine mörderischen Absichten bekundet. Wenn man ihn in Ruhe läßt, gibt er sich bestimmt zufrieden, den ganzen Tag über seine Gedichte zu deklamieren.«
    »Ich kann kaum glauben, daß ihr alle so unaufmerksam gewesen seid. Oder tut ihr nur so unschuldig?« grinste M’Bassi flüchtig. »Habt ihr schon mal an Borgs Atem geschnuppert? Der Bursche beherrscht sich zwar großartig, aber er ist schon tagelang betrunken. Er hat seinen Verstand mit Alkohol betäubt.«
    Borg schnarchte leise in seinem Stuhl.
    »Warum hat er uns nichts davon gesagt? Uns etwas abgegeben?«
    M’Bassi zuckte mit den Schultern. »In der letzten Zeit standen wir kaum auf besonders freundschaftlichem Fuß miteinander. Vielleicht schämt er sich auch? Oder sein Vorrat ist nicht besonders groß.«
    »Würde denn Alkohol helfen?«
    »Sicher. Letzten Endes hat er die gleiche betäubende Wirkung wie ein Barbiturat.«
    Aventos sagte: »Ich bin anderer Meinung. Es hängt vom Individuum ab.«
    »Weckt Borg auf«, sagte ich. »Ich ziehe jedenfalls eine Horde von Säufern einer Bande mordlustiger Schizophrenen vor.«
    Lao war bestürzt. »Mein lieber Statlen, bitte mäßigen Sie sich doch etwas in Ihren Ausdrücken. Schlagen Sie etwa vor, uns Alkohol einzuflößen, wie man Babies Lebertran einflößt?«
    M’Bassi wedelte nachdrücklich mit seiner Hand. »Jawohl, Babies. Ich verschreibe es euch. Wir müssen etwas unternehmen. Und wir müssen es schnellstens tun. Die einzige Alternative, die uns noch offensteht, sind Drogen aus meinem Medizinschrank. Aber die wirken nur in großen Mengen, und es besteht die Gefahr, daß wir davon unheilbar süchtig werden.«
    »Wir wissen ja gar nicht, ob er genug Alkohol hat«, gab Braithewaite zu bedenken. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er größere Mengen an Bord geschmuggelt haben kann.«
    Ich rüttelte Borg unsanft an der Schulter. Sein Kopf fiel auf die Seite, und er öffnete seine rotgeränderten Augen.
    »Wo ist das Zeug? Wo hast du deinen Schnaps versteckt?«
    Er lächelte belustigt. »Das möchtest du wohl gern wissen, was, mein Söhnchen? Laß mich in Ruhe!«
    »Wieviel hast du von dem Zeug? Wir hätten Lust, selber einen zu heben.«
    Er richtete sich auf und sah sich blinzelnd um. »Das ist was anderes. Ich dachte, ihr wäret alle Abstinenzler, weil ich der einzige gewesen bin, der sich ein paar Flaschen mitgebracht hatte. Die sind zwar längst leer, aber ich habe trotzdem noch eine Unmenge von dem Zeug. Massenhaft. Mehr als ihr euch in einem Jahr hinter die Binde gießen könnt.«
    Natürlich war genug vorhanden. Dafür hatte Sam schon lange vorher gesorgt. Keine Massenexpedition, keine schwachsinnige Besatzung, sondern nur ein paar wenige der besten Köpfe der Erde – mit ihren Denkzentren vorübergehend betäubt.
    Borg stand auf und lud uns mit einem schwankenden großmütigen Armwedeln ein, ihm zu folgen.
    Mir kam der verrückte Gedanke, daß er sich seinen Alkohol vielleicht selber brennen würde. Das war nicht so unmöglich. Wo? Praktisch überall in dem riesigen Schiff. Wir hatten übergenug Platz. Die Boomerang war ein regelrechter Kaninchen-bau. Sie bot Raum für fast ein halbes Tausend Menschen, und wir waren nur sieben.
    Die Maschinen, die die menschliche Besatzung ersetzten – Elektronengehirne von unvorstellbarer Allwissenheit, Wirksamkeit und Kostspieligkeit – nahmen nur einen Bruchteil des vorhandenen Platzes ein. Irgendwo in den kilometerlangen Stahleingeweiden des Schiffes hätten ein Dutzend ausgewachsener Schnapsbrennereien Platz gehabt.
    Denn ursprünglich war die Boomerang als
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