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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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nicht an der Zeit, daß wir uns alle so verständig wie möglich mit diesem Problem befassen sollten?«
    Lao blickte mich an. »Ich möchte die Beantwortung dieser Frage dem Mann überlassen, der uns gerade dieses Problem wieder vor Augen geführt hat. Was ist Ihre Meinung, Brod?«
    Brodcuzynski versuchte die Frage auf M’Bassi abzuwälzen. »Sie sind der Psychologe. Warum habe ich Lao niedergeschlagen? Was ist in uns alle gefahren?«
    M’Bassi hatte die ganze Zeit über so getan, als wäre er in einen Stereofilm der Weltspiele vertieft gewesen. Fragend hob er die Augenbrauen.
    »Sie haben gehört, was Brod wissen will«, sagte ich.
    »Ich versuchte nur zu ignorieren, was ich doch nicht ändern kann«, antwortete er mir endlich. Er streckte seine hochaufgeschossene Gestalt auf seiner Sitzschale und stand langsam auf. Er trug nur ein Paar Leinenshorts. »Ich könnte mit Freuden all eure dummen Köpfe aneinanderschlagen, wenn ich nicht genau wüßte, daß mein eigener Kopf einen solchen Stoß auch ganz gut vertragen könnte. Ich bin genauso mit meinen Nerven am Ende wie ihr. Wir alle stehen unter einem Einfluß, den wir im Moment noch nicht begreifen können. Etwas, das jenseits aller menschlichen Erfahrungen liegt. Da draußen.«
    Er nickte in Richtung auf das matte Schwarz des Sehschirmes. Der Schirm zeigte kein Leben außer dem blauweißen Band der Milchstraße, in der wir gleichzeitig existierten, der wir uns näherten, und die wir verließen.
    »Da draußen liegt das unbegreifliche Mysterium, das unser Verstand einfach nicht fassen kann. Innerhalb unseres heimatlichen Sonnensystems fühlt sich unser Verstand noch geborgen. Die Entfernungen und die Geschwindigkeiten interplanetarischer Reisen sind noch begreifbar. Aber unsere augenblickliche Geschwindigkeit und besonders die Art unserer Fortbewegung entziehen sich vollkommen jedes direkten oder intuitiven Verständnisses.
    Wir wissen, daß wir uns in einem völlig fremden, unbekannten und unheimlichen Universum befinden, einem Universum, das mit unserem gewohnten aber auch gar nichts mehr zu tun hat.
    Unser Verstand weiß es jedenfalls, auch wenn wir es uns vielleicht nicht eingestehen wollen. Und unser Verstand, der darauf gedrillt ist, zu erkennen und Erkanntes in vertraute Kategorien einzuordnen, steht hier vor der Aufgabe, das Nichterkennbare rein instinktiv begreifen zu müssen. Auf diese Weise entsteht im Unterbewußtsein ein nicht lösbarer Zwiespalt. Endergebnis: Nervenzusammenbruch.«
    »Aber in seiner Phantasie hat der Mensch solche Reisen schon oft zurückgelegt«, protestierte Lao. »Und die Phantasie ist eine Funktion der höheren Verstandesebenen. Unser Freund Statlen hier«, – er gestikulierte in meine Richtung – »besitzt eine ganze Schublade voll mit Fotokopien alter Magazine, in denen die interstellare Raumfahrt als selbstverständlich angesehen wird.« M’Bassi lächelte etwas gequält.
    Einst hatte Sam ein ähnlich gequältes Lächeln gezeigt, als er mir meine Instruktionen gab. Das ganze Unternehmen war h’gliegn – ein Spaß, ein Spiel mit Kindern – aber ich müßte das vergessen und selber zu einem Kind werden… Wer war Sam?  Ein verschwommenes Gedankenbild, ein Traum –
    »Die Phantasie«, sagte M’Bassi, »kann den letzten Folgerungen aus ihrem eigenen Werke ausweichen. Unser Verstand steht jetzt nicht irgendeinem Phantasiegebilde, sondern der Wirklichkeit des Nichtbegreifbaren gegenüber. Wir haben nicht die Möglichkeit, uns vor dieser Wirklichkeit zu verschließen. Es kommt zu einem seelischen Konflikt, zu einer Neurose. Und hinzu kommt, daß wir selbst auf unser Geschick keinen Einfluß nehmen können. Das Schiff ist vollautomatisch, und wir sitzen darin wie ein halbes Dutzend Versuchstiere in einem Laboratoriumskäfig. Das macht die Sache natürlich noch schlimmer.«
    M’Bassi hatte sich während seiner Erklärungen auf den Sims vor dem Sehschirm gesetzt. Brodcuzynski gesellte sich zu ihm. Ich war dankbar, daß uns die beiden für einen Augenblick die Aussicht auf das bedrückende Bild nahmen, das sich uns in dem Schirm zeigte.
    »Und was geschieht dann?« fragte Brod.
    »Es fängt an mit Gereiztheit und wachsendem Haß gegen die anderen. Allmählich kann keiner den andern mehr riechen. Aber es geht weiter. Das Unterbewußtsein kämpft darum, seine Unversehrtheit gegen die unmöglichen Anforderungen des Verstandes zu erhalten.« Er holte eine Zigarette aus seiner Hosentasche. »Die Neurose beginnt. Schließlich, falls
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